das Beſtreben des Magiſtrats ſein, ſobald wie möglich die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu ſtellen, um einen kräſtigen Einfluß auf die Förde⸗ rung der Kunſt in dem Sinne, wie wir es bisher verſtanden haben, auszuüben. Nun hat allerdings der Herr Stadtv. Stadt⸗ hagen einige ganz neue Geſichtspunkte in die Debatte hineingebracht. Erſtensmal, daß dieſe Kunſtdepu⸗ tation ſo eine Art Mädchen für alles ſein ſoll; ſie ſoll ſelbſt in die Elektrizitätsdeputation hineingreifen und ihr mit ihrem Rat, betreffend die Ausgeſtaltung der Schalthäuschenſäulen und was weiß ich noch alles, zur Seite ſtehen; ſie ſoll der Hochbau⸗ wie der Tiefbaudeputation natürlich beim Ban von Häuſern, Brücken uſw. ebenfalls zur Seite ſtehen. Ich fürchte, das iſt von vornherein ſchon eine Aus⸗ dehnung des Gebietes dieſer Deputation, welche die rechtzeitige Geburt des Kindes geradezu verzögern könnte; denn bei der Aufſtellung des Programms und der Einigung darüber, was dieſer Deputation alles mitgegeben werden ſollte, würde man wahr⸗ 4 ſchon mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen aben. Dann hat aber der Herr Stadtv. Stadthagen noch einen zweiten Geſichtspunkt hineingebracht, und das iſt die Förderung der Mufik. Zweifel⸗ los läßt ſich dagegen vom allgemeinen Stand⸗ punkt zur Kunſt und ihrer Föderung nicht viel ſagen. Trotzdem iſt es ein ganz neuer Geſichtspunkt, der ebenfalls einer gründlichen Prüfung erſt bedürfen wird. Dazu kommt im vorliegenden Falle, daß wir möglicherweiſe durch eine derartige Inſtitution den Beſtrebungen Konkurrenz machen würden, die ja die Schillertheatergeſellſchaft bereits verfolgt, und zwar nicht nur hinſichtlich dramatiſcher und ſonſtiger ſchau⸗ ſpieleriſcher Aufführungen, ſondern auch hinſichtlich der Veranſtaltung von Konzerten und ähnlichen Volks⸗ unterhaltungen. Sie wiſſen ja, daß die Schiller⸗ theatergeſellſchaft gerade zu dieſem Zwecke eine große Halle mit dem Schillertheaterunternehmen verbinden will. Ich glaube, es wird ſich wohl empfehlen, ab⸗ zuwarten, in welcher Weiſe ſich dieſes Unternehmen entwickeln wird, ehe wir von Stadt wegen uns an dieſes ſehr ſchwierige Gebiet heranwagen. Ich bin davon überzeugt, daß die Schillertheatergeſellſchaft in dieſer Beziehung ſehr viel beſſere Kräfte und Mittel zur Verfugung hat, als ſie ſtädtiſcherſeits geleiſtet werden können. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, gerade die letzten Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters haben mich davon überzeugt, daß eine derartige Frage hier nicht im Plenum verhandelt werden kann. Ich bi⸗ in mehreren Punkten mißverſtanden worden. In einer Deputation würden ſich dieſe Mißverſtänd⸗ niſſe ſehr leicht klären. Was noch für die Deputation ſpricht, iſt ein Punkt, den ich vorhin nicht erwähnt habe, daß wir nämlich hoffen dürfen, daß, wenn wir eine Deputation haben, ſich auch reiche Leute, die wir ja in Char⸗ lottenburg in großer Zahl beſitzen, mehr als Mäzene betätigen würden, als es jetzt geſchieht. Wir haben ja auch ſchon hin und wieder derartige erfreuliche Erſcheinungen zu verzeichnen; aber es iſt doch klar, daß ein Mäzen ſich viel eher zu einer Schenkung entſchließen würde, wenn er weiß: in der Stadtwer⸗ waltung iſt eine Kunſideputation, mit der er ſeine Pläne beſprechen kann. Ich glaube ſicher, nach dieſer Richtung hin würde