und ſtillender Mütter in der Sitzung vom 20. Dezember unterhalten. In dieſer Sitzung lag die Vorlage des Magiſtrats vor, in welcher er zu dieſer Frage mitteilte, daß die gemiſchte Deputation zu dem Ergebnis gekommen ſei, die Einſtellung von 20000 ℳ zu dieſem Zweck in den nächſten Etat zu befürworten, der Magiſtrat aber beſchloſſen habe, die Angelegenheit zu vertagen, da es ſich erſt um eine Einſtellung in den Etat für 1906 handele. Das war der Beſcheid, den der Magiſtrat am 20. Dezember gegeben hat. Nun hat in der Sitzung vom 20. Dezember Herr Stadtv. Vogel ſich mit dieſem Beſcheide nicht begnügen zu ſollen gemeint und den Antrag geſtellt: Ich beantrage, außer zur Unterſtützung ſtillender Mütter auch zur Pflege bedürftiger Schwangeren Unterſtützungen zu gewähren und dieſen Antrag haben Sie abgelehnt. Es iſt nun meiner Anſicht nach nicht ganz klar, in welchem Sinne dieſe Ablehnung erfolgt iſt. Denn in dem Antrage des Herrn Vogel find enthalten die Unterſtützungen an Schwangere und die Beihilfen an ſtillende Mütter, und es fragt ſich, ob Sie das eine oder das andere haben ablehnen wollen oder beides. Kurz und gut, was eigentlich Ihre Entſchließung hinſichtlich des Antrages des Herrn Vogel geweſen iſt, erſcheint zweifelhaft, und infolgedeſſen, fürchte ich, wird auch der Magiſtrat nicht ganz im klaren darüber ſein, welche Wünſche hinſichtlich dieſer Frage jetzt in der Stadtverordnetenverſammlung eigentlich herrſchen Ich kann allerdings mitteilen, daß an ſich grundſätz⸗ lich im Magiſtrat eine — ich will zunächſt ſagen: nicht ablehnende Haltung zu konſtatieren war. In einem gewiſſen Widerſpruch dazu ſcheint allerdings der Beſchluß der Stadtwerordnetenverſammlung vom 20. Dezember vorigen Jahres zu ſtehen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, der Magiſtrat hat bei dem freudigen nationalen Aulaß, der in der nächſten Zeit vor ſich gehen wird, eine außerordentlich edle Form der Feier ſeitens der Stadt Charlottenburg gefunden, eine edle Form nach allen Richtungen hin; es iſt ia auch von den Ver⸗ tretern der anderen Fraktionen bereits zum Ausdruck gebracht, wie edel, wie human, wie kulturell dieſes Werk iſt. Ich möchte mich allerdings mit dieſem Schritte, den der Magiſtrat nach der Richtung der Säuglings⸗ und Mütterheime getan hat, ebenſo wie der Kollege Dr. Spiegel, nicht ſür befriedigt erklären — in keiner Weiſe. Ich ſtehe auf dem Standpunkt — und ich glaube, mit mir verſchiedene Freunde in der Fraktion —, daß wir ein Charlottenburger Säug⸗ lingsheim und ein Mütterheim recht bald bauen müſſen. Meine Herren, meine Erfahrungen, die ich auf Reiſen geſammelt habe, z. B. in Petersburg, haben mich dahin geführt, daß andere Länder uns darin beinahe voran ſind oder — in den letzten Jahren iſt ja auch hier viel geſchehen — voran waren. Ich halte dafür, daß wir auf dieſem wichtigen ſozialen Gebiet Muſtergültiges ſchaffen müſſen. Aber wir freuen uns, daß mit dieſer Vorlage auch beſondere wiſſenſchaftliche Zwecke verbunden ſind; wir teilen ich glaube, zum Teil auch im Namen meiner Freunde ſprechen zu können —, die Bedenken, die Herr Dr. Spiegel bezüglich der Leitung und Form der Stiftung geäußert hat, nicht und würden der Vorlage auch ohne Ausſchußberatung zugeſtimmt