—— 422 — ein kleiner Poſten zur Einrichtung des einen oder andern Gärtchens vorgeſehen worden. Im Frühjahr des vorigen Jahres haben wir einmal Umſchau ge⸗ halten, in wievielen Gemeindeſchulen ein ſolches Gärtchen noch nicht vorhanden iſt. und wo es über⸗ haupt nicht einzurichten iſt, und wir fanden im ganzen 9 Gemeindeſchulen — ich meine nicht Doppel⸗, ſondern Einzelſchulen — von 24, die zur Zeit vor⸗ handen ſind. In dieſen 9 Schulen wird es aller⸗ dings nicht möglich ſein, weil die Schulhöfe ſo außer⸗ ordentlich klein ſind, daß wir allen Raum unbedingt für die Bewegung der Kinder brauchen; haben wir doch in einzelnen Schulen Höfe von ſo geringer Aus⸗ dehnung, daß ſie nicht einmal das Minimalmaß nach den miniſteriellen Vorſchriften erreichen, z. B. in der Schloßſtraße und in der Peſtalozziſtraße, und ich glaube nicht, daß es noch möglich ſein wird, dieſe Schulhöfe zu vergrößern, weil ringsum alles ziemlich ausgebaut iſt. Es ſiellt ſich eben immer wieder heraus, daß wohl infolge irgend eines neu eintretenden Bedürfniſſes ein Stück von einem Schulhofe kaſſiert werden muß; daß aber ein Stück Land zur Erweiterung eines ſchon vorhandenen Schulhofes zur Verfügung geſtellt wird, das kommt faſt garnicht vor. Die Schulgärten, die wir an unſeren Gemeinde⸗ ſchulen haben, ſind freilich nicht annähernd von der Ausdehnung, wie der Herr Vorredner ſie haben wollte. Wir können da nicht biologiſche Gruppen anlegen. Der Magiſtrat arbeitet gegenwärtig an dem Plan, in der Jungfernheide einen großen botaniſchen Garten anzulegen. In dieſem wird in erſter Reihe eine große Anzahl von Anzuchtbeeten anzubringen ſein, welche hinreichend Pflanzen für den Unterricht in der Botanik liefern können, ſodaß womöglich jedes Kind während des Unterrichts eine Pflanze in die Hand bekommt. Daneben aber wird es. hoffe ich, unter ganz unbedeutenden Ausgaben auch möglich ſein, einige biologiſche Gruppen vorzuſehen. Wenn wir nun die Kinder alle Quartale ein⸗ oder zweimal hinausführen, ſo wird der Lehrer dort biologiſchen Unterricht in derſelben Weiſe, wie der Herr Vorredner es meinte, erteilen können, und die Kinder werden davon gewiß große Vorteile haben. Solche biologiſche Gruppen jedoch in den kleinen Schulhöfen anzulegen, iſt ganz ausgeſchloſſen, und ich weiß auch nicht, ob es in der Bismarck⸗ und Spielhagenſtraße möglich ſein wird. Aber es iſt doch auch ſchon ein Vorteil, wenn einzelne charakteriſtiſche Pflanzen in unmittel⸗ barer Nähe der Schule wachſen, ſodaß der Lehrer während der botaniſchen Stunde nicht bloß im Klaſſen⸗ zimmer an den überſandten Eremplaren demonſtrieren kann, ſondern auch gelegentlich mal mit ſeinen Schülern hinausgehen und ihnen zeigen kann, wie die Wurzeln der Pflanze beſchaffen ſind, wie die Blätter, der Stengel und die Krone ſich allmählich entwickeln, wie ſie knoſpet und blüht und Früchte trägt. Das erregt natürlich das Intereſſe des Schülers in hohem Grade und macht den Unterricht beſonders erfolgreich. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, die Ausſicht, die uns der Herr Stadtſchulrat eröffnet auf einen bota⸗ niſchen Garten für Schulzwecke in der Jungfernheide, begrüßen meine Freunde mit großer Freude. Aber ein ſolcher botaniſcher Garten kann doch nicht die Schulgärten ſelbſt erſetzen, und infolgedeſſen ſcheint uns die von Herrn Kollegen Penzig gegebene Anregung außer⸗ ordentlich dankenswert; wir werden ſie jedenfalls unterſtützen und bitten auch den Magiſtrat, ſein Augenmerk darauf zu richten. Freilich hat uns ja der Herr Stadtſchulrat ge⸗ ſagt, daß keineswegs bei allen Schulen eine derartige Einrichtung möglich ſein würde. Sie wird nicht möglich ſein bei mindeſtens 9 der beſtehenden Schulen, und, meine Herren, ſie wird noch viel weniger mög⸗ lich ſein für alle diejenigen Kinder, die in Charlotten⸗ burg in Mietsräumen gegenwärtig unterrichtet werden und in Zukunft werden unterrichtet werden. Denn, meine Herren, wir hatten ja vor einigen Wochen ich glaube, in der letzten Sitzung — Gelegenheit, uns darüber zu unterhalten, daß wir in Charlotten⸗ burg auch in der nächſten Zeit und überhaupt in ab⸗ ſehbarer Zeit die Mietsklaſſen nicht los werden. Wir werden der Vorlage unſere Zuſtimmung ſehr gern erteilen; aber wir ſind uns ſehr wohl bewußt, daß, wenn die hier geplante Schule fertig iſt — früheſtens zu Oktober 1907 —, dann auch wieder eine ganze Anzahl Kinder zurückbleibt, die in den ſtädtiſchen Schulen keine Aufnahme findet, wie es jetzt ſchon der Fall iſt. Es beſteht, meine Herren, eine gemiſchte De⸗ putation zur Beratung von Mitteln zur Hebung der Volksſchulen, und aus den Sitzungen dieſer De⸗ putation darf ich Ihnen vielleicht verraten, daß auch dort nur eine einzige Stimme darüber herrſcht, daß das beſte Mittel, geradezu ein Raditalmittel, zur Hebung der Schulen eine ſehr ſtarke Herabdrückung der Frequenz der Klaſſen iſt. Wenn nun auch eine ſolche ſtarke Herabdrückung der Frequenz in ſämtlichen Klaſſen nicht zu erreichen ſein wird in der allernächſten Zeit, ſo doch möglicherweiſe, ja wahrſcheinlicherweiſe eine Herabdrückung der Frequenz in den unterſten Klaſſen; und meine Herren, dadurch wird dann die Anzahl der Kinder, die bei dem gegenwärtigen Tempo des Schulbaus nicht mehr in ſtädtiſchen Schulen unterrichtet werden können, noch größer werden. Deswegen möchten wir auch dieſe Gelegenheit nicht vorüberlaſſen, den Magiſtrat nachdrücklich auf die Notwendigkeit hinzuweiſen, in beſchleunigterem Tempo mit dem Bau von Schulen vorzugehen und in Erwägung zu ziehen, ob es nicht angebracht er⸗ ſcheint, dafür zu ſorgen, daß zu der Zeit, wo dieſe Schule fertig wird, oder doch wenigſtens ſehr bald darauf eine weitere Gemeindedoppelſchule in Charlotten⸗ burg fertiggeſtellt wird, die dann in dem ſchon öfter von mir bezeichneten Gebiete jenſeits der Spree ſich notwendig machen würde. Indem ich den Magiſtrat bitte, dieſen Geſichts⸗ punkt nicht aus den Augen zu verlieren, auf den meine Freunde bei den Etatsberatungen jedenfalls zurückkommen werden, kann ich Sie nur bitten, die Anregung, die der Herr Kollege Penzig gegeben hat, aufs wärmſte zu unterſtützen. Stadtv. Dr. Penzig: Ich glaube, wir haben uns mit dem Herrn Stadtſchulrat noch nicht ganz ver⸗ ſtanden. Die Anlegung eines botaniſchen Gartens in der Jungfernheide, ſo erfreulich ſie ja zweifellos iſt, hat doch mit meinem Antrag garnichts zu tun. Botaniſche Gärten haben wir ziemlich reichlich, und der Dahlemer iſt für die Charlottenburger auch gut genug; wir können jedenfalls einen botaniſchen Garten von irgend welcher Bedeutung neben dem Dahlemer garnicht herſtellen, ohne unſere Kräfte zu überſchreiten. Andrerſeits muß man unterſcheiden zwiſchen Schulgärten und den einfachen Pflanzengärten, wie wir ſie haben, und die nur dazu da ſind, für den Unterricht die erforderlichen Pflanzen herzugeben;