—— 421 — haben, ſodaß ich meine, wir ſollten den Weg betreten und den Verſuch machen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich will nur der einen Wendung des Herrn Oberbürger⸗ meiſters widerſprechen, die Stadt habe das Terrain nicht beſeſſen. Das könnte ja ſo ſcheinen, als ob die Stadt niemals in der Lage geweſen wäre, hier Einfluß auszuüben. Das Terrain iſt, ſoweit mir bekannt iſt, im Enteignungsverfahren, das von der Stadt angeſtrengt worden iſt, zunächſt doch in den Beſitz der Stadt gekommen. Daß vorher ſchon ein Vertrag der Stadt mit Herrn Schrobsdorff beſtand, wonach das Terrain dann an dieſen überging, das ändert doch daran nichts, daß im Enteignungsver⸗ fahren das Terrain immer nur an die Stadt hätte fallen können und, wenn ſie im Beſitz hätte bleiben wollen, es ihr hätte erhalten werden können. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Von der Verwendung von Sandſtein zur Aus⸗ geſtaltung der Faſſade der Südfront des an der Gabelung der Kaiſer⸗Friedrichſtraße mit der Straße 12Kk—V—3 zu errichtenden Ge⸗ bäudes, wie ſie in § 6 des mit dem Architekten Schrobsdorff zum Zwecke der Aufſchließung des früher von Wartenberg'ſchen Geländes ge⸗ ſchloſſenen Vertrages vom 31. Dezember 1904 vorgeſehen iſt (vgl. Druckſachen Nr. 15, 36 und 51 von 1905) iſt Abſtand zu nehmen. 2. Die zu 1 genannte, vertragsmäßig von der Stadtgemeinde zu tragende Summe iſt bis zum Höchſtbetrage von 15 000 ℳ zur Ge⸗ winnung guter Faſſadenzeichnungen für die das früher von Wartenberg'ſche Gelände be⸗ rührenden Straßen zu verwenden. 3. Der zu 2 erforderliche Betrag von 15 000 % iſt in den Etat für 1906 (Kap. vII) ein⸗ zuſtellen.) Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Punkt 16 der Tagesordnung: Vorlage betr. Vorentwurf für den Ban einer Gemeindedoppelſchule in der Spiel⸗ hagenſtraße. — Druckſache 447. Stadtv. Dr. Penzig: Meine Herren, ich möchte den ſeltenen Umſtand, daß wir hier mal einen Vor⸗ entwurf für eine Gemeindeſchule haben, bei der es in der Begründung heißt, daß das geſamte Grund⸗ ſtück für den Bedarf dieſer Gemeindedoppelſchule zu groß iſt, benutzen, um eine Anregung wieder in Er⸗ innerung zu bringen, die ich ſchon öfter gemacht habe, die aber leider immer an der harten Tatſache ſich zerſchlagen hat, daß wir kein Land um die Ge⸗ meindeſchulen herum hatten. Ich meine die Einrich⸗ tung von Schulgärten. Die Schulgärten ſind be⸗ kanntlich in ganz Sachſen eine faſt ſtändige Be⸗ gleitung aller großen Elementarſchulen. Es handelt ſich hier nicht etwa um zentrale botaniſche Gärten, die für die Schulen das Material an Pflanzen für den botaniſchen Unterricht beſchaffen ſollen, ſondern es handelt ſich um Gärten, die, in unmittelbarer Nähe der Gemeindeſchulen oder der Schulen überhaupt gelegen, für Unterrichts⸗ und Er⸗ ziehungszwecke unmittelbar nutzbar gemacht werden, indem die Kinder dort nicht nur ſelbſt herangezogen werden zur Bebauung und Bepflanzung des Gartens, ſondern indem ſie dort auch eine ganze Reihe von biologiſchen Lebensbildern aus der Natur vorgeführt bekommen, einen direkten Anſchauungsuntericht. Meine Herren, das