11 Herr Oberbürgermeiſter in den äußerſten Reihen des Saales nicht zu verſtehen iſt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns (fortfahrend): — hineinzuverſetzen. Meine Herren, der Magiſtrat hat der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung vor einigen Wochen eine Vor⸗ lage gemacht, worin er gegenüber einem bewilligten Kapital von 1 400 000 ℳ eine Nachforderung für die Theaterzwecke in Höhe von 76 000 ℳ forderte. Das möchte ich auch Herrn Stadtv Dr. Riel ent⸗ gegenhalten, der glaubte, daß wir bis in die Puppen gefordert haben. Für Schillertheaterzwecke, meine Herren, ſind nur 76 000 ℳ nachgefordert, und zwar nicht etwa auf Veranlaſſung des Schillertheaters oder ſeines Erbauers, ſondern auf Veranlaſſung von Mit⸗ gliedern der ſtädtiſchen Körperſchaften in der Depu⸗ tation, die ſich ſagten: wir bauen das Theater nicht für die Schillertheaterzwecke — das Schillertheater ſagt: wir ſind mit den Einrichtungen zufrieden —, ſondern wir bauen ſie für uns und müſſen es daher ſo bauen, daß auch in dem Fall, daß das Schiller⸗ theater die Pachtung aufgibt, es ſo eingerichtet iſt, daß wir das Theater an einen andern Pächter, der andere Zwecke verfolgt als das Schillertheater, glatt los werden. Es liegt alſo im Intereſſe der ſtädtiſchen Verwaltung, wenn wir die Vervollkommnungen derartig ausgeſtalten, daß wir dieſen Zweck erfüllen können, und, wir können ihn erfüllen mit 76000 ℳ. Die 128 000 ℳ, die ferner bewilligt ſind, ſind nicht für das Schillertheater bewilligt, ſondern für einen da⸗ neben ſtehenden Zweck: den Volksunterhaltungsſaal. Das iſt ein ſozialpolitiſcher Zweck, den Sie mit dieſem Saale verfolgen; das geht das Schillertheater nichts an. Es iſt übrigens auch dieſer Antrag auf Veranlaſſung von Mitgliedern der ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften geſtellt worden, nicht auf Veranlaſſung des Schillertheaters. Nun, meine Herren, wurde in den Beratungen in dem Ausſchuß der Stadtverordnetenverſammlung über die Magiſtratsvorlage von mehreren Herren Stadtverordneten der Gedanke aufgeworfen, daß es notwendig erſcheine, die Bühne techniſch beſſer her⸗ zuſtellen, als es im Projekt vorgeſehen iſt, die Theaterbühne techniſch zu vervollkommen, und auf den Vorſchlag eines unſerer Mitbürger, der außer⸗ halb unſerer Verwaltung ſteht, kamen die Herren im Ausſchuß auf den Gedanken einer Drehbühne oder Drehſcheibe. Ich hebe dabei ausdrücklich hervor, daß der maßgebende Beurteiler dieſer Dinge, Herr Profeſſor Littmann, nicht Gelegenheit genommen hatte und nicht nehmen konnte, ſich darüber zu äußern: er war in der Sitzung nicht dabei, er war in München und konnte ſich deshalb zu der Sache nicht äußern. Das, was in dem Ausſchuß von den Herren Stadt⸗ verordneten vorgetragen wurde, erſchien richtig, und es wurde infolgedeſſen deren Vorſchlag hier zum Be⸗ ſchluß erhoben, und der Magiſtrat trat ihm bei. Erſt nachher hat man Verhandlungen mit Herrn Profeſſor Littmann über die Anregung des Aus⸗ ſchuſſes führen können. Dieſer hat uun eingehende Erwägungen angeſtellt mit hervorragenden Autori⸗ täten, mit den Herren Maſchineriedirektor Lauten⸗ ſchläger in München und Maſchineriedirektor Brandt hier in Berlin, und zwar zuſammen mit Herrn Direktor Löwenfeld vom Schillertheater. Die Herren haben dann ſchließlich ihr Gutachten dahin abgegeben, daß ſie auf eine Drehbühne verzichten müßten aus den Gründen, die in der Vorlage niedergelegt worden ſind, und die rein techniſche Dinge betreffen, ſodaß ich hier