— 365 — Verhältnis in den anderen Wintermonaten, und nur in den Sommermonaten gleicht ſich das etwas aus. Woran das liegt, wird man bei näherer Betrachtung auch wohl finden. Die Zunahme der Anſchlüſſe be⸗ ruht doch zu einem ſehr weſentlichen Teile darauf, daß in den modernen Häuſern überall gleich Anlagen für elektriſches Licht geſchaffen werden, daß auch in ſehr vielen derartigen Wohnungen dann elektriſche Beleuchtung vorgeſehen wird, alſo Anſchlüſſe für ſo und ſo viel Lampen. Nun weiß aber Jeder, daß dieſe Lampen regelmäßig nur zum allergeringſten Teile benutzt werden. Deshalb muß gerade in den Wintermonaten, wo die Beleuchtung eine weſentliche Rolle ſpielt und ein ſehr großes Anſteigen des Stromverbrauchs überhaupt bedingt, der Unterſchied in der Zunahme des Stromverbrauchs gegenüber der Zunahme der Anſchlüſſe bedeutend ſein. Meine Herren, das iſt aber ſehr weſentlich, daß gerade in den Zeiten des ſtarken Verbrauchs die Zunahme der Anſchlüſſe uns kein Bild von der Zunahme des Stromverbrauchs gewährt. Deshalb müßte zur Klar⸗ ſtellung der Sachlage uns vor allen Dingen ein Aufſchluß über die Entwickelung des Werkes in Be⸗ zug auf den Stromverbrauch gegeben werden. Es wäre mir ſehr angenehm, wenn die Auf⸗ ſchlüſſe, die ich hier vermißt habe, ſchon heute in der Verſammlung gegeben werden ſollten. Dann würde ſich ja eine Überweiſung an einen Ausſchuß erübrigen. Wenn das nicht möglich ſein ſollte, müßte ich mir einen Antrag auf Ausſchußberatung vorbehalten. Stadtrat Dr. Jaffé: Um mit dem Letzten zu beginnen, will ich gleich bemerken, daß ich gegen eine Ausſchußberatung nichts einzuwenden haben würde. Die Zeit drängt nicht ſo, daß wir nicht noch Zeit fänden, die ganze ſehr wichtige Vorlage in einem Ausſchuß durchzuberaten. Ich würde es ſogar für vollſtändig richtig halten, daß eine Vorlage, die Mittel im Betrage von 1700 000 ℳ erfordert, nicht kurzer Hand zur Annahme gelangt, ſondern im Ausſchuß geprüft wird. In dieſem Ausſchuß werden auch die verſchiedenen Fragen, die Herr Dr. Spiegel eben angeregt hat, einer genaueren Prüfung unter⸗ zogen werden Trotzdem möchte ich aber nicht unter⸗ laſſen, auf ſeine Einwendungen jetzt ſchon einiges zu erwidern. Was zunächſt die Turbinen betrifft, ſo wird die Frage bei uns ſeit Jahr und Tag eifrig ſtudiert und verfolgt, und nicht bloß von uns, ſondern auch von der Firma Lahmeyer, die ja das größte Intereſſe daran hat, das Werk ſo herzuſtellen, daß es mög⸗ lichſt gut, ſicher und ökonomiſch arbeitet. Wir haben uns ſeit Jahr und Tag mit der Frage beſchäftigt und haben uns Werke angeſehen, in denen Turbinen auf⸗ geſtellt waren, u. a. hier bei der Allgemeinen Elektri⸗ zitätsgeſellſchaft, bei Siemens⸗Schuckert, und wir ſind nach reiflicher Erwägung aller Vorteile und Nachteile im Einverſtändnis mit Lahmeyer zu der Uberzeugung gekommen, daß es ſich nicht empfiehlt, zunächſt eine Dampfturbine aufzuſtellen. Die Verhältniſſe liegen für die verſchiedenen Werke nicht gleich. Wenn ein Werk im Innern der Stadt angelegt iſt und mit Platzmangel zu kämpfen hat, wird es wohl beſſer tun, eine Turbine aufzuſtellen, als zur Aufſtellung einer ſtehenden Dampfmaſchine zu ſchreiten, wie ſolche ja auch in Rückſicht auf Raumerſparnis viel⸗ fach Aufſtellung gefunden haben, deren Betrieb aber ein ſehr ſchwieriger, unangenehmer und unſicherer iſt. Bei uns liegen die