geſtaltung hier in unſerem Rathauſe und an manche anderen Sachen auf der Straße. Ich erinnere nur an die kleinen Häuschen, die das Elektrizitätswerk gebaut hat, und die das Mißfallen eines großen Teils der Bürgerſchaft erregt haben. Sollte da nicht die Kunſtdeputation als beratende Inſtanz unter Um⸗ ſtänden recht günſtig wirken können? Meine Herren, es handelt ſich jedoch in der Kunſt nicht nur um Architektur und Malerei. Ich meine die Kunſt, deren außerordentliche ſoziale Wirkungen ja von unſerm Herrn Oberbürgermeiſter ſpeziell in der vorigen Sitzung mit einer ſolchen Leb⸗ haftigkeit, mit einer ſolchen Begeiſterung geſchildert worden ſind, wie ſie mir garnicht zu Gebote ſteht. Die ſozialen Wirkungen der Kunſt ſind auch auf anderen Gebieten garnicht zu leugnen, vor allem auf dem Gebiete der Muſik. Sie werden ſich viel⸗ leicht wundern, daß ich die Muſik in die Kunſtdepu⸗ tation hineinbringe; aber Sie werden wohl auch von manchen Beſtrebungen im öffentlichen Leben geleſen haben, die darauf hinzielen, auch die Mufik im Sinne einer allgemeinen ſozialen Volkshebung nutzbar zu verwerten. Meine Herren, ein Hauptgrundſatz der Nationalökonomie, alſo auch der Kommunal⸗ ökonomie, wenn ich mich ſo ausdrücken darf, ſollte darin beſtehen, die vorhandenen Kräfte nicht brach⸗ liegen zu laſſen, die vorhandenen Werte auszu⸗ nutzen. Und gerade auf dem Gebiete der Mufik liegen meines Erachtens ungeheuer viele Kräfte brach; da ſind Werte vorhanden, die umgeſetzt werden könnten, ohne daß ein erheblicher Geldbetrag nötig iſt. Sie wiſſen alle, wie leer die Konzerte, ſelbſt von berühmten Künſtlern, ſind; die Säle gähnen die Künſtler an. Im Intereſſe der Künſtler, im Intereſſe der Unter⸗ nehmer und im Intereſſe unſerer Bürgerſchaft würde es meines Erachtens liegen, wenn wir, die wir ge⸗ wiſſermaßen beſonders an der Muſit intereſſiert ſind, da die Muſikhochſchule ihren Sitz in Charlottenburg hat, einen Weg ausfindig machen könnten, um die leeren Plätze mit geeigneten Bürgern, die daran Intereſſe haben, zu beſetzen. Natürlich können wir nicht den ganzen Saal in Beſchlag nehmen; es wird ſich aber, glaube ich, ein Weg finden laſſen, um einen Teil der Billete ev. für die Mitbürger zu reſervieren, die nicht in der Lage ſind, hohe Konzertpreiſe zu be⸗ zahlen, die aber recht wohl derartige Billete annehmen würden. Ich denke dabei auch an die Arbeiter, vor⸗ nehmlich denke ich aber an unſern Mittelſtand, der in Bezug auf derartige Genüſſe heut zu Tage am ſchlechteſten geſtellt iſt, der ſich derartiges abſolut nicht leiſten kann, und der andererſeits ſehr gern der⸗ artige Veranſtaltungen beſuchen würde. Die unge⸗ heure ethiſche Wirkung der Muſik iſt ja in der Oper Stradella ſo großartig geſchildert, die Wirkung aufs ganze ſoziale Leben ſo fraglos, daß darüber kein Wort zu verlieren iſt. Alſo, meine Herren, ich reſümiere mich dahin: ich möchte bitten, daß wir unſern Beſchluß vom 23. November 1904 aufrecht erhalten und den Mag ſtrat erſuchen, auch bevor eine Summe in den Etat eingeſtellt werden kann, die Kunſtdeputation als ſolche bereits ins Lebens zu rufen. Auf einen Punkt der damaligen Debatte, der namentlich von Herrn Stadtv. Holz geſtreift wurde, möchte ich noch eingehen. Es wurde damals hervor⸗ gehoben, daß es ſeyr ſchwer wäre, es in der Kunſt allen recht zu machen. Das iſt ohne weiteres zuzu⸗ geben. Die Kunſt iſt ſehr individuell, die Wirkungen der Kunſt