—— 410 — — den Antrag dahin abzuändern, daß bis zu 3000 ℳ geſetzt wird. Ein zweiter weſentlicher Unterſchied beſteht darin, daß die Herren, die der Herr Vorredner ſoeben ver⸗ trat, einen beſtimmten Satz in ihren Antrag eingeſetzt haben, nach dem die Teuerungszulage gewährt werden ſoll, während in unſerem Antrage die Frage durchaus offen gelaſſen iſt. Das entſpringt einmal aus dem Umſtande, daß in unſeren Reihen leider nicht Herren ſitzen, die derartig ihre Zeit auf die Aus⸗ und Durch⸗ arbeitung eines ſolchen Antrages verwenden können, um ſofort das geſamte Material überſehen zu können. Infolgedeſſen waren wir der Meinung, daß wir dieſe Arbeit dem Magiſtrat überlaſſen ſollten, der ja mit Leichtigkeit imſtande iſt, zu überſehen, was für Kategorien von Angeſtellten und was für Sätze dabei in Frage kommen. Gegen die von dem Herrn Vorredner und ſeinen Freunden vorgeſchlagene Feſtſetzung haben meine Freunde doch gewiſſe Bedenken inſofern, als meinen Freunden der Gedanke wohl ſympatiſcher iſt, die Teuerungszulage, wenn ſie gewährt wird, als eine gleichmäßige zu gewähren und nicht einen ſehr weſent⸗ lichen Unterſchied zu machen, ob z. B. ein Arbeiter bei der Gasanſtalt einer Kategorie angehört, die einen Wochenlohn von 26 ℳ erzielt, oder einer Kategorie, die einen Wochenlohn von 32 ℳ erzielt. Uns er⸗ ſcheint es angemeſſener, hier keine weiteren Unterſchiede zu machen, und deswegen ſcheint uns der Weg, den der Herr Vorredner angegeben hat, nicht gerade der zweckmäßigſte. Aber wie geſagt. in unſerem Antrage iſt die Frage offen gelaſſen, und wir erſuchen ja den Magiſtrat, uns eine derartige Vorlage zu machen. Ein weiterer Unterſchied in der Faſſung unſeres Antrages ſteckt nun darin: die Herren erſuchen den Magiſtrat, baldmöglichſt dieſe Vorlage zu machen; wir erſuchen ihn, ſie zur nächſten Sitzung zu machen. Die nächſte Sitzung findet heute in 14 Tagen ſtatt, und wir ſind der Meinung, daß in dieſen 14 Tagen in der Tat der Magiſtrat dieſe Materie erledigt haben fann, ſo daß dann Beſchluß gefaßt werden und die Teuerungszulage, wenn ſie von beiden ſtädtiſchen Körpenſchaften beſchloſſen wird, noch vor Neujahr zur Auszahlung gelangen kann. Ich möchte deswegen die Herren erſuchen, ihren Antrag in dieſen beiden Punkten dem unſrigen anzu⸗ nähern, wie wir bereit ſind, unſeren Antrag bezüglich der Grenze von 3000 ℳ dem ihrigen anzunähern, weil dann der Antrag, wie ich hoffe, einſtimmige Annahme finden kann. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, der Antrag wird meines Erachtens heute nicht zur Beſchlußfaſſung gelangen können, da, wenn ich die Geſchäftsordnung richtig im Kopfe habe, derartige Anträge zunächſt einem Ausſchuſſe überwieſen werden müſſen. Der Herr Stadtverordnetenvorſteher wird ja als kompetenter Beurteiler dieſer Frage ſich dazu wohl äußern. 4 Im übrigen, meine verehrten Herren, bin ich in der Lage, Ihnen mitteilen zu können, daß der Magiſtrat an die Frage einer Teuerungszulage an die Unterbeamten, die ein geringeres Einkommen haben, an die Lehrer und an die Arbeiter herangetreten iſt und dieſe Frage ſeit einiger Zeit eingehend prüft. Ohne genau zu rechnen, kann man über dieſe Frage nicht entſcheiden, man würde ſonſt einen ſehr böſen Präzedenzfall ſchaffen, der die Stadt bei ähnlicher Lage in ſpäteren Zeiten in eine üble Simation bringen kfönnte. Vor allen Dingen, meine Herren, iſt zu prüfen: ſind in der Tat die Gehälter oder die