haben. Wir haben das Vertrauen zu dem Magiſtrat, daß er die Rechte der Stadt, ſoweit es bei einem Geſchenk geht und am Platze iſt, wahren wird. Aber, ich glaube, auch meine Freunde werden für die Ausſchußberatung, 16 nachdem der Herr Oberbürgermeiſter ſich damit ein verſtanden erklärt hat, ſtimmen. Meine Herren, eine beſondere Freude hat mir Herr Stadtv. Dr. Zepler gemacht, indem er hier eigentlich faktiſch vollkommen anerkannt hat, wie gut ein monarchiſches Regiment iſt. (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Vogel: Nur ein paar Worte meine Herren! Herr Bürgermeiſter Matting hat vorhin geſagt, daß ihm die Abſtimmung vom 20. Dezember nicht recht verſtändlich ſei. Ich habe die Uberzeugung, daß das auch bei vielen Mitgliedern der Verſammlung der Fall geweſen iſt. Die Majorität war ſehr gering, wenigſtens zweifelhaft, und ich entnehme daraus, daß ſich heute kein Mitglied in dieſem Sinne ausgeſprochen und gegen den von mir geſtellten Antrag gemeldet hat, den auch dieſe Vorlage enthält, daß der Beſchluß nicht Ihre vollſtändige Meinung geweſen iſt. Stadtv. Dr. Zepler: Ich wollte zunächſt gegen⸗ über Herrn Bürgermeiſter Matting nur ſagen, daß ſeine Autwort mich nicht befriedigt hat. Es kam mir darauf an, zu hören, ob der Magiſtrat eine Notlage anerkennt. Herr Bürgermeiſter hat ſelbſt geſagt, daß der Magiſtrat ſich ſeinen Beſchluß für den nächſten Etat vorbehalten hat, daß er noch nicht definitiv Stellung genommen hat. Ich meine, durch das Ver⸗ ſchweigen der Notlage, indem nur geſagt wird: es handelt ſich um Bequemlichkeit oder Unwiſſenheit, hat ſich der Magiſtrat vielleicht nur ein Hintertürchen auflaſſen wollen, damit man ihn nicht dann auf ſeine Bemerkung hin feſtuageln kann. Ich wollte nur fragen, ob der Magiſtrat eine Notlage anerkennt oder nicht. Gegenüber dem Herrn Regierungsrat Stadt⸗ hagen — — (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Herr Stadtv. Dr. Zepler, es iſt hier nicht üblich, die Herren Stadt⸗ verordneten anders als mit „Stadtverordneter“ zu bezeichnen. Stadtv. Dr. Zepler (fortfahrend): Alſo gegen⸗ über dem Herrn Kollegen Stadthagen möchte ich be⸗ merken, daß er meine Bemerkung nicht ganz richtig verſtanden hat. Er hat vielleicht noch nicht zwiſchen den Zeilen zu leſen gelernt. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Dr. Bauer, Dr. Frentzel, Dr. Hubatſch, Kaufmann, Dr. Landsberger, Liebe, Dr. v. Liszt, Dr. Mommſen, Proskauer, Rackwitz, Dr. Roſe, Roſenberg, Dr. Spiegel, Vogel, Dr. Zepler.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, die Nummer 8 der heutigen Tagesordnung ſoll, wenn ich mich recht entfinne, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung geſetzt werden. Aus Magiſtratskreiſen iſt mir aber der Wunſch laut geworden, ſie erſt auf die Tagesordnung der nächſtnächſten Sitzung zu ſetzen, weil der betreffende Herr Dezernent am 17. Januar hier nicht anweſend iſt. — Ich darf hiermit feſtſtellen, daß die Verſammlung damit einverſtanden iſt, daß der Gegenſtand unter Nr. 8 der heutigen Tages⸗ ordnung erſt auf die Tagesordnung der Sitzung vom 31. Januar geſetzt wird. 1t Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß der Sitzung 8 uhr 45 Minuten.) 1 Druck von A dolf Gertz, Charlonenburg.