Stadtv. Ruß: Meine Herren, auch ich gehöre dieſer Deputalion an und kann beſtätigen, daß der Beſchluß des Magiſtrats, nur mehr Stichproben vor⸗ nehmen zu laſſen, ein reiflich erwogener Beſchluß iſt. Ich habe in meiner früheren Tätigkeit mit ſolchen Stichproben gute Erfahrungen gemacht. Aber ich möchte durchaus beſtreiten, was der Herr Kämmerer ſagt, daß wir keine Ruhe und keine Zeit haben. Wir haben uns Zeit genommen und wirklich gern ge⸗ arbeitet. Wir haben aber gefunden, daß es unpraktiſch iſt, die Reviſionen in der bisherigen Weiſe vorzu⸗ nehmen. Es iſt ſchon geſagt worden, daß drei Schlüſſel vorhanden ſind, daß drei Herren Schlüſſel haben, daß einer ohne die andern beiden nicht an das Depoſi⸗ torium herankommt; es kann alſo nichts pafſieren. Ich bitte Sie dringend, dem Vorſchlage des Magiſtrats zuzuſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Frantz (Schlußwort): Meine Herren, wenn überhaupt keine Uuregelmäßig⸗ keit ſtattfinden kann, ſo wäre ja jede Reviſion über⸗ flüſſig. Dieſen Einwand kann ich nicht gelten laſſen. Dann will ich noch beſonders darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß ich auf die Stichproben nicht ver⸗ zichten will, ſondern ich will nur noch ein Surplus haben; ich wünſche, daß bei dem ewigen Wechſeln der Beſtände — die Beſtände wechſeln doch immer — am Ende des Jahres ein Generalbeſtand aufge⸗ nommen wird. Alſo ich bin ja gar nicht gegen die ſtichweiſen Proben. Im Gegenteil, ich will ſie unter allen Umſtänden haben und habe ſie auch in meinem Antrage befürwortet. Ich will aber, daß außerdem am Ende des Jahres die Koſten nicht geſcheut werden, um eine Aufnahme der ganzen Beſtände vorzu⸗ nehmen. Außerdem ſind ja die Beſtände von 15 Millionen doch lange nicht ſo groß, daß ſie Schwierigkeiten dei der Aufnahme verurſachen fönn⸗ ten. Es iſt jetzt hier in zwei Tagen gemacht worden. Schließlich könnte ja auch den Beamten eine beſondere Remuneration gegeben werden. Ich halte es für wichtig, daß wir unſeren damals gefaßten Beſchluß nicht aufgeben und wenigſtens alle Jahre eine Be⸗ ſtandsnachweiſung nach den Effekten ſelbſt vornehmen. (Die Verſammlung lehnt den Antrag des Stadtv. Frantz ab und nimmt von der Mitteilung des Ma⸗ giſtrats Kenntnis.) Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Marcus hat gebeten, die Nr. 13 der Tagesordnung vorweg zu nehmen, da er verhindert iſt, der Verſammlung auf längere Zeit beizuwohnen. Wenn ich keinen Wider⸗ ſpruch höre, darf ich annehmen, daß die Verſamm⸗ lung mit dieſer Anderung der Tagesordnung einver⸗ ſtanden iſt. — Das iſt der Fall. Punkt 13 der Tagesordnung: Vorlage betr. Aufnahme eines Darlehns von 2 Millionen Mark. — Druckſache 407. Stadtv. Marcus: Meine Herren, zu Nutz und Frommen von Handel und Induſtrie und der allge⸗ meinen Verhältniſſe ſind die Zuſtände des Geld⸗ marktes, wie ſie augenblicklich liegen, glücklicherweiſe nur ſehr ſelten. Wir haben zurzeit einen Zinsfuß von 5⅝ /% Reichsbankdiskont und 61¼ % Reichsbank⸗ lombard. Sie eutnehmen daraus, daß Geld außer⸗ 390 ordentlich teuer iſt. Natürlich übt dies auch ſeine Wirkung auf den Kursſtand der Effekten aus. Es iſt klar, wenn man ſelbſt gegen allererſte Sicher⸗ heiten, wie