—— 419 — teure Vorſprünge und Erker, die allein durch ihre einfachen Flächen vornehm und köſtlich wirken. Nach dieſem Muſter möchte der Magiſtrat nun auch eine Anregung den Bauherren und den Herren Unternehmern zuteil werden laſſen. Wir haben mit den Herren verhandelt und ſind zu unferer Freude faſt überall auf Verſtändnis unſerer Anregung ge⸗ ſtoßen; ſoweit es ſich machen läßt, ſoweit es nicht mit großen Koſten verknüpft iſt, ſind die Herren — mit wenigen Ausnahmen — einverſtanden geweſen, den Anregungen des Magiſtrats Folge zu geben. Es handelt ſich nun bei vielen zunächſt um die Zeichnung einer guten Faſſade. Es iſt nämlich da noch ein anderer Mißſtand, daß wenn 10 Häuſer nebeneinanderſtehen, jedes Haus ohne Rückſicht auf den Nachbar ausgeſtaltet wird; von einer einheit⸗ lichen auch die Nachbarhäuſer umfaſſenden Idee bei der Ausgeſtaltung der Faſſade iſt gar nicht die Rede. Die Leute ſetzen ſich nicht mit einander in Verbindung, ſie ſagen ſich nicht: wir wollen nicht Häuſer bauen, die von einander ſo abweichen, wie ein großer Garde⸗ küraſſiergaul von einem kleinen Pony, ſondern wir wollen verſuchen, uns auf einem gemeinſchaftlichen großen Grundgedanken zu vereinigen. Darauf ſind die Herren noch gar nicht gekommen. Dazu wollen wir ſie jetzt anregen, und die Herren ſind bereit, der Anregung zu folgen, aber ſie wollen keine Ausgaben dadurch haben. Das iſt zu verſtehen. Um nun dieſen Stadtteil, der an hervorragender Stelle von Charlottenburg ſteht, äſthetiſch künſtleriſch auszuge⸗ ſtalten und aufzubauen, und um dem Verſtändnis für äſthetiſche Architektur in unſerer Stadt mehr und mehr Geltung zu ſchaffen, hat der Magiſtrat geſagt: es iſt angezeigt, daß die Stadt ſich das etwas koſten läßt, daß ſie die Faſſadenzeichnungen. die Profekte für die ganze Straßengeſtaltung wie auch die Aus⸗ arbeitung im Detail Leuten überträgt, die das verſtehen. Daß Städte überhaup an ſolche Dinge denken, iſt nichts Neues. Die Stadt Dresden z. B. hat ſchon ſeit langen Jahren durch Aueſetzung von Prä⸗ mien einen Einfluß auf die ſchöne und architektoniſche Ausgeſtaltung ihrer Straßenbilder zu gewinnen ge⸗ ſucht. Daß wir in Charlottenburg, die wir uns be⸗ ſtreben, eine ſchöne Wohnſtadt zu ſein, dem Gedanken folgen, dürfte an ſich auf Befremden nicht ſtoßen. Nun handelt es ſich darum: woher nehmen wir die Koſten? Da haben wir nun in dem Vertrage mit Herrn Schrobsdorff eine Beſtimmung, die vorſieht, die Ecke des Eckhauſes, das nach dem Eharlottenburger Bahnhof gerichtet iſt, das die Kaiſer⸗ Friedrichſtraße hin⸗ unter ſieht, in Sandſtein auszubauen. Ich erinnere daran, daß die Kaiſer⸗Friedrichſtraße, bevor ſie zum Lniſenplatz hinaufgeht, ſich an dem Schrobsdorff ſchen Grundſtück gabelt, und daß zwei Straßen in die Berlinerſtraße hineinmünden; da, wo dieſe beiden Straßen zuſammentreffen, liegt dieſes Haus mit ver⸗ hältnismäßig ſchmaler Eckfafſade. Wir hatten uns gedacht. dieſes Eckhaus als einen point de vue, mit einer Faſſade in Sandſtein herzuſtellen. Die Koſten dafür ſollte die Stadt tragen. Nun haben uns unſere Berater, die Herren Profeſſoren Schmalz und Meſſel, geſagt: damit erreicht ihr nichts: wenn alles andere ſchlecht gebaut wird und ihr nur dieſe eine kleine Stelle in Sandſtein aufführt und damit beſonders betont, ſo werden die andern Häuſer um ſo unvorteil⸗ hafter ihr gegenüber auffallen. Die Mittel ſpart lieber und verwendet ſie zu dem