dem Verhältnis der Stadtverordnetenverſammlung zum Magiſtrat. Gewiß, meine Herren, wird es bei der Löſung dieſer Aufgaben und Erledigung dieſer Arbeiten nicht ohne Meinungsverſchiedenheiten ab⸗ gehen, es wird auch nicht ohne Kämpfe abgehen. Es wäre gar nicht einmal gut, wenn bei unſeren Arbeiten die Kämpfe ausbleiben würden. Aber das eine, meine verehrten Herren, geſtatten Sie mir, heute Ihnen gegenüber zu betonen: wenn unſere Arbeiten gedeihlich ſein ſollen, ſo iſt es erforderlich, daß ein jeder an ſeinem Teile darauf achtet, daß dieſe Kämpfe immer nur ſachliche Kämpfe bleiben, daß ſie niemals zu perſönlichen Kämpfen ausarten, und daß die Gründe, die uns für unſere Ent⸗ ſchließungen leiten, immer Gründe ſein müſſen, die aus der Sache und nicht aus perſönlichen Rückſichten geſchöpft ſind. Und noch eins, meine Herren! Laſſen Sie uns alle, die wir in dieſem Saale zuſammenarbeiten, daran denken, daß wir bei unſeren Beratungen und Erörterungen immer diejenigen Formen wahren, die den andern nicht verletzen, ſelbſt in Momenten der Erregung, die dann wohl auch einmal kommen können. Wenn wir mit freundwilligem Entgegenkommen, mit gegenſeitigem Vertrauen und in ſachlicher Er⸗ ledigung unſerer gemeinſamen Arbeiten die Aufgaben erfüllen, die uns die Zeit bringen wird, dann können wir uns mit Gewißheit der Hoffnung hingeben, daß Ihnen und uns allen aus unſerer Arbeit nicht nur eine hohe Freude erwachſen, ſondern daß mit ihr auch verbunden ſein wird das Gedeihen der Stadt Charlottenburg, für die zu arbeiten wir berufen ſind. In dieſer Hoffnung, meine verehrten Herren, begrüße ich Sie am heutigen Tage bei Ihrem Ein⸗ tritt in Ihr Amt und verpflichte Sie auf grund der geſetzlichen Beſtimmungen durch Handſchlag an Eides⸗ ſtatt auf treue und gewiſſenhafte Erfüllung Ihrer Amtspflichten. Seien Sie uns allen in dieſem Saale willkommen! (Der Handſchlag erfolgt.) Vorſteher Roſenberg: Meine ſehr geehrten Herren! Nachdem der Herr Oberbürgermeiſter Sie auf Ihr neues Amt durch Handſchlag verpflichtet hat, heißt dieſe Verſammlung Sie als neue Kollegen durch mich herzlich willkommen. Diejenigen unter Ihnen, meine Herren, welche noch nicht in einer ſtädtiſchen Verwaltung geſtanden haben, werden bald erkennen, wie intereſſant und anregend, wie bildend zugleich die Beſchäftigung mit ſtädtiſchen Angelegenheiten iſt. Gilt das an und für ſich wohl für jede Stadt, ſo iſt das bei Charlottenburg, dieſem blühenden, mächtig aufſtrebenden Gemeinweſen in verſtärktem Maße der Fall. Der Herr Oberbürgermeiſter hat in ſeiner An⸗ ſprache an Sie, meine Herren, die Güte gehabt, Sie zu ermahnen, bei den Debatten in den Formen ſich recht freundlich zu begegnen. Für mich iſt es zweifellos, daß Sie das tun werden. Denn wir, die alten Kollegen — ich meine, der Anciennetät nach, denn wir halten uns alle noch nicht für alt — ich ſage: wir, die wir Sie heute als neue Kollegen herzlich begrüßen und in unſere Mitte aufnehmen, wir wiſſen, daß Sie alle mit uns eins und einig ſind in dem Beſtreben, das koſtbare Gut der Selbſt⸗ verwaltung zu kräftigen und zu fördern. Stehen wir aber auf dieſem gemeinſamen Boden, ſo iſt es ganz ausgeſchloſſen, daß die Kämpfe, die wir unter uns in der Zukunft auszufechten haben werden, und auch wohl im Intereſſe der Stadt und der ſtädtiſchen Verhältniſſe ausfechten müſſen, einen anderen Charakter tragen können als einen ſachlichen. Und darin ſtimme ich allerdings dem Herrn Oberbürgermeiſter vollkommen zu, daß das ſehr erwünſcht ſein muß, daß es in unſerm eigenen Intereſſe liegt, daß es im Intereſſe des guten Einvernehmens zwiſchen den beiden ſtädtiſchen Körperſchaften und zuletzt auch im Intereſſe der Stadt Charlottenburg ſelbſt liegt. Noch einmal meine Herren, herzlich willkommen! Wir fahren in unſerer Tagesordnung fort mit Punkt 3: Wahl der Mitglieder des Vorſtandes der Stadtverordnetenverſammlung (Vorſteher, deſſen Stellvertreter und 1 Beiſitzer.) Ich erſuche nunmehr den Altersvorſteher, Herrn Stadtverordneten Barnewitz, dieſe Stelle einzunehmen und die Wahl eines Vorſtehers dieſer Verſammlung zu leiten. Altersvorſteher Barnewitz (den Vorſitz über⸗ nehmend): Meine Herren, wir haben ein arbeitsreiches Geſchäftsjahr hinter uns. Das vergangene Jahr hat nicht nur durch die zahlreichen Vorlagen, ſondern auch durch die großen feſtlichen Veranſtaltungen die Arbeitskraft des Vorſtandes und der Mitglieder dieſer Verſammlung ſehr in Anſpruch genommen. Wir wollen hoffen, daß dieſes Jahr ein ruhiges und geſegnetes Geſchäftsjahr für die Stadt Charlottenburg werden wird. (Bravo!) Meine Herren, nach § 38 der Städteordnung und § 1 unſerer Geſchäftsordnung haben wir in der erſten Sitzung des neuen Jahres ren Vorſtand zu wählen. Die Wahl des Vorſtehers und deſſen Stell⸗ vertreters hat durch Stimmzettel zu erfolgen. Wir kommen zunächſt zur Wahl des Vorſtehers. Ich bitte die Herren Bruns und Ruß, als Wahl⸗ aufſeher zu fungieren und die Stimmzettel zu ver⸗ teilen. (Die Stimmzettel werden verteilt. Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Es ſind 65 Stimmzettel abgegeben worden; die abſolute Majorität iſt demnach 33. Es haben er⸗ halten: Herr Stadtv. Kaufmann 31 Stimmen, Herr Stadto. Roſenberg 28; 6 Zettel ſind unbeſchrieben. Mithin iſt die Wahl nicht entſchieden; die abſolute Majorität hat keiner der Herren bekommen. Wir müſſen nochmal wählen. (Unruhe. — Stadtv. Dr. Crüger: Die weißen Zettel ſind ungiltig! — Rufe: Zur Geſchäftsordnung!) Stadtv. Dr. Crüger (zur Geſchäftsordnung): 65 Zettel ſind abgegeben, darunter 6 unbeſchriebene. Die 6 unbeſchriebenen gehen für die Feſtſtellung der Mehrheit ab, bleiben 59. (Lebhafter Widerſpruch und andauernde Unruhe.) Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, unſere Geſchäftsordnung enthält darüber, ob weiße Zettel bei der Feſtſtellung der Mehrheit der abgegebenen Stimmen zu zählen ſind, keine Be⸗ ſtimmung, wir können uns alſo, falls wir heute nicht einen beſonderen Beſchluß faſſen mollen, nur auf