—— 366 ——— Hilfsperſonal würde auch kaum zu ſparen ſein, wenn Turbinen da wären. Der Verbrauch an Schmiermaterial iſt bei Tur⸗ binen geringer; das iſt gar keine Frage. An Schmier⸗ material würden ſich wohl zwiſchen 2 bis 3000 ℳ im Jahre ſparen laſſen. Das iſt immerhin kein ſo erhebliches Objekt, daß man ſich deshalb auf ge⸗ wagte Erxperimente einlaſſen ſoll. Ich habe ſchon vorausgeſchickt, daß ich durchaus mit der Beratung im Ausſchuß einverſtanden bin. Ich habe vorhin mit dem Herrn Vorſteher ſchon geſprochen, daß der Ausſchuß ſich bei der Gelegen⸗ heit einmal das Werk anſehen möchte, und wenn die Herren ſich an der Erkurſion beteiligen wollen, wird es mir eine ganz beſondere Freude ſein, Sie dort herumzuführen. Sie werden dann am beſten beurteilen können, wie die räumlichen Dispoſitionen für die Erweiterung des Werkes getroffen ſind, und ob Sie ſich damit einverſtanden erklären können. Wenn es dabei bleibt, was der Herr Vorſteher mir vorhin in Vorſchlag gebracht hat, ſo würde am Diens⸗ tag um 210 Vormittags die Beſichtigung des Werkes ſtattfinden können, und wenn die Herren ſich an dieſer Beſichtigung beteiligen wollen, werden Sie am beſten ſich über die Entwickelung des Werkes ein Bild ſchaffen, beſſer, als die Ziffern, die Ihnen hier in der Vorlage mitgeteilt ſind, wiedergeben können. Vorſteher Roſenberg: Sollte die Verſammlung die Einſetzung eines Ausſchuſſes beſchließen, ſo werden von der Geſchäftsſtelle auch diejenigen Herren der Stadtverordnetenverſammlung. die nicht zum Ausſchuß gehören, benachrichtigt werden, wann die Beſichtigung des Werkes durch die Ausſchußmitglieder ſtattfindet. Oberingenieur Marggraff: Meine Herren, ge⸗ ſtatten Sie mir, im Anſchluß an die Ausführungen des Herrn Dezernenten Ihnen noch über zwei Punkte, und zwar über die Fundamentierung und den Raumbedarf bei Turbinen, Auskunft zu geben. Es iſt Ihnen bekannt, daß bei der vor Jahren auf dem Frankfurter Elektrizitätswerk aufgeſtellten Turbine ſich früher bedeutende Mängel gezeigt haben; die Erſchütterungen, die durch die Turbine hervor⸗ gerufen wurden, waren ſo ſtark, daß die Bureaur kaum benutzt werden konnten; das ganze Gebäude erzitterte. Das iſt im Laufe der Jahre weſentlich defſer geworden. Bei einigen Turbinen, die wir hier beſichtigt haben, wurde uns von den betreffenden Firmen verſichert, die Turbinen ſtänden loſe auf Holzrahmen. Ich hatte Gelegenheit, vor ganz kurzer Zeit die Aufſtellung einer Turbine zu beſichtigen. Von dem Betriebsleiter wurde mir mitgeteilt, daß auf Verlangen des Lieferanten die Fundamente ebenſo ſolide hergeſtellt werden müßten wie bei Dampſmaſchinen. Die Offnungen im Fundament können allerdings etwas größer ſein — und ſie mußten dort wegen der Anordnung der Kondenſations⸗ anlage größer gemacht werden — die Offnungen mußten aber mit ſo ſchweren eiſernen Trägern über⸗ deckt werden, daß das ungefähr dieſelben Koſten machte, als wenn ein ſchweres Mauerwerkfundament durchgehend hergeſtellt worden wäre. Außerdem mußten um das ganze Fundament herum ſchwere Träger vollſtändig unabhängig von der Turbinen⸗ fundamentierung durch mehrere Zentimeter Zwiſchen⸗ raum von ihm getrennt, zur Auflagerung der Fuß⸗ bodenträger angebracht werden. — Alſo die Funda⸗ mentierung dieſer Turbine wurde nach Vorſchrift des Lieferanten ebenſo ſchwer und koſtſpielig hergeſtellt, wie dies bei der Dampfmaſchine nur der Fall ſein kann. Der Raumbedarf für die ganze Anlage iſt auch nur wenig geringer als bei Dampfmaſchinen. Die Turbine allein — das iſt ein Punkt, auf den ich gerade aufmerkſam machen möchte die Turbine allein braucht weniger Raum. Zu der Turbine aber ge⸗ hört die Kondenſationsanlage. Ohne eine ſolche, und zwar ohne eine vorzüglich arbeitende Konden⸗ ſationsanlage iſt der Betrieb einer Turbine ſo un⸗ mirtſchaftlich, daß er nicht angewendet werden kann. Die Kondenſationsanlage muß außerdem mit Rück⸗ ſicht auf das große Dampfvolumen und das hohe Vakuum in unmittelbarſter Nähe der Turbine mög⸗ lichſt nahe darunter angebracht werden. Wenn Sie dieſe Kondenſationsanlage mit in Betracht ziehen, wird der Raumbedarf ungefähr derſelbe wie bei einer großen Dampfmaſchine. — Bei der Berückſichtigung dieſer Tatſachen hat ſich ergeben, daß wir bei unſerer Anlage durch die Aufſtellung einer Turbine, zumal was den Raumbedarf betrifft, keine Vorteile erzielen würden. Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, die Vorlage iſt in Übereinſtimmung mit den Beſchlüſſen der De⸗ putation vorgelegt worden. Man wird ihr zugeben müſſen, daß ſie ruhig und ſachlich abgefaßt iſt. In⸗ deſſen, auch meine Freunde haben den Wunich gehabt, ſpezielle Aufklärung zu erbitten über die Maſchinen⸗ frage, über die Wayl der Maſch nen Es ſind dann aber noch einzelne andere, wenn auch weniger wich⸗ tige Punkte zur Erörterung gekommen, die auf finanziellem Gebiet liegen. Man könnte dieſe Vor⸗ lage vielleicht ſchon heute annehmen. Indeſſen, ich möchte mir doch den Vorſchlag erlauben ich glaube, Herr Kollege Dr. Spiegel hat wohl einen dahin⸗ gehenden Antrag geſtellt „ daß wir die Sache einem Ausſchuß überweiſen. Die Vorlage iſt zu weit aus⸗ ſchauend; ſie iſt auch, was den Geldpunkt anbetrifft, überaus bedeutend, es ſind immerhin 1700000 ℳ. die wir damit feſtlegen, ſodaß ich glaube, eine ein⸗ gehende Prüfung wird nicht zu umgehen ſein. Ich bitte Sie namens meiner Freunde gleichfalls, einen Ausſchuß von 9 Mitgliedern zur Beratung dieſer Vorlage einzuſetzen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, auch ich hatte nur bemerken wollen, daß meine Freunde es für ganz ſelbſtverſtändlich gehalten haben, daß eine Vorlage, die die Bewilligung von mehr als 1% Mil⸗ lionen von uns verlangt, in einem Ausſchuß näher geprüft wird. Die von Herrn Dr. Spiegel angereg⸗ ten Pumte ſind ja ſehr intereſſant, und die Auf⸗ merkſamkeit, mit der Sie alle den Ausführungen zugehört haben, beweiſt ja auch, daß dieſe Fragen hier auf ein großes Intereſſe ſtoßen. Aber zweifel⸗ los werden ſehr viele unter Ihnen ſich befinden, die ſelbſt, wenn derartige Unterhaltungen über techniſche Einzelheiten noch viel weiter ausgeſponnen würden, trotzdem nicht imſtande wären, ein klares Urteil da⸗ rüber abzugeben, die ſich die techniſchen Fähigkeiten dazu nicht zutrauen. Schon aus dieſem Grunde empfiehlt es ſich, ja, iſt es dringend notwendig, die ganze Vorlage in einem Ausſchuß näher zu prüfen. ( Die Beratung wird geſchloſſen Die Verſamm⸗ lung veſchließt die Uberweiſung der Magiſtratsvorlage