Verhältniſſe nicht ſo, daß wir mit der Platzfrage ſo engherzig zu rechnen brauchen, der Platz ſteht uns zur Verfügung. Im übrigen trifft die Platzerſparnis durchaus nicht bei allen Turbinen zu. Es ſtehen heute zwei Turbinen in Frage, die Parſons⸗ und die Zölly⸗Turbine. Die erſtere nimmt faſt genau ſoviel Raum in Anſpruch wie die Dampfmaſchine. Was die Betriebsſicherheit anbetrifft, ſo ſind doch beim Betrieb mit Turbinen auch bis in die neueſte Zeit hinein ſoviele Betriebs⸗ ſtörungen vorgekommen, daß man es nicht gut ver⸗ antworten könnte, ſich der Gefahr einer Betriebs⸗ unterbrechung, deren Unannehmlichkeit gerade Herr Stadtv. Spiegel vorhin dargelegt hat, auszuſetzen. Wir müſſen in erſter Reihe darauf bedacht ſein, ein abſolut betriebsſicheres Werk zu haben. Nun ſagt Herr Stadtv. Dr. Spiegel: jetzt könnte man den Verſuch machen, die neue Maſchine wäre eine Reſerve. Ein völliger Irrtum! Wir haben keine Reſerve von 3000 P§S, wenn wir die Maſchine aufgeſtellt haben, ſondern wir haben viel⸗ leicht dann eine Reſerve von 1600 bis 2000 PS. Wenn alſo dieſe große Maſchine verſagen würde, dann müßte alles andere in Gang geſetzt werden, und nur mit äußerſter Anſpannung wäre der zu liefernde Strom zu beſchaffen. Herr Stadtv. Dr. Spiegel meint ſodann: die Zahl der angeſchloſſenen Glühlampen gibt keinen Maßſtab für die Menge des Stromverbrauchs. Nein, gewiß nicht: wohl aber für die Marimalabgabe! Wir müſſen unſer Erempel ſo aufſtellen: wenn wir 200 000 angeſchloſſene Glühlampen haben, ſo iſt nach den Erfahrungen, die wir hier geſammelt haben, ein Gleichzeitigkeitsfaktor von etwa 28 % zu berechnen; d. h. es brennen gleichzeitig an den Tagen der Höchſt⸗ belaſtung 56000 Lampen bezw. deren Anſchlußwert. Für dieſes Quantum angeſchloſſener Lampen muß der Strom geſchaffen werden. Daß natürlich nicht ſämtliche Lampen auf einmal brennen werden darunter ſind ja auch die Kraftanſchlüſſe — daß nicht alles gleichzeitig im Gange iſt, das iſt ja klar. Wenn das der Fall wäre, müßten wir ein Werk haben, das viermal ſo groß wäre, wie das jetzige. — Alſo nur auf dieſer Grundlage läßt ſich der Be⸗ darf des Werkes feſtſetzen. Man kann demnach ſagen: ſoundſoviel Lampen brennen gleichzeitig, die Lampe braucht alſo pro Stunde ſoundſoviel Watt; folglich müſſen wir in der Lage ſein, ſoundſoviel Kilowatt zu erzeugen, dafür muß die Maſchinenkraft uſw. vorhanden ſein. Herr Stadtv. Dr. Spiegel hat noch auf die Fundamente hingewieſen. Auch das iſt nicht zutreffend, was er ſagte. Heutzutage beanſpruchen die Lieferanten von Turbinen eine Fundamentierung reichlich ſo ſtark wie bei den Dampfmaſchinen. Herr Oberinge⸗ nieur Marggraff, der vielleicht ſelber nachher darüber Auskunft geben kann, iſt jetzt gerade in Cöln ge⸗ weſen und hat dort die Aufſtellung einer Turbine mit angeſehen, bei der Träger von ganz koloſſalen Dimenſionen von der Turbinenfabrik beanſprucht wurden, weil ſie ſonſt für glatten Betrieb nicht gut⸗ ſagen konnte. Alſo auch nach der Richtung hin hat ſich die Sache geändert. Nun wird den Turbinen weiter nachgerühmt, daß ſie leichter zu beaufſichtigen ſind. Na den Ermittelungen, die wir auf dem Werk angeſtellt haben, würde Arbeitskraft nicht geſpart werden. Ein einziger Aufſeher beaufſichtigt heute die 6 Dampf⸗ maſchinen, welche im Gange ſind. Er hat natürlich das nötige Hilfsperſonal zur Hand; aber an dem