—— 383 — Kontrakt iſt vor 1 Jahren geſchloſſen worden und wird heute nur in Kleinigkeiten geändert. Daß der Unternehmer ſo weit gehen ſoll, auch die Perſonen, die in den betreffenden Stücken mitwirken, anzu⸗ führen, das iſt eine andere Sache. (Stadtv. Dr. Riel: Das meine ich aber!) Das müßte durch einen beſonderen Antrag erledigt werden. Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, der Unter⸗ nehmer iſt gehalten, die Theatervorſtellungen an zuſchlagen: das iſt richtig. In der Nähe meiner Wohnung befindet ſich eine öffentliche Anſchlagſäule; die habe ich mir daraufhin angeſehen. Als ich geſern den Zettelkleber fragte: wo iſt denn nun eigentlich die Stelle, an der die Berliner Theater zu finden ſind? bekam ich die Antwort: ja, wenn kein Platz iſt, dann kleben wir drüber! (Stadtv. Dr. Riel: Hört, hört!) Er hat drüber geklebt. Der Unternehmer iſt zwar ge⸗ halten, die Berliner Theater anzuſchlagen, aber er tuts nicht. (Heiterkeit. — Stadtv. Dr. Riel: Hört, hört!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 7 Der Anderung des im § 11 des Vertrages vom 18. Juli/5. Auguſt 1901 ſeſtgeſetzten Tarifes über Erhebung der Gebühren für das Anſchlagen von Bekanntmachungen an den Anſchlagſäulen wird gemäß den mit dem Unternehmer Dittmann getroffenen Vereinbarungen zugeſtimmt und der Magiſtrat zum Abſchluß eines entſprechenden Nachtragsvertrages ermächtigt.) Vorſteher⸗Stellv Kaufmann: Punkt § der Tages⸗ ordnung: Verſtärkung der Etatsnummer Vorlage betr. für 1903. — Druckſache 389. Ord. II1I1—5 36 Meine Herren, ich habe ums Wort gebeten, nicht um Sie zu bitten, die Vorlage abzulehnen, ſondern der Vorlage zuzuſtimmen. Was mich bewogen hat, das Wort zu nehmen, iſt die Begründung, die der Magiſtrat zu der Vorlage gibt, in ihrem zweiten Teil. Nämlich der Turnbezirk hat uns gebeten, da die Turnvereine nur über geringe Mittel verfügen, ihm die geſamten Mehrausgaben zu erſtatten. Mit Rückſicht auf die anerkennenswerte Tätigkeit der Turnvereine uſw. ſchlägt der Magiſtrat das auch vor. Nun wird es Ihnen ja bekannt ſein, daß die Turnvereine für die Benutzung der Turnhalle eine Entſchädigung von 1,50 ℳ für die Stunde an die Stadt zahlen müſſen. Aus dieſem Grunde können die Turnvereine nicht beſſer daſtehen, als ſie heute tatſächlich daſtehen. Was der Magiſtrat in ſeiner Vorlage ſagt, iſt durchaus richtig: die Turnvereine können, wie die Sache heute liegt, ihren Verpflichtungen nicht ſo nachkommen, wie ſie wohl wollten. Das liegt in der Natur der Sache. Die Turnvereine beſtehen meiſt aus jungen Leuten, die über ein höheres Ein⸗ kommen noch nicht verfügen, und können daher ihre Beiträge nicht ſo bemeſſen, wie es im Intereſſe der Sache wohl wünſchenswert wäre. Ich will durch⸗ aus nicht behaupten, daß der Satz von 1,50 % die Selbſtkoſten, die verurſacht werden, überſchreitet; aber im Intereſſe der Sache, die der Magiſtrat hier an⸗ Stadtv. Paſche: erkennt, wollte ich die Anregung geben, da jetzt die Etats vorberaten werden, ob es nicht möglich wäre, dieſen Satz, wenn nicht gänzlich zu ſtreichen, ſo doch erheblich herunterzuſetzen. Wenn ich richtig unter⸗ richtet bin, wird in den übrigen Städten für die Benutzung der Turnhallen erheblich weniger erhoben: Berlin z. B. läßt ſich nur die Selbſtkoſten zurück⸗ erſtatten für Licht, Heizung uſw, Stuttgart zahlt den Vereinen ich weiß nicht, welche Kautelen daran geknüpft ſind — noch Beträge zu. Charlottenburg iſt eine der wenigen Städte, die eine Abgabe für die Benntzung der Turnhallen erheben. Ich möchte alſo an den Magiſtrat die Bitte richten, im nüchſten Etat die Summe bedeutend herabzuſetzen, wenn nicht gar zu ſtreichen. Stadtſchulrat Dr. Nenfert: Meine Herren, der Magiſtrat hat es ſich ſtets angelegen ſein laſſen, die Turnvereine nach Kräften zu unterſtützen. Er hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß die Turnvereine nicht einmal unſere Selbſtkoſten voll zu zahlen haben. Ich bin im Augenblick nicht in der Lage, beſtimmte Zahlen anzugeben; aber daß dieſer Grundſatz ſeit Jahren befolgt worden iſt, das weiß ich. Der Herr Stadtverordnete wird wohl auch nicht wünſchen, daß die Vereine, die ſich aus durchaus zahlungskräftigen Leuten rekrutieren, nicht wenigſtens einen Teil der Selbſtkoſten tragen; ich wüßte wenigſtens keinen Grund dafür anzugeben, weshalb ſie es nicht ſollten. Aber das möchte ich betonen, daß wir für alle Schüler⸗ abteilungen, für alle Lehrlingsabteilungen und für eine ganze Anzahl von anderen Abteilungen, die ſich aus ſolchen Leuten zuſammenſetzen, denen es nicht leicht wird, hohe Vereinsbeiträge zu zahlen, die Turn⸗ hallenbenutzung ganz umſonſt gewähren. Das wird vielleicht in den von dem Herrn Stadtv. genannten Städten doch nicht der Fall ſein. Auch von den übrigen erheben wir nur einen Teil der Koſten für die Heizung und Beleuchtung ſowie für die Löhnung des Turndieners. Ich glaube, in den genannten Städten werden Turndiener, wie wir ſie haben, nicht zur Verfügung ſtehen. Wir werden gelegentlich der nächſten Etatsberatungen noch einmal nachprüfen, ob tatſächlich in anderen Städten niedrigere Preiſe ge⸗ fordert werden. Die Turnvereine leiſten ja zweifellos viel für die Turnſache, ſie haben ſich große Verdienſte um die Erziehung der Jugend im allgemeinen erworben und beſonders auch um die Förderung der Jugend⸗ ſpiele. Sie haben ſich auch bei dieſem Spielfeſt die größte Mühe gegeben, haben Ausgaben genug gehabt und viel Arbeit umſonſt geleiſtet. Es handelt ſich nun hier um eine außerordentliche Ausgabe, die ihre Kräfte überſteigt, und da iſt es billig, daß die Stadt⸗ gemeinde ihnen zu Hilfe kommt. Ich möchte Ihnen empfehlen, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der beim Ord. 111—5—36 für 1905 vorgeſehene Betrag von 500 ℳ. als Garantie⸗ fonds für das von dem Turnbezirk Charlotten⸗ burg am 25. Juni d. I. veranſtaltete Spielfeſt iſt um 146.12 ℳ zu erhöhen: dieſer Betrag iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen.) Vorſteher⸗Stellv. Kanfmann: Punkt 9 der Tages⸗ ordnung: