—— 341 —— Gerade der Müllabfall in Berlin, meine Herren, läßt ſich nicht vergleichen mit dem in Budapeſt und auch nicht mit dem in München. Jede Stadt hat nach dieſer Richtung ſehr differenzierende Eigenſchaften. Während Sie in Budapeſt ſehr wenig Papier ſehen, das weggeworfen wird, ſehr wenig Flaſchen, Zink⸗ büchſen uſw., ſehen Sie dort Maſſen von Obſt, na⸗ mentlich von Melonen — wir ſind allerdings in der Herbſtzeit dort geweſen, ſodaß das ganz beſonders auffiel —, auch Speiſereſte viel weniger als bei uns. In München iſt die Zuſammenſetzung des Mülls ganz anders; da finden Sie verhältnismäßig wenig Früchte, aber mehr Sperrgüter. In Berlin iſt ein Hauptbeſtandteil des Hausmülls infolge der ungeheuer großen Induſtrie⸗ und Verwaltungstätigkeit, die wir hier haben, dasjenige Element. mit dem alle Büreaus zu arbeiten haben, das Papier, und das Papier iſt ein ſo wertvoller Beſtandteil des Mülls, wenn er reinlich erhalten wird, daß daraus wieder ſehr große Werte geſchaffen werden können. Deshalb laſſen ſich die Aufbereitungsanſtalten von Müll in den andern Städten garnicht mit der Veranſtaltung vergleichen, die wir im Auge haben, mit dem Dreiteilungsſyſtem. Denn in München kommt das Papier erſt mit den anderen Teilen des Mülls zuſammen und wird voll⸗ ſtändig beſchmutzt und ruiniert, während bei uns das Papier von vornherein fein ſäuberlich ausgeſondert werden muß, ſodaß es mit den übrigen Stoffen gar⸗ nicht zuſammenkommt, und ſäuberlich ſo, wie es aus den Büreaus herauskommt, in die Aufbereitungsan⸗ ſtalt übergeht. Daß das ſo iſt, davon haben ſich die Herren, die die Teilungsanſtalt in Charlottenburg geſehen haben, überzeugt. Ebenſo ſind bei uns im Müll ſehr viele feſte Stoffe vorhanden, Sardinen⸗ büchſen uſw., die ſehr wertvolles Material an Zink u. dergl. haben, dann emaillierte Gegenſtände, die wieder die koſtbare Emaille enthalten; beide Dinge, Emaille wie Zink, können im elektriſchen Bade mit Leichtigkeit frei gemacht und wieder von Neuem ver⸗ wendet werden. Alſo, meine Herren, rauf wir unſer Augenmerk teilung, neue Werte ſchafft. Und dieſe Werte, meine Herren, machen die Abfuhr billiger. Was wir er⸗ ſtreben für unſere Hausbeſitzer und für die Bewohner überhaupt, das iſt die Verbilligung der Müllabfuhr durch ihre Verwertung, die wir hauptſächlich im Auge haben. Das Zweite, meine Herren, was uns bewogen hat, notwendigerweiſe an dieſe Frage heranzutreten und eine Löſung zu verſuchen, iſt der Umſtand, daß wir einem Monopol verfielen, erſtens weil die Ge⸗ ſellſchaften, die die Abfuhr des Mülls in der Hand haben, nicht mehr leiſtungsfähig ſind. Als vor 5 oder 6 Jahren die eine große Geſellſchaft verſagte, beſtand außerdem die ernſte Gefahr für uns, daß das Müll liegen blieb und infolgedeſſen in großen Maſſen Krankheitserreger in den Häuſern blieben. Aber zur Gefahr des Monopols: daß ſchließlich nur eine Abfuhrgeſellſchaft übrig bleibt, die dann alles in der Hand hat und den Hausbefitzern Vorſchriften macht, denen jeder ſich unterwerfen muß dieſer Monopolbildung, die eine erhebliche Verteuerung der Abfuhr bedeutet, müſſen wir begegnen; denn ſonſt iſt der Hausbeſitzer verloren. Dieſe kurzen Geſichtspunkte will ich nochmals ins Gedächtnis zurückrufen, um zu zeigen, wie not⸗ wendig es iſt, daß etwas geſchieht, daß endlich eine Stadt vorgeht und die Müllabfuhr ordnungsmäßig regelt. Daß wir, meine Herren, gleich das Beſte Sie ſehen, daß das, wo⸗ gerichtet haben, die Drei⸗ und Richtigſte treffen werden, glaube ich kaum; denn wir betreten hier ein ganz neues Gebiet (ehr richtig!) und müſſen erſt Erfahrungen ſammeln. Deshalb das möchte ich Herrn Dr. Zepler ſagen — 9 es auch nötig, daß wir mit Unternehmern zunüchſt in Verbindung treten, und wenn wir dies tun, iſt es auch nötig, daß wir ein Spatium von 15 Jahren greifen, weil die Unternehmer ſonſt die Sache nicht durchführen können. Ein Unternehmer, der in un⸗ ſerer Stadt, die in zwei Gebiete getrennt werden ſoll, die Abfuhr übernehmen und den Vertrag mit der Stadt abſchließen ſoll, muß ſich auf ſehr erheb⸗ liche Ausgaben gefaßt machen. Er muß ſich einen großen Fuhrpark anſchaffen, muß die poltzeilich vor⸗ geſchriebenen Wagen haben, muß die nötigen Pferde haben; er muß ſich aber auch ſo einrichten können, daß er die Ausgaben in der Zeit, für welche der Vertrag läuft, amortiſieren kann, und dazu müſſen wir wenigſtens einen Zeitraum von 15 Jahren an⸗ nehmen. Täten wir das nicht, Herr Dr. Zepler, ſo würden wir wieder die Preiſe für die Abfuhr in die Höhe treiben, (ſehr richtig!) und das würde wieder nicht im Intereſſe der Haus⸗ beſitzer und der Einwohner liegen. Alſo wir müſſen an dem Zeitraum von 15 Jahren eſthalten, wenn wir die Sache nicht verteuern wollen. Was wir nach den 15 Jahren machen werden, können wir heute nicht wiſſen; vielleicht ſind wir dann ſoweit, daß wir die Müllabfuhr ganz in ſtädtiſche Regie übernehmen; vielleicht auch ſagen wir: es hat fſich ausgezeichnet gemacht, daß wir die Abfuhr durch Ge⸗ werbetreibende, durch Unternehmer bewirken, wir werden dabei bleiben. Aber darüber brauchen wir uns heute nicht den Kopf zu zerbrechen; worauf es ankommt, iſt, daß wir mit Energie den erſten Ver⸗ ſuch auf dieſem Gebiet unternehmen. (Sehr richtig!) Ich möchte noch auf einige Punkte eingehen, die Herr Dr. Zepler erwähnt hat. Er meinte, wir möchten die Wagen abhebbar machen, wie es in München und Budapeſt der Fall iſt. Das können wir nicht. In München wie in Budapeſt beſteht eine ſtändige Abladeſtelle, es hat eine Geſellſchaft die Sache übernommen, die die Abfuhr für die ganze Stadt beſorgt; ſie haben dort eine beſondere Abladeſtelle, und ſie haben in jeder Stadt ein beſonderes Prinzip, nach dem ſie arbeiten. Dieſe Städte können das alſo machen; aber wir, die wir teilen wollen, die wir zwei Abfuhrgebiete einrichten wollen und vor allen Dingen heute noch nicht wiſſen, was für Angebote an uns herantreten werden, auf welche Weiſe das Müll beſeitigt werden und wo es bleiben wird, können das nicht machen. Ob ſich ſpäter nach Vorlage der Angebote die Möglichkeit herausſtellen wird, Ihrer Anregung zu folgen, werden wir abwarten müſſen; es wäre nicht ausgeſchloſſen. Ich kann mir denken, daß eine Geſellſchaft käme und ein ſolches Verlangen, das Ihrem Wunſche entſpricht, ſtellte. Die Dreiteilung fakultativ zu machen, iſt nicht angängig, wenn der ganze Gedanke nicht fallen ſoll, und der Gedanke iſt ſo ausgezeichnet, daß ich bitten möchte, von der fakultativen Dreiteilung abzuſehen. Wie ſoll ſich der Unternehmer zunächſt dazu ſtellen? Wir wollen gerade einen Mißſtand beſeitigen, der heute den Unternehmer bei der Abfuhr des Haus⸗ mülls ſehr ſtark drückt. Die Leute rücken heut mit ihren Wagen nicht von Haus zu Haus, ſondern müſſen manchmal lange Strecken fahren, um an das nächſte