—— 416 —— Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, Herr Stadt⸗ rat Schliemann ſagte am Schluſſe ſeiner Aus⸗ führungen, die hier deantragten Verbeſſerungen ſeien notwendig. Ich hoffe, daß das eine redneriſche Ibertreibung iſt; denn ich bin mit dem Herrn Kol⸗ legen Stadthagen der Überzeugung, daß in einem Lande, in einer Stadt, in der es recht viele, recht gute ausgeprobte Theater gibt, nicht ein Theater gebaut wird, bei dem man, wenn man mit dem Bau anfängt, zu der Überzeugung kommt: da fehle noch vieles, es ſei noch vieles notwendig. Wünſchenswert, wie in den Erläuterungen zu der Vorlage ſteht, mag manches ſein, das glaube ich unbedingt, und gewiſſe Wünſche kann man unter Umſtänden berückfichtigen, aber, meine Herren, ich ſehe beim beſten Willen das Ende noch nicht. Wenn Sie ſich die Entſtehung der ganzen Vor⸗ lage noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen, wie uns geſagt wurde: allerhöchſtens ſo viel, nicht mehr, — noch einmal wurde dann die Hälfte von dem ſchon Bewilligten nachgefordert, und ſchweren Herzens haben wir uns dazu entſchloſſen — (Zurufe: Die Hälfle?!) — ungefähr, wenn ich nicht irre, 160000 oder 200000 ℳ; urſprünglich ſollte die Sache rund 2400000 ℳ koſten, wenn ich nicht irre, und jetzt ſtellt ſie ſich auf 3000000 ℳ; ich weiß es aber nicht genau, ich habe die Zahlen nicht im Kopf, und wenn Sie ſich an den Zahlen ſtoßen, dann will ich ſagen, eine ganz unverhältnismäßig hohe Summe wurde von uns nachgefordert, und wir haben uns dazu verſtanden, ſie zu bewilligen. Ob übrigens aus unſerer Mitte heraus der Vorſchlag gemacht worden iſt, laſſe ich dahingeſtellt. Wir haben uns damit einverſtanden erklärt, Geld für eine Drehbühne zu geben; nun ſtellt ſich heraus, daß die Theaterdirektion mit dieſer Dreh⸗ bühne nicht arbeiten zu können glaubt. So weit ſind wir jetzt. Was wird uns jetzt zugemutet? Be⸗ willigt uns jetzt etwas anderes! Zwar eine ſchöne Verbeſſerung — ich glaube, daß es eine Verbeſſerung iſt —, aber etwas Notwendiges iſt es unter keinen Umſtänden. Ich kann nur ſagen: wenn das ſo fortgeht, bekommen wir in abſehbarer Zeit wieder Wünſche vorgetragen, und wir müſſen wieder bewilligen. Es iſt jetzt ſchon in der Bürgerſchaft genug dagegen geſprochen worden, man hat mir ſein Befremden darüber ausgedrückt, daß bei einem ſolchen Werk, das mit ſolchen Mitteln inſzeniert wird. immer wieder ſo erhebliche Nachbewilligungen gefordert werden, und ich will dieſe Gelegenheit nicht vorüber gehen laſſen, ohne Proteſt dagegen zu erheben, daß derartige Nachforderungen für nicht notwendige Dinge an uns geſtellt werden. Sctadtrat Schliemann: Meine Herren, wenn ich geſagt habe: es ſind notwendige Dinge, ſo habe ich darauf Bezug genommen, daß beſchloſſen worden iſt, in den Sommermonaten, wenn die Schillertheater⸗ geſellſchaft in dieſen Räumen nicht ſpielt, kleine Opernaufführungen zu veranſtalten, — und dafür ſind dieſe Einrichtungen notwendig. Ich habe voraus⸗ geſetzt, daß Herr Stadtv. Dr. Riel das gewußt hat, und habe nur mit Rückſicht darauf geſagt, daß die Sache notwendig iſt; ich bitte zu verzeihen, daß ich das nicht gleich erwähnt habe. Wenn geſagt worden iſt, es iſt eine unverhält⸗ nismäßig hohe Summe nachbewilligt worden, ſo muß ich dem gegenüber feſiſtellen, daß im ganzen rund 270000 ℳ nachbewilligt worden ſind, und davon find 128000 ℳ für