um mm m mmm m n ——— 359 — heilende, ſondern in erſter Linie eine vorbeugende Wiſſenſchaft, 2. (ſehr richtig!) und da müſſen eben andere Maßregeln getroffen werden. Wenn nun in dieſer Petition geſagt wird, es ſein kein günſtiges Reſultat erzielt worden, 48 % wären nicht wiedergekommen nach der zweiten Vor⸗ ſtelluung — mein Gott, das iſt kein Wunder! Ja, die haben eben gedacht, die Kinder werden auch dort behandelt; das iſt abgelehnt worden, und deshalb ſind ſie nicht wiedergekommen. Freilich, das Ab⸗ lehnen geſchieht nicht immer ſo ſchroff, das kann ein Arzt nicht; ich glaube, auch Herr Dr. Bauer wird es nicht tun. Wenn eine Mutter mit einem Kinde kommt, das einen vereiterten Nabel hat, dann wird doch jeder Arzt den Eiter entfernen, wird mit Sub⸗ limatlöſung die Wunde auswaſchen, wird ſie tuſchieren nötigenfalls und einen Verband darüber legen, bevor er das Kind nach Haus ſchickt, damit es nicht bis zum andern Tag womöglich ſeptiſch infiziert iſt. In ſolchen Fällen muß ein Arzt eingreifen und muß behandeln. Mit den Schulzahnärzten iſt es auch oft ſo: wenn ein Schulzahnarzt ein Kind ſieht, das Eiter unter dem Zahn hat, dann macht er dem Eiter Luft. Das iſt nicht zu vermeiden. In anderen Städten wird noch ganz anders behandelt, die ſind ſchon in der Beziehung viel weiter als wir, und ich denke, wir werden auch noch weiter kommen. Ferner iſt in der Petition davon die Rede, daß der größte Teil der Kinder von gut ſituierten Leuten wären. Nach den Berichten der Arzte iſt das aber nicht der Fall. Wie Herr Dr. Kettner in ſeinem Bericht ſagt, haben 63,3% der Kinder Mindergewicht, alſo nicht das normale Gewicht, ſind alſo elend er⸗ nährt. Herr Dr. Pilger führt ſämtliche Berufe der Väter der zu ihm gebrachten Kinder an; das ſind alles kleine Leute: 67 Arbeiter, 9 Schloſſer, 2 Klempner, 4 Zimmerer, 4 Tiſchler, 7 Kutſcher uſw.; es iſt kein Einziger darunter, der etwa eine beſſere Stellung hat. Meine Herren, man kann doch nicht ſo ſcharf trennen gut ſituiert und nicht gut ſituiert! Der Ma⸗ giſtrat bezahlt ja ſeine Beamten ſo, daß ſie eriſtieren können; aber es kommt auch mal vor, daß ſie in Not geraten, Unterſtützung haben müſſen, und dann ſind ſie auch nicht gut ſituiert. Das kann man alſo nicht ſtreng ſcheiden. Sodann wird in der Petition verlangt, es möge für die leitenden Arzte der Fürſorgeſtellen eine Dienſt⸗ anweiſung erlaſſen werden, in der ausgeſprochen wird, daß ſeitens der Arzte eine ausſchließlich auf die Er⸗ nährung der Säuglinge bezügliche beratende, aber nicht behandelnde Tätigkeit auszuüben ſei. Ja mein Gott, werden denn die Kinder nur durch falſche Er⸗ nährung krank? Bei der größten Zahl iſt es ſo, aber viele werden doch aus anderen Urſachen auch krank: unzweckmäßige Wartung, Kleidung, Reini⸗ gung uſw. Darauf ſollen die Arzte nicht die Mütter aufmerkſam machen dürfen? Das können doch die Herren Arzte nicht verlangen, das iſt zu weit ge⸗ gangen. Ein Anonymus in der Berliner Arztekorreſpon⸗ denz iſt noch weiter gegangen; der ſagt geradezu: die Patienten, die dorthin gebracht werden, ſind aus gut ſituierten Familien, denn Arbeiterfrauen ſtillen ihre Kinder ſelbſt, die kommen nicht hin, die brauchen keine Milch. Das zeigt, wie manchmal Arzte Be⸗ hauptungen aufſtellen, über die man die Achſeln zucken muß. Ich