ee ere —— 388 — ferner das Wachſen und Gedeihen Charlotten⸗ burgs begleiten möge. Neues Palais, den 6. November 1905. (gez.) Auguſte Victoria. 1. R. An den Magiſtrat und die Stadtverordneten der Reſidenzſtadt Charlottenburg. Zu den Verhandlungen des am 27. d. Mts. in Berlin ſtattfindenden erſten Deutſchen Städtetages beabſichtigt der Magiſtrat zwei Vertreter zu entſenden; der dritte Vertreter ſoll von der Stadtverordneten⸗ verſammlung beſtimmt werden. Das Wort hat Herr Stadtv. Marcus. Stadtv. Marcus: Meine Herren, ich erlaube mir vorzuſchlagen, daß wir zu dieſem Zweck aus unſerer Mitte unſern Vorſteher Herrn Juſtizrat Roſenberg deputieren. Vorſteher Roſenberg: Ich höre keinen Wider⸗ ſpruch und darf annehmen, daß dem Antrage des Herrn Stadtv. Marcus von der Verſammlung ſtatt⸗ gegeben iſt. Ich ſtelle das feſt. Die Vorſchläge des Wahlausſchuffes zu Tages⸗ ordnung Nr. 18 dis 21 liegen nebſt den Akten aus und geiten als genehmigt, wenn bis zum Schluß der öffentlichen Sitzung Widerſpruch nicht erhoben iſt. unſer bewährter Altersvorſteher Herr Stadtv. Barnewitz hat am 5. d. M. ſeine goldene Hochzeit gefeiert. Ich habe mir erlaubt, namens der Ver⸗ ſammlung ihm und ſeiner Gattin zu dieſer ſeltenen Feier unſere herzlichſten Glückwünſche auszudrücken. Der Magiſtrat hat am 7. d. M. mitgeteilt, daß er der Frage der Errichtung eines ſtädtiſchen Wohnungsamtes nähergetreten iſt und Ermittelungen darüber veranlaßt hat. Nach Abſchluß dieſer Er⸗ mittelungen ſoll die in gleicher Angelegenheit einge⸗ gangene Anfrage der Herren Stadtv. Holz und Gen. vom 7. Juni d. I. beantwortet werden. In Sachen betr. Anderung des Tarifs für die Entnahme von elektriſcher Energie aus dem ſtädtiſchen Elektrizitätswerk iſt ein Schreiben des Herrn Archi⸗ tekten Mündel eingegangen. Das Schreiben wird wird ausgelegt und kommt bei Punkt 12 der Tages⸗ ordnung mit zur Beratung. Ausgelegt iſt ferner eine Einladung des Vereins Berliner Grundſtücks⸗ und Hypothekenmakler zum 1I. Deutſchen Maklertage, der am 2. und 3. De⸗ zember d. I. in Berlin ſtattfindet. Die Herren, die Eintrittskarten wünſchen, bitte ich, ſich an den Herrn Schriftführer zu wenden. Ich kann noch mitteilen, daß der Dispofitions⸗ fonds für 1905 nach Annahme der der Verſammlung augenblicklich vorliegenden Magiſtratsvorlagen einen Beſtand von rund 37000 ℳ aufweiſt. Wir kommen nunmehr zur Tagesordnung. Punkt 1 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Prüfung der Beſtände des Depoſitoriums. Druckſache 396. Berichterſtatter Stadtu. Frantz: Unter Nr. 1 der heutigen Tagesordnung iſt uns die Mitteilung betr. Prüfung der Beſtände des Depoſitoriums zuge⸗ gangen. Dieſe Mitteilung gipfelt aber ſchließlich in einem Antrage der Deputation und des Magiſtrats, über den ich mich weiter auslaſſen muß. Die Stadtverordnetenverſammlung hat durch Be⸗ ſchluß vom 6. Februar 1901 feſtgeſetzt, daß nach dem Jahresſchluß die Depoſitalbücher und vor allen Dingen die Beſtände der Depoſitorien kontrolliert werden, das heißt, es ſoll eine vollſtändige Beſtands⸗ aufnahme ſtattfinden. Dieſe Beſtandsaufnahme hat