—— 376 trage zwiſchen Berlin und der Großen Berliner Straßenbahn nicht hergeleitet werden kann. Ich glaube, daß dieſe wenigen Erklärungen den Herren vorläufig genügen werden. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt mit großer Mehrheit die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Becker, Frantz, Dr. Frentzel, Heiſe, Hirſch, Kaufmann, Leben, Liebe, Marcus, Platz, Protze, Rackwitz, Ir. Riel, Roſenberg und Sachs.) Vorſte her Roſenberg: Punkt 3 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. den Nenban der Charlottenburger Brücke. — Druckſachen 347, 384. Berichterſtatter Stadtv. Heim: Meine Herren, ich habe die Aufgabe, Ihnen über die Arbeiten des Aus⸗ ſchuſſes zu berichten, welchen Sie in der vorletzten Sitzung gewählt haben für den Bau der Charlotten⸗ burger Brücke. Die Aufgabe iſt für mich in vor⸗ liegendem Falle ſehr angenehm, weil ich glaube, daß das Projekt endlich in den Hafen der Ausführung laufen kann, und die langwierigen Vorarbeiten, welche ſich jahrelang hingezogen haben, mit den heutigen Verhandlungen einen gewiſſen Abſchluß erreichen werden. Ich glaube, zu dieſer Außerung berechtigt zu ſein, da die Anforderungen, welche an das Projekt von verſchiedenen Seiten geſtellt worden find, nach Meinung des Ausſchuſſes voll erfüllt worden ſind: die Anforderungen erſtens, welche die Staatsregierung geſtellt hat, die Anforderungen, welche die Kommune geſtellt hat, die Anforderungen, welche der Verkehr erfordert, und last not least die Anforderungen, die die Aſthetik bedingt. Was die Anforderungen der Kommune anlangt, ſo haben die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes bereits eine weitere Bearbeitung ſeitens des Magiſtrats erfahren. Derſelbe hat die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes zu ſeinen eigenen Beſchlüſſen gemacht und legt uns heute ein Projekt vor, welches den Wünſchen des Ausſchuſſes in jeder Beziehung Rechnung trägt. Ich muß noch einmal auf den letzten Teil der Geſchichte des Projektes zurückkommen, bemerkend, daß ſeitens dieſer Verſammlung ein Projekt genehmigt worden war, welches die Zuſtimmung der Regierung nicht gefunden hat. Dieſes Projekt ſtellte eine Be⸗ tonung der Brücke an den vier Ecken durch große Pylonen dar. Es iſt vielmehr von Allerhöchſter Stelle gewünſcht worden, daß die Pylonen mehr an die Mitte der Brücke verlegt würden, um weithin ſichtbar zu ſein, und daß ſie eine gewiſſe Flankierung erhalten ſollen. Dieſe Flankierung kann, architektoniſch be⸗ trachtet, nur dreiteilig ſein; zweiteilig würde ſie äſthetiſch unmöglich ſein. Es muß ſoviel Körper geſchaffen werden. daß eine dreiteilige Flankierung in Erſcheinung tritt. Nun iſt ein Entwurf III vor⸗ gelegt worden, hat auch die Genehmigung Seiner Majeſtät gefunden, hat aber in der weiteren Be⸗ arbeitung in Magiſtratskreiſen ſich nicht als durch⸗ führbar erwieſen, indem die Architektur nicht ver⸗ einbar war mit den Verkehrsintereſſen bezw. mit der Teilung, welche die einzelnen über die Brücke führenden Wege bedingen. Es iſt darauf ein Ent⸗ wurf IV bearbeitet worden, welcher in der vorletzten Sitzung dieſer Verſammlung vorgelegen und hier ſcharfe Angriffe auch von meiner Seite erfahren hat, 1 und welcher die Veranlaſſung geweſen iſt, daß von neuem ein Ausſchuß zuſammentrat, um zu beraten, was zu geſchehen habe. Dieſer Entwurf IV iſt nun