ſind auch individuell Meine Herren, ich bin ja nicht berufen, hier eine Definition der wahren 28 Kunſt zu geben; aber das werden Sie mir alle zu⸗ geſtehen: die Schönheit in der Kunſt, bei möglichſter Wahrung der Wahrheit und der praktiſchen Intereſſen, wird uns immer alle begeiſtern. Ich glaube, auch diejenigen Herren, welche an unſerm Rathausbau, der mir perſönlich außerordentlich gefällt, viel aus⸗ zuſetzen haben, werden hier unten im Ratskeller außer dem guten Bier manche Dinge finden, die ſie, ganz abgeſehen von dem allgemeinen Stil, jedenfalls be⸗ geiſtern werden, die ſie unter allen Umſtänden als wirklich ſchön anerkennen müſſen. Ich verpflichte mich, jedem von Ihnen da unten Einzelheiten in der Architektur zu zeigen, die er ſchön finden wird. Alſo, meine Herren ich möchte bitten, daß wir in dieſem Punkte den Magiſtrat erſuchen, ein etwas ſchnelleres Tempo, will ich ſagen, einzuſchlagen. Stadtv. Kaufmann: Ich möchte dem Herrn Kollegen Stadthagen einige Worte erwidern, und zwar dahingehend, daß die Angelegenheit, indem wir hier Kenntnisnahme beſchließen, damit noch nicht von der Tagesordnung verſchwindet, ſondern der Aufmerkſamkeit des Magiſtrats überlaſſen bleibt. Ich glaube nicht, daß es zweckmäßig wäre, eine Kunſtdeputation zu wählen, die ohne Mittel irgend etwas für die Zukunft vornehmen ſollte. (Sehr richtig!) Denn die vornehmſte Aufgabe für eine Kunſtdepu⸗ tation würde die Schaffung von Kunſtwerken ſein, und daß wir das ohne Mittel könnten, daran glaubt der Herr Kollege Stadthagen wohl auch nicht. Die Anregung, die er dann ferner gab, und die mir ungeheuer ſympathiſch iſt, irgend etwas zu ſchaffen, um das Muſikleben Charlottenburgs zu be⸗ leben, unſeren Mitbürgern die Gelegenheit zu ſchaffen, an Konzertunternehmungen zu billigen Preiſen teil⸗ zunehmen, — dieſe Anregung iſt ja ſehr dankens⸗ wert. Ich glaube aber, es wird ſtädtiſcherſeits in dieſer Beziehung vor der Hand nichts geſchehen können. Ich bin in der glücklichen Lage, dem Herrn Kollegen Stadthagen mitteilen zu können, daß aus dem Kreiſe von Mitgliedern dieſer Verſammlung, und zwar von beiden Seiten des Hauſes, Vorbe⸗ ſprechungen ſchon ſtattgefunden haben und demnächſt in einem größeren Kreiſe gepflogen werden ſollen behufs Schaffung irgendeines Mittelpunktes, eines Vereins, der ſich mit dieſem Gedanken beſchäftigen wird, dem Muſikleben in Charlottenburg eine be⸗ ſtimmte Konzentration zu geben und vor allen Dingen Gelegenheit zu ſchaffen, zu billigen Preiſen, wie wir das für Theaterzwecke ja glüalicherweiſe erreicht haben, unſeren Bürgern auch Konzertgenüſſe in der Zukunft zugänglich zu machen. Ich würde alſo bitten, in dieſer Beziehung das Weitere abzu⸗ warten, und würde mit Freuden die Meldung von Kollegen entgegennehmen, die auf dieſem Gebiete ſich mit betätigen wollen, weil wir im Laufe der nächſten I8 vielleicht eine Beſprechung anberaumen wollen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, aus den Erklärungen, die der Herr Oberbürgermeiſter in der vorigen Sitzung abgegeben hat, könnten Sie, wenn Sie es nicht ſchon bisher gewußt hätten, entnehmen, daß die Stadtverordnetenverſammlung in dem Ma⸗ giſtrat einen Förderer der Beſtrebungen, die ſie durch dieſen Antrag verfolgt, beſitzt, wie ſie ihn wärmer kaum wird wünſchen können. Infolgedeſſen habe ich der Antwort, die wir Ihnen zu Nr. 1 gegeben haben, weiter nichts hinzuzuſetzen. Es wird ſicherlich