zum letzten Male am 29. Mai d. I. ſtattgefunden, und nach dieſer Aufnahme, die mehrere Tage ich glaube, zwei Tage — gedauert hat, iſt ein Beſchluß der Finanz⸗ und Kaſſendeputation vom 2. November zuſtande gekommen, daß die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung veranlaßt werden möchte, von der Kon⸗ trollierung der Beſtände nach Jahresſchluß Abſtand zu nehmen und dafür ſtichweiſe Proben anſtellen zu laſſen, die ſich jedesmal an die or dentlichen oder außer⸗ ordentlichen Revifionen anſchließen ſollen. Meine Herren, ich kann Ihnen nicht empfehlen, dieſen Vorſchlag anzunehmen. Ich bin der Meinung, daß wir den Beſchluß vom 6. Februar 1901 mit dem Bewußtſein gefaßt haben, daß es ganz gut iſt, wenn am Ende des Jahres ſämtliche Beſtände einmal durch⸗ revidiert werden. Bei ſtichweiſen Proben kann es ſehr leicht vorkommen, daß einzelne Abteilungen überhanpt nicht zur Prüfung gelangen. Ich möchte Ihnen des⸗ halb vorſchlagen, es bei dem Beſchluſſe zu belaſſen, eventuell unter Heranziehung von Beamlen jedenfalls einmal eine vollſtändige Kontrolle der Weribeſtände durchzuführen. Selbſtverſtändlich verzichte ich dabei nicht auf die ſtichweiſen Proben, welche ſich jedesmal an die ordentlichen und außerordentlichen Reviſionen anſchließen ſollen. Wir haben demnach alſo ein Mehr: früher wurden die Beſtände nur nach Ablauf des Jahres durchgeprüft, und jetzt ſollen die ſtichweiſen Reviſionen hinzukommen. Ich ſtelle alſo den Antrag: Die Verſammlung beſchließt, daß ſie bei ihrem Beſchluſſe vom 6. Februar 1901 verbleibt, und ſtellt dem Magiſtrat anheim, eventnell unter Zuziehung von Beamten eine Totalreviſion zu unternehmen. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, ich bitte, dem Magiſtratsantrage ſtattzugeben, und muß doch etwas näher auf die Sache eingehen, als es der Herr Referent getan hat. Was der Magiſtrat will, iſt eben, daß in Zukunft eine eingehendere Reviſion der Beſtände des Depoſitoriums ſtattfinden ſoll, als es bisher der Fall geweſen iſt. Ich mutz Ihnen kurz das jetzige Ver⸗ fahren ſchildern. Ihr früherer Beſchluß beſagt. daß am Jahres⸗ ſchluß die ſämtlichen Beſtände des Depoſitoriums auf⸗ genommen werden ſollen. Da das Jahr am 20. Mai geſchloſſen wird, ſollte der Reviſionstag der 21. Mai ſein. Das iſt früher auch durchgeführt worden. Zur⸗ zeit iſt aber eine Durchführung dieſes Beſchluſſes nicht möglich. Erſtens iſt dieſer Beſchluß gefaßt, als das Depoſitorium etwa die Hälfte der jetzigen Beſtände gehabt hat; jetzt iſt es auf 15¼ Millionen ange⸗ wachſen, und dieſe Beſtände, die in unendlich vielen kleinen Werten vorhanden ſind, da es zum Teil kleine Kautionen ſind, können unmöglich an einem Tage durchgeprüft werden; es iſt daher üblich geworden, daß die Herren der Finanzdeputation und die Mit⸗ glieder des Depoſitalkuratoriums eingeladen worden ſind und in angeſtrengteſter Arbeit von 9 bis 3 Uhr und manchmal noch den nächſten und auch übernächſten Tag haben revidieren müſſen, um durchzukommen. Dabei iſt es nun paſſiert, daß in die Beſtände, die vorher gut geordnet waren, die größte Unordnung