den Bau eines Volksunter⸗ haltungsſaales und 65000 ℳ für den Grund und Boden desſelben enthalten. Das alles wird von der Schillertheater-Aktiengeſellſchaft mit 4,45 % verzinſt, und ſo verzinſt uns die Schillertheater⸗Aktiengeſell⸗ ſchaft alle nachträglich hinzugekommenen Ausgaben, die wir für Faſſaden in Sandſtein uſw. machen werden. Sie iſt auch bereit, dieſe vorliegenden 30000 ℳ mit 4,45 % zu verzinſen, und ſie kann es mit leichter Mühe tun, weil ſie durch dieſe Ein⸗ richtungen Arbeitskräfte ſpart. Vergegenwärtigen Sie ſich, daß dieſe 30000 ℳ etwas über 1 200 [. an Zinſen ausmachen; 1 200 ℳ bekommt jährlich ein einziger Arbeiter, der auf der Bühne zu tun hat, und die Schillertheater⸗Aktiengeſellſchaft ſpart durch dieſe Einrichtungen mehr als einen Arbeiter. Wir können doch unmöglich der Schillertheater⸗Aktien⸗ geſellſchaft zumuten, nachdem ſie ſchon ſo viel zu⸗ gegeben hat für unſer Theater, das unſer Eigentum iſt und bleib“, nun dies auch noch auszugeben. Ich meine, da die Schillertheater⸗Aktiengeſellſchaft bereit iſt, dieſes Kapital zu verzinſen, ſo liegt eine Gefahr für die Stadt nicht vor. Nun iſt von Herrn Stadtv. Dr. Riel behauptet worden: die Forderungen ſind uferlos; wohin ſoll das führen? wenn wir jetzt wieder bewilligen, ſo kommen Sie nach 14 Tagen oder drei Wochen und wollen wieder mehr Geld haben! Meine Herren, ich erkläre hier: das iſt ganz ausgeſchloſſen. Denn Herr Profeſſor Littmann hat geſagt, wenn er nicht bis zum 20. dieſes Monats die Zuſtimmung hat, daß die Bühneneinrichtung ſo gemacht werden ſoll, ſo kann er nicht dafür garantieren, daß das Theater überhaupt rechtzeitig eröffnet wird. Es kann alſo nichts mehr nachkommen. Die Herren, die ſachver⸗ ſtändig ſind, werden mir zuſtimmen, daß, wenn das Theater am 1. Dezember eröffnet werden ſoll, es jetzt die allerhöchſte Zeit iſt, zu beſtellen. Ich habe, um es nochmals zu wiederholen, dieſe Einrichtungen als notwendig hingeſtellt mit Rückſicht auf die Abſicht, in der Sommerſaiſon kleine Opern⸗ aufführungen zu veranſtalten, und dazu ſind ſie in der Tat notwendig; lehnen Sie ſie ab, ſo glaube ich nicht, daß dieſes Projekt dann verwirklicht werden kann Wir haben im Ausſchuß, ich glaube in ſechs Sitzungen, uns damit beſchäftigt und die Sache ein⸗ gehend geprüft; wir haben Urteile eingeholt von Herrn Maſchineriedirektor Lautenſchläger in München und Herrn Maſchineriedirektor Brandt in Berlin. Ich bilte Sie alſo: übergeben Sie die Vorlage wenig⸗ ſtens einem Ausſchuß; da in der nächſten Woche wieder eine Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung ſtattfindet, können Sie dann endgültig entſcheiden. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Her⸗ ren, Herr Stadw. Dr. Stadihagen, der heute zum erſtenmal in dieſer Berſammlung anweſend iſt, iſt über die Vorgänge naturgemäß nicht informiert; und deswegen möchte ich mir erlauben, noch einmal das Wort zu nehmen, um ihn aufzuklären, wenngleich wir glauben, daß wir in unſerer Vorlage für alle diejenigen, die die Dinge kennen, in genügender Weiſe die Sache aufgeklärt haben. Aber ich gebe gern zu, daß es für einen Herrn, der nen in die 1 11 hineingekommen iſt, nicht ganz leicht ſein mag, ſi in den Gedankengang, der hier maßgebend iſt - (Unruhe. Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, ich muß um etwas Ruhe bitten. Ich bin überzeugt, daß der 2