anſehen und ſie zur Grundlage weiterer Verhand⸗ lungen machen zu können. 3. B. hat ſich Herr Dr. Borchardt ſeinerzeit in der Frage des Wechſels der Grundſtücke gründlich geirrt. Alſo auch nach dieſer Richtung hin müſſen die Zahlen abſolut ein⸗ wandsfrei ſein, die wir brauchen, um in die Offent⸗ lichkeit zu treten. Meine Herren, Sie werden doch zugeben, daß es eine der ſchwierigſten und delikateſten Materien iſt, die Sie überhaupt in die Hände des Magiſtrats legen konnten, und wenn der Magiſtrat eine gewiſſe Zeit braucht, zumal er, wie Sie zugeben müfſſen, mit dringlichen Arbeiten reichlich verſehen iſt, ſo dürfen Sie ihm daraus keinen Vorwurf machen. Haben Sie die Überzeugung, daß der Magiſtrat, wenn er zu der Meinung kommen ſollte, er könne Ihrer Anregung nicht Folge leiſten, ohne weiteres vor Sie hintreten wird und ſagen: wir ſehen uns außer ſtande, dem Antrage zu entſprechen. Soweit iſt die Angelegenheit heute noch nicht. Deshalb glaube ich, werden Sie füglich nichts anderes tun können, als die Mitteilung des Magiſtrats zur Kennt⸗ nis zu nehmen, worum ich Sie bitten möchte. Vorſteher Roſenberg: Herr Bürgermeiſter, ich nehme an, daß Sie in Ihren einleitenden Worten nur die Stellung des Magiſtrats haben wahren und nicht etwa dem Herrn Stadtv. Dr. Borchardt gegen⸗ über haben ausſprechen wollen, daß er die böſe Ab⸗ ſicht der Beleidigung gehabt habe. Das würde ich ſofort gerügt haben. Ich habe ſie aber in ſeinen Worten nicht gefunden. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, ich will auf die ſchwierige Materie im großen Ganzen nicht eingehen; nur eine Übertreibung, der ſich, glaube ich, Herr Siadtv. Dr. Borchardt ſchuldig gemacht hat, möchte ich nicht unwiderſprochen laſſen. Ic hoffe, damit die Zuſtimmung des größten Teils der Ver⸗ ſammlung zu finden. Herr Kollege Dr. Borchardt hat davon geſprochen, daß das ſtädtiſche Wahlrecht gleichwertig oder nach ſeiner Anſicht von gleichem Unwert wie das preußiſche Wahlrecht iſt. Meine Herren, darin liegt doch ein gewaltiger Unterſchied. Wenn wir das preußiſche Wahlrecht in der Kommune hätten. würden wir nicht das Vergnügen haben, Sie und Ihre Herren Parteigenoſſen hier zu ſehen. Das müßte doch eigentlich Herr Dr. Borchardt wiſſen. — Ich möchte noch für diejenigen, denen es im Moment entfallen ſein ſollte, anknüpfen, daß hier die dritte Abteilung für ſich wählt, während in Preußen ſämt⸗ liche Abteilungen durch die Zwiſcheninſtanz der Wahl⸗ männer miteinander wählen. Das iſt doch ein ganz gewaltiger Unterſchied! Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, nur einige wenige Worte! Ich möchte dem Herrn Bürger⸗ meiſter gegenüber bemerken, daß die Zahlen, die ich ſeinerzeit vorgebracht habe, nach meiner Auffaſſung durchaus nicht irrig geweſen ſind. Jetzt im Moment, ohne die Unterlagen zu haben, kann ich das allerdings nicht im einzelnen nachweiſen. Eventuell würde ſich ſpäter dazu Gelegenheit geben. Aus der Antwort des Herrn Bürgermeiſters geht hervor, meine Herren, daß allerdings die Angelegen⸗ heit ſehr in weitem Felde ſchwebt. Am 7. September 1904 iſt der Beſchluß der Stadtverordneten gefaßt worden. Heute ſind wir