kann nur ſagen, daß mich dieſe Anfeindung — anders kann man das nicht nennen — der Für⸗ ſorgeſtellen durch die Arzte garnicht überraſcht. Die Herren können ſich noch nicht daran gewöhnen, ſie klagen, daß ihnen zu wenig Darmkrankheiten, Magen⸗ darmkrankheiten in dieſem Sommer vorgekommen ſind. Hoffentlich werden in Zukunft noch weniger vorkommen. Die Arzte werden ſich daran gewöhnen müſſen. Man wird eben ſuchen, die Anſtaltsbehand⸗ lung immer mehr auszubreiten und immer mehr Kaſſenſtellen zu ſchaffen. Das iſt unſerer Zeitrichtung entſprechend. Die gemiſchte Deputation hat ja auch beſchloſſen, auf die Wünſche der Arzte nicht Rückſicht zu nehmen, ſondern beantragt, daß die Fürſorgeſtellen fortgeführt werden. Ich hoffe, das wird auch ge⸗ ſchehen. Stadtv. Dr. Zepler: Meine Herren, was den letzten Teil des Magiſtratsantrages betrifft, ſo bin ich der Zuverſicht, wie ich in der vorigen Sitzung bereits geäußert habe, daß die Materie noch einmal an eine Kommiſſion zurückgewieſen wird. Ich brauche mich alſo darüber jetzt nicht auszuſprechen und ſchließe mich einfach dem Antrag Dr. Spiegel an. Der übrige Teil des Magiſtratsantrages d. h. die weitere Fortführung der Säuglingsfürſorgeſtellen auch im Winter wird, wie ich hoffe, zur Annahme gelangen. Daß manches zu verbeſſern iſt, iſt bei einer ſo jungen Einrichtung ja ſelbſtverſtändlich. Ich hoffe, daß ſich die Kommiſſion der Sache der⸗ artig annehmen wird, daß die Verbeſſerungen bald werden Platz greifen können. Ich möchte mich nicht auf die vielen Einzelheiten, die hier vorgebracht worden ſind, weiter einlaſſen. Ich will nichts da⸗ rüber ſagen, daß ein Teil der Klienten fortgeblieben iſt. Nach ärztlicher Erfahrung iſt das überall der Fall, ſowohl in der Privatpraris wie in Poli⸗ kliniken uſw.; es bleibt immer noch der Segen zurück, deſc 40 ſolche Einrichtungen ſehr viel Nutzen geſchieht. Was die Vorſchläge des Genoſſen Vogel anbe⸗ langt, bei der Station gleich einige Krankenbetten einzurichten, ſo iſt es ja natürlich, daß ich der Sache an ſich ſehr ſympathiſch gegenüberſtehe. Ich möchte aber doch den Genoſſen bitten, vorläufig davon ab⸗ zuſehen. Wir dürfen uns nicht überſtürzen, wir müſſen allmählich ausbauen. Wir fangen ja erſt an. Wenn wir alles auf einmal wollen, wird ſchließlich garnichts Vernünftiges daraus. (Hört, Hört!) Wir wollen doch Poſitives erreichen, wollen uns doch nicht ſo übereilen und blind aufs Ziel los⸗ ſchießen. Gewiß kann nur jeder, der ſozial denkt, beſonders jeder Angehörige unſerer Fraktion wünſchen, daß etwas Derartiges geſchaffen wird. Ich bin auch dafür, daß wir vielleicht im nächſten Jahre eine der⸗ artige Einrichtung treffen. Aber zunächſt wollen wir das Geſchaffene erſt ordentlich regeln und richtig ausbauen. „ Was die Qualität der Milch anbelangt, die der Herr Kollege Dr. Bauer mit Recht bemängelt hat, ſo möchte ich jetzt noch einmal erwähnen, daß ich damals, als der Magiſtratsantrag geſtellt wurde, überraſcht war und mit Recht überraſcht war. Denn wir waren in der Kommiſſion noch nicht zu einer Einigung gekommen, hatten noch nichts Handgreifliches beſchloſſen, und da kam plötzlich dieſer Antrag. Ich ſprach damals mein Befremden über die Plötzlichkeit aus, nachdem ich gerügt hatte, daß in der Kom⸗ miſſſon ſo langſam gearbeitet würde. Der Herr