die Deputation bereits ſegens⸗ reich wirken können, auch bevor ſie beſondere Mittel hat. Außerdem würde ja die Deputation die Mittel⸗ die ſie eventuell braucht, ihrerſeits beantragen können; ſie würde mit auten Gedanken gleich an die Stadt⸗ verwaltung herantreten! Alſo, meine Herren, ich muß ſagen, ich ſehe nicht ein, warum Sie ſich gegen die Einrichtung einer Deputation ſperren, die doch jedenfalls kein Unheil anrichten kann. Wenn der Herr Bürgermeiſter Unheil hinter meinem einen Geſichtspunkt gewittert hat, nämlich daß eventuell die Deputation zu viel in andere Dinge hineinreden könnte, ſo bin ich darin vollſtändig mißverſtanden worden und möchte das allerdings hier klarſtellen. Selbſtverſtändlich würde dieſe Deputation nur dann heran jezogen werden, wenn es den anderen betreffenden Dezernaten paßt. Es würde ſich im Laufe der Zeit allmählich ein Gebrauch herausbilden. 3. B. wenn große architektoniſche Arbeiten vorliegen, wenn gewiſſe Sachen auf die Straße geſtellt werden, die die Bürgerſchaft angehen. dann würde man die Kunſtdeputation vorher befragen. Eine Schwierigkeit ſoll dadurch den anderen Dezer⸗ naten keineswegs irgendwie bereitet werden. Die (Die Beratung wird geſchloſſen. Ver⸗ ſammlung nimmt Kenntnis). Berichterſtatter Stadtv. Stein: Frage 2. Stadtv. I)r. Borchardt: Meine Herren, bei Nr. 2 teilt uns der Magiſtrat mit, daß insbeſondere jetzt nach Beendigung der Gemeindewahlen von 1905 Auszählungen nach verſchiedenen Richtungen vorge⸗ nommen werden, und der Vorſtand empfiehlt Ihnen, dieſe Erklärung lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Mir ſcheint, daß dieſer Standpunkt doch nicht ganz richtig iſt. Bei dem Erſuchen, das ſeinerzeit von der Stadtverordnetenverſammlung an den Magiſtrat gerichtet wurde, handelt es ſich um die Vornahme von Schritten, zu deren Vorbereitung Auszählungen nach irgend einer Richtung in keiner Weiſe not⸗ wendig erſcheinen. Die Fraktion, ber ich angehöre, hat den Antrag geſtellt, der Magiſtrat möge erſucht werden, mit anderen Gemeinden in Verbindung zu treten, um bei den geſetzgebenden Körperſchaften Schritte zu unternehmen zur Erſetzung des beſtehen⸗ den Gemeindewahlrechts durch ein dem Reichstags⸗ wahlrecht entſprechendes. Dieſer Antrag wurde von der Verſammlung nicht angenommen; wohl aber erklärte ſich die Verſammlung mit einem Antrage einverſtanden, den Magiſtrat zu erſuchen, mit den Vertretungen anderer Kommunen in Verbindung zu treten, um gemeinſam geeignete Schritte bei den geſetzgebenden Faktoren zu unternehmen behufs Ab⸗ änderung des Gemeindewahlrechts bezüglich der öffent⸗ lichen Abſtimmung, bezüglich des Dreitlaſſenwahl⸗ ſyſtems und des Privilegs der Hausbeſitzer in ſeiner jetzigen Ausdehnung. Meine Herren, wir wieſen allerdings damals darauf hin, daß der ſo formulierte Antrag es dem Magiſtrat außerordentlich leicht machen würde, gar⸗ nichts zu unternehmen, daß er dem Magiſtrat es ermöglichen würde, zu ſazen: es iſt in dem Antrag nicht genau enthalten, in welcher Richtung die Schritte unternommen werden ſollen, und deshalb müſſen wir vorläufig es ablehnen, weitere Schritte zu unternehmen. Wenn der Magiſtrat dieſen Stand⸗ puntt eingenommen hätte, ſo wäre mir das ver⸗ ſtändlich geweſen: auch wenn der Magiſtrat geſagt hätte: ich entnehme aus Eurem Antrage, daß Ihr eine Abänderung der öffentlichen Abſtimmung in