Löhne, die wir feſtgeſetzt haben, unzulänglich bei den heutigen Teuerungsverhältniſſen, oder reichen Sie aus? Der Anlaß, den wir genommen haben, um in eine Prüſung der Frage einzutreten, war einmal die Erhöhung der Fleiſchpreiſe und das zweitemal die Anträge, die in unſeren Nachbargemeinden Wilmers⸗ dorf, Schmargendorf, und auch in der Stadtverordneten. verſammlung zu Berlin geſtellt worden ſind und auf die Gewährung einer Teuerungszulage abzielten. Nun kann man die Verhältniſſe der Nachbargemeinden, ohne die Zahlen zu prüfen, nicht ohne weiteres auf unſere Verhältniſſe anwenden. Ich möchte bitten, ſich daran zu erinnern, daß wir, ich glaube, die einzige Gemeinde von allen Vororten von Berlin ſind — und auch Berlia ſelbſt tut dies nicht —, die ihren Normaletat mit dem Etat für die Arbeiter alle 5 Jahre regelmäßig revidiert, und daß dieſe Reviſion dahin geht, daß die Gehälter und Löhne den Teue⸗ rungsverhältniffen der Zeit angemeſſen ſind. Wir haben eine ſolche Reviſion erſt wieder am 1. April dieſes Jahres vorgenommen, und zwar in Bezug auf ſämtliche Kategorien der Beamten ſowohl wie der Lehrer und Arbeiter. Ja, meine Herren, für die einzige Kategorie, die wir am 1. April dieſes Jahres ausgelaſſen hatten, für die Gasarbeiter, haben wir die Lohnverhältniſſe ſogar ganz vor kurzem, als die Teuerungsverhältniſſe bereits vorlagen, revidiert und haben ihnen Löhne bewilligt, die wir noch vor vier Wochen für auskömmlich gehalten haben. Es iſt des⸗ halb bei der aufgeworfenen Frage unumgänglich not⸗ wendig, daß man ſich dieſe erſt kürzlich für richtig gehaltenen Zahlen der Beſoldungen vorhalten, prüfen und rechnen muß. Der Umſtand, daß die Nachbargemeinden Teue⸗ rungszulagen gewährt haben, iſt ohne weiteres für uns auch nicht maßgebend, um nun ohne dieſe Prü⸗ fung und Rechnung nach einem kurzen Vortrage plötzlich eine Teuerungszulage zu gewähren, die ſich auf über 100 000 ℳ beläuft und die unſeren Etat doch ſehr erheblich erſchüttert, namentlich da der Dis⸗ poſitionsfonds bereits faſt völlig verausgabt iſt. (Zuruf des Kämmerers: Unterbilanz!) Wir müſſen dabei vor allen Dingen die Frage prüfen, meine Herren, wie ſtellen ſich die Gehälter unſerer Beamten und die Löhne unſerer Arbeiter, wie wir ſie heute haben, gegenüber den Gehältern der Be⸗ amten und den Löhnen der Arbeiter in den Vor⸗ orten, die jetzt Teuerungszulagen gewährt haben. Wenn wir das tun, ſo werden wir, wie ich vermute, zu dem Reſultat kommen, daß wir dieſe Teuerungs⸗ zulage, die die Nachbarorte jetzt gewähren, ſchon am 1. April dieſes Jahres gewährt haben. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich ſage, daß die Gehälter, die wir zahlen, die höchſten ſind, die über⸗ haupt in Berlin und in den Vororten an die Be⸗ amten und Lehrer gezahlt werden, oder daß ſie wenigſtens den höchſten Gehältern ſehr nahe kommen. Es wird alſo zu prüfen ſein, ob eine zwingende Notwendigkeit vorliegt, eine Teuerungszulage zu ge⸗ währen, und ich bitte Sie, meine Herren, nicht in ſo raſcher Weiſe über dieſen äußerſt wichtigen An⸗ trag abzuſtimmen, nicht heute ſchon dem Antrage zuzuſtimmen. Wenigſtens wird eine Beratung im Ausſchuß notwendig ſein, auch wenn ich mich da irren ſollte, daß nach der Geſchäftsordnung die Überweiſung an einen Ausſchuß erforderlich iſt. Die Sache verlangt aber, daß wir ernſt und rechnend und nüchtern und mit kühler Überlegung in die Materie eintreten. Ich glaube, es würde der Sache