Reichsanleihen, Staatsanleihen uſw., bei 80 % Beleihung von der Reichsbank Geld nur zu 6½ % Zinſen bekommt, daß augenblicklich die ganze Situation eine nicht freundliche iſt. Infolge⸗ deſſen erſcheint eine von unſern ſonſtigen Gewohn⸗ heiten abweichende Maßnahme unſerer Finanzverwal⸗ tung, nämlich augenblicklich von einem feſten Verkauf der uns bewilligten und zur Verfügung ſtehenden Anleihen abzuſehen, vollkommen richtig. Denn Sie müſſen ſich vergegenwärtigen, daß die Banken, die uns auf unſere Anleihe bieien ſollen, unter normalen Verhältniſſen von der Idee ausgehen, daß, ſelbſt wenn ſie auch im Augenblick bei der erſten Auflage von An⸗ leihen nicht gleich die geſamte von uns übernommene Summe an Kapitaliſten abſetzen, ſie dadurch keines⸗ wegs geſchädigt werden, weil ſie ja an den Zinſen der Stadtanleihe ſelbſt einen genügenden Erſatz für diejenigen Beträge lätten, die ſie etwa auslegen müßten. Anders liegt aber die Sache heute, wo die Banken ev. im Kontokorrent, gegen Darlehen, ſelbſt wenn ſie nur den Satz der Reichsbank in Anſatz bringen, ihren Kunden 6⅝ % Zinſen berechnen können, während ſie von der Stadtanleihe nur 3½ % haben. Sie können ſich alſo leicht vorſtellen, daß unter dieſen Verhältniſſen bei den Banken nur wenig Neigung vorhanden iſt, jetzt Anleihen zu einem ſo hohen Preiſe zu übernehmen, daß derſelbe auch uns genügen kann. Daher iſt es in der Tat völlig richtig, daß wir den gegenwärtigen Zeitpunkt als nicht ge⸗ eignet erachten, um unſere Anleihe effektiv zu ver⸗ kaufen. Glücklicherweiſe iſt ja auch unſer Geldbedarf durchaus nicht ein ſo dringender und ſo bedeutender, daß wir nicht in der Lage wären, irgend einen anderen Ausweg zu finden, und der Herr Kämmerer reſp. die Finanzdeputation und der Magiſtrat haben auch in einer meiner Meinung nach durchaus glücklichen Weiſe dieſen Ausweg gefunden, indem ſie nämlich von der Penſionskaſſe der Preußiſch Heſſiſchen Eiſen⸗ bahngemeinſchaft, wie ſchon einmal, auf eine kurze Reihe von Jahren ein Darlehn zu einem ſolchen Satze nehmen wollen, der durchaus rationell und jedenfalls nicht teurer iſt, als wenn wir heute die Anleihe verkaufen müßten. Ich kann mich deshalb von dieſem Standpunkte aus nur dafür ausſprechen, daß wir den hier vom Magiſtrat gemachten Vorſchlag akzeptieren, weil er meines Erachtens für die Stadt durchaus günſtig iſt. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, ich möchte bloß mündlich einen ganz kleinen Zuſatz machen, der eigentlich ſelbſtverſtändlich iſt; ich tue es aber, um jedem Mißverſtändnis vorzubeugen. Wenn wir dies Darlehn von 2 Millionen Mark von der Penſionskaſſe aufnehmen, ſo begeben wir uns ſelbſt⸗ verſtändlich damit des Rechts, von dem Privileg be⸗ treffend Aufnahme einer Anleihe für die Bismarck⸗ ſtraße von 12 Millionen 2 Millionen in Papieren wieder auszugeben, außer zur Tilgung dieſes ſelben Darlehns. Ich möchte das hier nur ausdrücklich er⸗ klären, weil das eine der Bedingungen iſt, die natürlich ſpäter in den Vertrag aufgenommen wird. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt mit großer Mehrheit nach dem An⸗ trage des Magiſtrats, wie folgt: Der Magiſtrat wird ermächtigt: 1. von der Penſionskaſſe für die Arteiter der