zur Abwehr von Epidemien uſw. alles das machen die Arzte umſonſt, ſie ſind unbezahlte Beamte. Da iſt es ſehr wohl berechtigt, daß die Arzte dafür etwas in Anſpruch nehmen. Wenn der Staat es nicht tut, müſſen es die Kommunen tun, ſchon des⸗ wegen, weil das, was die Arzte in jeder Stadt tun, zunächſt der Kommune zugute kommt. Wir könnten ferner, wenn wir den Arzten gewiſſermaßen ein Wartegeld geben würden (Glocke des Vorſtehers) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Herr Stadtv. Dr. Zepler, jetzt ſchweifen Sie ſichtlich von der Sache ab. Sie kommen ganz auf die prinzipielle Frage, wie die Arzte zu ſtellen ſind. Das geht zu weit! Stadtv. Dr. Zepler (fortfahrend): Ich weiß ſehr wohl, daß ich von der Sache abſchweife, möchte aber darauf hinweiſen, daß die Arzte hier eine ganz falſche Stellung einnehmen. Ich werde davon zurückkommen und möchte nur noch einen Punkt, der uns im In⸗ tereſſe der Arzte, aber auch im Intereſſe des Publi⸗ kums der Stadt Charlottenburg näher liegt, hier zur Erwäaung ſtellen. Ich möchte den Magiſtrat erſuchen, ſich nächſtens einmal der Frage anzunehmen, daß wir für die Armenverſorgung auch die freie Arzte⸗ wahl ins Leben rufen. Das Publikum wird bei der freien Arztewahl ſelbſtverſtändlich viel beſſer behandelt. Die große Maſſe der Arzte hat auch einen Vorteil davon. Es wird natürlich eine beſſere Bezahlung eintreten müſſen, die ohnehin bei den Armenärzten miſerabel iſt. Soviel muß die Stadt Charlottenburg ſchon tun. Ich wollte alſo hiermit nur angedeutet haben, daß wir für die Arzte auch manches tun können. Aber die Arzte ſollen endlich einmal Einſicht üben und ſollen nicht etwa der Arbeiterſchaft, geſchweige denn ſolchen einzelnen ſozialen und noch ziemlich unbedeutenden ſozialen Beſtrebungen, wie wir ſie hier verfolgen, Knüppel zwiſchen die Beine werfen; das iſt nicht recht! Ich möchte aber doch, wenn ich auch moniert worden bin, nicht von der Sache ab⸗ zuſchweifen, ſchon jetzt ankündigen oder vielmehr das Haus darauf aufmerkſam machen, daß wir im Schilde haben, mit größeren Anträgen eine neue ſoziale Ara ins Leben zu rufen. Machen Sie ſich darauf gefaßt! Stellen Sie größere, mit⸗ jedem Jahre wachſende Mittel in den Etat ein, damit wir Fragen wie die⸗ jenige, daß die Arzte von Stadt wegen ein gewiſſes Firum bekommen, dann aber auch eine Arbeitsloſen⸗ verficherung in Angriff nehmen können. Mächen Sie ſich darauf gefaßt, eine ſozialpolitiſche Ara beginnen laſſen! (Rufe: Zur Sache!) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, wenn es nicht ſchon in den beiden Magiſtratsvorlagen ſtünde, daß Sie es mit einer noch ziemlich unge⸗ klärten Sache zu tun haben, ſo würde. die heutige Diskuſſton das ganz deutlich zu Tage gefördert haben. Denn es ſind ſo viele Wenn und Aber, ſo viele Wünſche von den einzelnen Rednern ausgeſprochen worden, daß es entſchieden zu weit führen würde, wenn ich auf alle dieſe Punkte hier eingehen wollte. Die ſämtlichen Herren ohne Ausnahme, die hier ge⸗ ſprochen haben, gehören ja der gemiſchten Deputation, die mit dieſer Angelegenheit bisher beſchäftigt ge⸗ weſen iſt, an, und werden ſicherlich für den Fall, daß dieſe Deputation weiter arbeiten ſollte, Gelegen⸗ heit finden, dort die einzelnen Anregungen, die 361 ſo iſt zuzugeben, daß in zu verfolgen. Ob aller⸗ dings die Zuſtändigkeit dieſer Deputation noch auf die weitere materielle Behandlung dieſer Angelegen⸗ heit gerichtet ſein kann oder ob nicht vielmehr jetzt die Geſundheitspflegedeputation in ihr Recht einzu⸗ treten hat, das iſt eine im Magiſtrat noch nicht ge⸗ klärte Frage. Soviel ich aber weiß, gehört die große Mehrzahl der Herren auch der Geſundheits⸗ pflegedeputation an, ſodaß ſich damit ihre Tätigkeit gewiſſermaßen nur in der Firma ändern würde, in der Sache aber nicht. Auf einige Geſichtspunkte nur, die hier geltend gemacht worden ſind, will ich eingehen, und zwar auf die drei wichtigſten: erſtens die Frage der Qua⸗ lität und der Beſchaffung der Milch, zweitens die Frage der Stellung der Arzte, und drittens die Frage des Verhaltens der Säuglingsfürſorgeſtellen zu dem Publikum, die Unterſcheidung zwiſchen Be⸗ mittelten und Unbemittelten uſw. Meine Herren, was die Milchfrage anbetrifft, dem eigentlichen Sinne der Polizeiverordnung wir „einwandfreie Säuglingsmilch“ zwar nicht geliefert haben. Es iſt mir aber doch ſehr daran gelegen, den Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr. Bauer gegenüber eine Auskunft mit⸗ teilen zu können, die der Profeſſor Ficker, welcher die ärztlich hygieniſche Unterſuchung unſerer Milch vorzunehmen hat, ganz neuerdings erſt zu den Akten gegeben hat und infolgedeſſen, ſoviel ich weiß, dem Herren Stadtv. Dr. Bauer nicht bekannt geworden iſt, die jedenfalls in der letzten Sitzung der ge⸗ miſchten Deputation noch nicht vorgelegen hat. Herr Profeſſor Ficker äußert ſich in einem Briefe vom 27. September folgendermaßen — er ſpricht davon, ob ſich Mängel herausgeſtellt hätten, und ſagt: Das iſt aber durchaus nicht der Fall ge⸗ weſen, vielmehr hat jede Unterſuchung bisher ergeben, daß eine Milch von vorzüglicher Qua⸗ lität geliefert wurde. Meine Herren, ob wir uns mit dieſer Qualität der Milch werden genügen laſſen können oder ob wir nicht in der Tat werden beſtrebt ſein müſſen, noch höhere Anforderungen an die Milch zu ſtellen, iſt eine bis⸗ her noch nicht gelöſte Frage. Sie ſehen ja aus unſerer Vorlage, daß wir die Abſicht haben, von der Paſteuriſierung der Milch, bei welcher Herr Stadtv. Dr. Bauer wenigſtens Mängel als möglich hingeſtellt hat, abzugehen und den Verſuch zu machen mit der Lieferung friſcher Kuhmilch unter der Vorausſetzung, daß wir hier geeignete Molkereien finden und daß wir ein Abkommen mit ihnen treffen können, welches uns auch nur eine gewiſſe Wahrſcheinlichkeit bietet, daß die Leute, die unſere Fürſorgeſtellen benutzen, den Preis für dieſe Milch auch werden bezahlen können. Die Verhandlungen, die ich in der Zwiſchen⸗ zeit nach dieſer Richtung hin eingeleitet habe, be⸗ wren mich zu der Erwartung, daß es gelingen wird. Daß wir verſuchen, mit der Lieferung friſcher Kuhmilch im Winter vorzugehen, wird jedenfalls Herr Stadtv. Dr. Bauer für ſehr richtig halten. Bisher hatten wir derartige Molkereien noch nicht, wenigſtens nicht in ausreichendem Maße. Wir müſſen ſie überhaupt erſt bilden, erſt erziehen, und derartige Erperimente können wir nur im Winter machen; im Sommer wären ſie geradezu ruinös. Deshalb war es im vorigen Sommer nicht möglich, in dieſer Richtung Verſuche anzuſtellen. Nun hat allerdings Herr Stadtv. Dr. Bauer wie auch Herr Stadtv. Dr. Zepler gemeint, wir ſeien ſie heute gegeben haben,