iſt für unſere Großſtadtkinder ja ein Bedürfnis, das gar nicht hoch genng angeſchlagen werden kann. Wir haben eine ganze Menge von Veranſtaltungen, die den Zweck haben, gerade die Kinder unſerer ſchlechter geſtellten Bevölkerung in die Natur hinauszubringen: Waldſchulen, Ferienkoloien, Kinderausflüge und dergl. Es iſt aber immer noch möglich, meine Herren, den Kindern ein Stück Natur im Anſchluß an ihren Schulaufenthalt zu retten, wenn man nur rechtzeitig zufaßt. IIber die Schulgärten eriſtiert eine außerordent⸗ lich reiche Litteratur. Die Vereine der Lehrer für Naturkunde haben darin großartig gearreitet. Sachſen hatte ſchon im Jahre 1900 weit über 100 ſolcher Schulgärten, in Preußen will es aber gar nicht recht damit vorwärts gehen; Oſterreich iſt, wie bekannt, ebenfalls auf dieſem Wege vorgegangen. In ſolchen Schulgärten wird den Kindern ein Bild der Heimat gegeben. Sie haben wohl gehört. von den biologiſchen Lebenseinheiten, mit denen der Anſchauungsunterricht jetzt vielfach arbeitet, indem man den Kindern Hügel, Flußniederung, Wald, Flora und dergl. en miniature vorführt, etwa eine Nach⸗ bildung deſſen im kleinen, was der botaniſche Garten im großen uns jetzt bietet. Die Koſten ſind außer⸗ ordentlich gering; die Erfahrung hat gelehrt, daß nicht nur die Kinder, ſondern auch die Lehrer ſich ſolcher Schulgärten mit großer Hingebung annehmen und ſich die nötigen Sämereien und Pflänzlinge ſelber aus der Umgegend beſchaffen. Ich möchte alſo bitten, daß wir dieſer Frage anläßlich des Baues der Gemeindedoppelſchule in der Spielhagenſtraße einmal näher treten. Es bleibt dort ein Reſtgrundſtück von 1300 am nach der Bismarckſtraße zu. Ich bin nicht unbeſcheiden genug, das ganze Reſtgrundſtück für einen Schul⸗ garten in Anſpruch zu nehmen, obwohl wir — 3. B. in Dresden — Schulgärten haben, die das Zehn⸗ fache davon betragen. Aber es würde ſich auch im kleinen der Verſuch ſchon lohnend erweiſen, und ich möchte mir deshalb erlauben, den Antrag zu ſtellen: Anläßlich der Vorlage betr. Vorentwurf für den Bau einer Gemeindedoppelſchule in der Spielhagenſtraße beſchließt die Verſammlung, den Magiſtrat zu erſuchen, zunächſt bei dieſer Gemeindeſchule die Einrichtung eines biologiſchen Schulgartens für Unterrichts⸗ und Erziehungs⸗ zwecke in Ausſicht zu nehmen und auch ferner⸗ hin die Anlage ſolcher Schulgärten möglichſt bei allen Schulneubauten im Auge zu behalten. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, der Magiſtrat hat zu der Frage, welche von dem Herrn Vorredner eben angeregt worden iſt, noch nicht Stellung genommen. Das Nachbargrundſtück in der Bismarckſtraße iſt ja in ſtädtiſchem Beſitz; infolgedeſſen ſind wir in der Lage, auch nach Fertigſtellung des Baues in Erwägungen über dieſe Frage einzutreten. Was die grundſätzliche Stellungnahme des Magiſtrats anlangt, ſo wird anerkannt, daß ein botaniſcher Garten in der Nähe einer Schule von aroßer Wichtigkeit iſt. Die Stadtverwaltung hat es ſich daher angelegen ſein laſſen, wo es irgend möglich war, in der Nähe von Schulen ſolche Gärtchen an⸗ zulegen. Es iſt ſeit einigen Jahren im Etat immer