an der Schwelle des Februar 1906, mehr als /ꝰ Jahre ſpäter. Nun, in dieſen Jahren hat alſo der Magiſtrat ſich mit 31 Auszählungen beſchäftigt, mit ſtatiſtiſchen Arbeiten, und er wird ſich weiter damit beſchäftigen, wie uns mitgeteilt worden iſt, während es ſich hier um eine ſehr einfache, klare prinzipielle Frage handelt. Herrn Stadtv. Stadthagen möchte ich erwidern: wenn er ſeinerzeit Mitglied der Verfſammlung geweſen wäre, oder wenn er nachträglich die Verhandlungen, die damals gepflogen ſind, geleſen hätte, ſo würde er kaum dem Mißverſtändnis zum Opfer gefallen ſein, als ob meine Freunde und ich eiwa die Erſetzung des Dreiklaſſenwahlrechts für die Kommunen durch das Wahlrecht zum preußiſchen Landtage wünſchen. (Heiterkeit.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Dr. Borchardt, ich nehme an, daß Sie einen Antrag geſtellt haben, der dahin geht: die Verſammlung erſucht den Magiſtrat, ſchleunigſt dem Wunſche der Stadtverordneten⸗ verſammlung vom 7. September 1904 nach⸗ zukommen. (Der Antrag wird abgelehnt.) Es bleibt alſo dabei, daß die Verſammlung von der Antwort des Magiſtrats Kenntnis nimmt. Berichterſtatter Stadtv. Stein: Frage 3. Stadtv. Vogel: Meine Herren, Sie haben wohl die Antwort des Magiſtrats zur Hand, wonach Ver⸗ handlungen mit dem Berliner Bau- und Sparverein ſchweben. Das iſt allerdings keine beſonders günſtige Ausſicht für die baldige Verwirklichung des Baues von Arbeiterwohnungen in Charlottenburg. Dieſer Bau⸗ und Sparverein baut etwa 1000 Wohnungen. Von dieſen hat er ſich ſchon verpflichtet etwa den zehnten Teil an Staatsarbeiter abzulaſſen, und wenn es nun glückt, daß wir auch noch Wohnungen für ſtädtiſche Arbeiter bekommen, ſo werden das jedenfalls nicht mehr ſein als ebenfalls der zehnte Teil, alſo etwa 100. Ich biite Sie, meine Herren, was will das ſagen: 100 Wohnungen für Arbeiter in Char⸗ lottenburg; die ſollen der Not weſentlich abheifen! Vorher wird allerdings geſagt, die Wohnungenot wäre nicht mehr ſo brennend. Das iſt ja richtig betreffs der größeren Wohnungen. Aber tleine Wohnungen von Siube und Kammer etwa ſind immer noch ſehr rar, daran beſteht noch immer ein bedeutender Mangel. Alſo die Ausſicht, durch den Berliner Bau⸗ und Sparverein Wohnungen für unſere Arbeiter zu kommen, iſt ſehr mäßig. Ich möchte ſagen: das iſt wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Wir hatten vorher ſchon in Ausſicht genommen, auf dem Terrain, das die Stadt von der Luiſengemeinde gekauft hat, in der Sophie Charlotten⸗Straße Arbeiterwohnungen zu errichten. Das find bereits etwa 6 Jahre her. Was da für Erwägungen eriſtieren, weiß ich nicht; nur das weiß ich, daß ſchon verſchiedene andere Projekte vorgeſchlagen ſind, und daß jetzt ein Teil zu der Verſuchsanſtalt für Säuglingspflege verwertet werden ſoll. Dann iſt aber immer noch der andere Teil übrig. Wenn der Magiſtrat weiter nichts vorgibt, als daß Verhandlungen mit dem Bau⸗ und Spar⸗ verein ſchweben, ſo ſieht das beinahe ſo aus — ich will nicht ſagen: als ob er die Sache verſchleppen wollte, ſondern ich will ſagen: protrahieren. Ich möchte doch bitten, daß er ſie nicht zu ſehr protrahiert.