nicht mehr darauf eingehen möchte. Ich darf annehmen, daß Herr Stadtv. Dr. Stadthagen darüber orientiert iſt. Sie ſagen im weſentlichen: die Drehbühne hat erhebliche Vorteile, aber auch ſehr erhebliche Nachteile, die darin und darin beſtehen. Vor allen Dingen können wir eine Drehbühne für unſer Theater deshalb nicht bauen, weil ſie einer Breite von 22 m bedarf, während wir nur 18 m zur Verfügung haben. Dieſes Urteil des Herrn Profeſſor Littmann, dem Herr Direktor Löwenfeld zuſtimmte, hat uns nun bewogen, von der Drehbühne abzuſehen. Aber, meine Herren, da die 30 000 ℳ, ja zur Vervollkommnung von gregteca ch Einrichtungen von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung bewilligt waren, ſo hat ſich die Baudeputation verpflichtet gefühlt, im Sinne der Stadtverordnetenverſammlung zu prüfen, ob denn die bühnentechniſchen Einrichtungen etwa nach anderer Seite vervollkommnet werden können, und Herr Profeſſor Littmann hat nun nach dieſer Richtung Vorſchläge gemacht, die auf das hinauslaufen, was er urſprünglich gewünſcht und worauf er verzichtet hatte, werl die Vermeter der Stadt iym die dazu erforderlichen Mittel ſtrichen; die Summe, die Herr Profeſſor Litimann veranſchlagt hatte, war größer als 1 400 000 ℳ. er mußte auf Erfordern der Stadt an verſchiedenen Sachen ſparen, und hat ge⸗ ſpart an den bühnentechniſchen Einrichtungen, und zwar weil das Schillertheater ſagte: für meine Zwecke genügen an ſich dieſe Einrichtungen, denn ich ſpiele jeden Tag ein anderes Stück; Drehbühnen kommen nur bei ſolchen Bühnen zur Geltung, die lange Zeit dasſelbe Stück ſpielen und deshalb dieſelben Szenen auf der Bühne lange Zeit unverändert ſtehen laſſen; das iſt aber bei dem Schillertheater nicht der Fall, weil es jeden Abend ein anderes Stück gibt. Die Deputation mußte nun, nachdem die Stadtverordneten⸗ verſammlung ſich dahin geäußert hatte, daß ſie eine Vervollkommnung der bühnentechniſchen Einrichtungen wünſcht, pflichigemäß nach Prüfung dieſer Frage Ihnen dieſe Vorlage machen, die wir Ihnen bringen, damit Sie entſcheiden, ob dieſe 30 000 ℳ in Ihrem urſprünglichen Sinne zur Vervollkommnung der bühnen⸗ techniſchen Einrichtungen verwendet werden ſollen. Ich bitte doch alſo die Herren, davon Akt nehmen zu wollen, daß wir hier nicht mit „fort⸗ geſetzten Nachbewilligungen“ kommen, ſondern nur in einer Interpretation des Wunſches der Stadtverordneten handeln. Denn ich glaube nicht, daß wir uns darin geirrt haben, als ob Sie nur gerade die Drehbühne hatten haben wollen, nicht aber ſonſtige Vervollkommnungen der Bühne; wir glauben, daß die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung wirklich die Abſicht hatte, die Bühne techniſch zu vervollkommnen Denn, meine Herren, wem kommt das zu gute? Das kommt zu gute dem Publitum, nicht dem Schillertheater. Und was wird dadurch erzielt? — eine Verkürzung der Pauſe, und die Verkürzung der Pauſe iſt von ſehr großer Wirkung für die Aufnahme des Gedankenganges des Schau⸗ ſpieles in der Seele des Zuſchauers. Je länger die Pauſen ſind, deſto mehr verpflüchtigt ſich der Eindruck eines Stückes, und je kürzer ſie ſind, deſto meyr wird der Zuſchauer feſtgehalten werden in der Stimmung des Stückes. Es kommt hinzu, daß dieſe 30 000 ℳ vom Schillertheater verzinſt werden mit 4,45 %, daß für dieſe Summe auch die Garantie, die das Schiller⸗ theater geleiſtet hat, in entſprechender Weiſe erhöht wird. Alſo irgend eine Gefahr läuft die Stadt nicht. Es liegt aber im Intereſſe der Stadt, daß die Ver⸗