im weſentlichen dahin abgeändert worden, daß ſeitens des Ausſchuſſes auf den Entwurf 1II zurückgegriffen iſt, weil dieſer äſthetiſch vollkommener erſchien, wenn er auch ſeine Mängel hat. Ich möchte kurz ſkizzieren, welche Mängel den Projekten 1II1 und IV anhaften. Projekt III wie Projekt IV haben den Mangel, daß neben den Achſen, welche dem eigentlichen Verkehr dienen, eine Luftachſe vorhanden iſt, eine Schein⸗ achſe, die keinem über die Brücke führenden Ver⸗ kehrsweg dient, die alſo praktiſch überflüſſig und äſthetiſch nicht motiviert iſt. Sie iſt angebaut. Der zweite Mangel bei Entwurf IV iſt, daß die Teilung der Flankierung ungleichmäßig iſt, und zwar iſt für den Laſtwagenverkehr eine Offnung von 6 m, für den Fußgängerverkehr ein Offnung von etwa 3 m an⸗ genommen. Die 3. Scheinachſe hat noch andere Ab⸗ meſſungen. Dieſe Einteilung iſt praktiſch undurch⸗ führbar; denn eine Breite von nur 6 m für den Laſtwagenverkehr in beiden Richtungen erſchien zu gering, auch die Offnung für die Fußgänger zu gering, abgeſehen von deren unſchöner Ausbildung. Es hat ſich nun eine Löſung dahin gefunden, daß der Ausſchuß für den Laſtwagenverkehr zwei Offnungen beſtimmt hat, für jede Richtung eine, die 3. Offnung für die Fußgänger, — ſo daß wir keine Scheinarchitektur mehr haben, ſondern jeder Teil der Architektur der Brücke einem beſonderen Teil des Verkehrs dient. Was die Breite der Offnung an⸗ langt, ſo haben wir es für zweckmäßig gehalten, mindeſtens die Maße einzuhalten, die am Branden⸗ burger Tor dem Laſtwagenverkehr dienen. Dieſe Abmeſſung entſpricht auch ungefähr der Trot⸗ toirbreite der Fußgänger. Entſprechend dem Laſt⸗ wagenverkehr bleiben auf der Südſeite 2 Off⸗ nungen für den Reitweg; es kann vielleicht ein Fahrradweg abgetrennt werden, oder die eine der beiden Offnungen noch dem Laſtwagenverkehr über⸗ wieſen werden. Bedenken wegen der Bewältigung des Laſtwagenverkehrs ſollte man in dieſem Falle nicht haben, da die große breite Mittelöffnung dafür ſorgt, daß eine Entlaſtung in richtiger Weiſe im Notfall entſtehen wird. Das alte Projekt aber mit 6 m Fahrbreite zu laſſen, erſcheint ganz ausgeſchloſſen; denn wir müſſen uns klar machen, daß der Verkehr auf dieſer Brücke von Jahr zu Jahr ſteigt und gar nicht abzuſehen iſt, was für ein enormer Verkehr in 30 Jahren dort ſtattfinden wird; er wird — ich glaube, wir können ganz zuverſichtlich ſein — mindeſtens das zehnfache von dem betragen, was er heute iſt. Jedenfalls dürfen wir nicht von heute auf morgen bauen, ſondern wir müſſen mit der Zukunft rechnen. Jetzt komme ich auf die Folge, welche die im Ausſchuß beſchloſſenen Anderungen gehabt haben. Sie beſteht darin, daß die Brücke von 51 auf 55 m verbreitert werden muß. Eine Verbreiterung iſt durchaus notwendig, da an den Trottoirs, an den Pfeilerſtellungen nicht geſpart werden kann und der Laſtweg mit 6 m entſchieden nicht genügt. Dieſe Verbreiterung bedingt naturgemäß auch Mehrkoſten. Ich möchte aber darauf aufmerkſam machen, daß dieſe Mehrkoſten auch nutzbringende Koſten ſind, in⸗ dem die Leiſtungsfähigkeit der Brücke vergrößert wird, und daß daran das Projekt nicht ſcheitern ſollte. Die Mehrkoſten werden durch die Verbreiterung der Brücke verurſacht, nicht etwa durch die Archi⸗ tektur, ſondern die Architektur iſt ſowohl gegen das Projekt III, wie gegen das Projekt IV billiger in⸗