Zwecke, den die jetzige Vorlage vorſchlägt, dann werdet ihr etwas ſchaffen, was dem ganzen Stadteil von Vorteil iſt und nicht nur den einzelnen Häuſern. Der Magiſtrat iſt dieſer Anregung nachgekommen. Er hat ſich die Summe berechnet, die die Sandſteinfaſſade gekoſtet hätte — das ſind 15000 ℳ —, und bittet Sie, dieſe 15 000 ℳ herzugeben zu dem Zwecke, die beſſere architektoniſche Ausgeſtaltung des ganzen Bauviertels zu erzielen. Ein Zwang, meine Herren, wird auf die Bau⸗ unternehmer und Bauherren nicht ansgeübt; den können wir auch nicht ausüben, wir haben nicht die Macht dazu. Wir verſuchen nur, im Wege der uberredung die Herren von der Richtigkeit unſerer Idee zu überzeugen und ſie zu veranlaſſen, die gröbſten Fehler, die nach dieſer Richtung gemacht werden, zu vermeiden und ſich dem mehr anzufügen, was die hervorragenden Architekten, die ich eben genannt habe, vorſchlagen. Es iſt ein Verſuch, meine Herren, den wir hier machen. Ob er zum Guten ausfallen wird, ich weiß es nicht; wir hoffen es. Wir möchten gerne die Angen aller Bauunternehmer auf die maßloſen Fehler, die ſie vielfach unbewußt begehen, lenken, und wir wünſchen, daß dieſe Fehler bei dem weiteren Ausbau unſerer Stadt vermieden werden. Wenn es gelingt, gier etwas zu ſchaffen, was den Schönheitsſinn be⸗ friedigt und die Rentabilität der Häuſer nicht herab⸗ ſetzt, dann werden, alaube ich, die Bauunterneymer und Bauherren von ſelbſt ſagen: wir wollen nicht bloß zweckmäßig, ſondern auch ſchön bauen Auf dieſem Gebiet einen Anſtoß zu geben, das iſt die Abſicht dieſer Vorlage, die ich Sie bitte anneymen zu wollen. Stadtbaurat Bratring: Meine Herren, ich möchte die Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters nur in einigen Punkten ergänzen. Die Faſſade, bei der es ſich darum handelte, daß ſie in Sandſtein ausge⸗ führt werden ſollte, hat eine Breite von 7,5 m; es ift eine abgeſtumpfte Ecke, und das Grundſtück, das dazu gehört, hat auf jeder Seite an den beiden Straßen eine Front von etwa 30 m. Man würde alſo 2 mal 30 = 60 m in der gewöhnlichen Weiſe ausführen, und nur dieſe 7½ m, die quer vorliegen, würden in Sandſtein ausgeführt. Das ſchien uns Technikern keine ſehr glückliche Löſung; denn der Blick würde unzweifelhaft, wenn man das Haus über die Ecke anſieht, auch einen Teil der Nichtſandſtein⸗ faſſade ſehen. Aus dieſem Grunde ſind wir einſtimmig für den Fortfall des Sandſteins an dieſer Stelle ge⸗ weſen und haben den Wunſch ausgeſprochen, daß dieſe 15 000 ℳ zur architektoniſchen Ausgeſtaltung des Ganzen verwendet werden möchten. Es handelt ſich im weſentlichen um eine General⸗ idee, die zunächſt von uns feſtgeſtellt wird. Die Bauherren ſollen überhaupt keinen Pfennig Geld von uns in die Hand bekommen. Nach den Ausführungen des Herrn Dr. Borchardt klang das weſenlich anders; Herr Dr. Borchardt ſchien mir anzunehmen, daß wir das Geld nun zweckmäßig an die Leute verteilen wollten; davon iſt keine Rede. Wir ſtellen die Zeich⸗ nungen der Faſſaden her, ſoweit es erforderlich iſt, und nur dazu werden die 15 000 ℳ verwendet. Ich will dabei bemerken, daß an ſich dieſer Be⸗ trag für die Rieſenflächen der Faſſaden dieſer beiden Straßen verhältnismäßig gering iſt, und ich glaube, daß wir Not haben werden, damit auszukommen. Wenn Sie aber heute dieſe 15 000 ℳ für dieſen Zweck bewilligen, dann müſſen wir eben damit aus⸗ kommen. Ich bitte ebenfalls, in dem Sinne, wie der