Grundlage in Bezug auf unſere ſpeziellen Charlotten⸗ burger Verhältniſſe gibt. Ich glaube, nach dieſer Aufklärung wird der Magiſtrat imſtande ſein, uns dieſes Material recht bald zu liefern. Die Herren Sozialdemokraten aber ziehen vielleicht daraus die Lehre, daß das Über⸗ trumpfen unſerer Anträge nicht immer zweckdienlich iſt, daß es vielmehr beſſer iſt, ſich an die geſchäfts⸗ mäßigen Anträge, die uns fördern können, zu halten. (Sehr richtig! bei den Liberalen). Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich bin ja dem Magiſtrat außerordentlich dankbar dafür, daß er einer Anregung aus den Reihen der ſozialdemo⸗ kratiſchen Frakrion, eine Frage näher zu ſtudieren, gern und bereitwillig Folge gibt, und ich betrachte es auch nicht als das Hineintragen einer Unklarheit, wenn von meinem Freunde Hirſch bei Gelegenheit dieſer Debatte betont wurde, daß aus einem Studium der einſchlägigen Litteratur hervorgehen würde, daß der Gedanke der Verkürzung der Arbeitszeit in einer Reihe von Kommunen weiter fortſchreitet. Meine Herren, wenn der Magiſtrat dieſe Litteratur nun ſtudiert hat und dadurch, wie uns Herr Bürgermeiſter Matting eben verſichert, zu demſelben Ergebnis gekommen iſt, ſo kann uns das durchaus nicht unangenehm ſein. Freilich betont der Herr Bürgermeiſter, daß in einer einzelnen Statiſtik für die Gemeinde Zürich ſich etwas Gegenteiliges ergebe von dem, was der Herr Kollege Hirſch da⸗ mals geſagt habe. Wie es mit dieſem einzelnen Fall ſteht, kann ich hier im Moment natürlich nicht nachprüfen. Aber im allgemeinen hat der Herr Bürgermeiſter klar und deutlich zugegeben, daß in der Tat der Gedanke einer Verkürzung der Arbeits⸗ zeit in den Kommunen, auch in den deutſchen Kommunen, Fortſchritte mache. Inſofern war es alſo durchaus nicht eine Unklarheit, die in unſere Debatten hineingetragen wurde, ſondern es war eine Anregung, der der Magiſtrat ja auch in dankenswerter Weiſe gefolgt iſt. Aber, meine Herren, das Mißverſtändnis des Magiſtrats liegt nun eben darin, daß er ſich lediglich auf das Befolgen dieſer Anregung und auf dieſes Studium beſchränkte. Denn es handelt ſich, wie ich vorhin ſchon auseinandergeſetzt habe, und wie auch Herr Kollege Spiegel beſtätigt hat, hier zunächſt für uns lediglich um die Frage: wieviel Mehrkoſten würden der Stadt Charlottenburg aus der Ver⸗ wandlung der 10 ſtündigen in die 9 ſtündige Arbeits⸗ zeit entſtehen? Ich habe an der einen Stelle Herrn Kollegen Spiegel nicht recht verſtanden, wo er mir, glaube ich, einen Widerſpruch vorwarf. Denn es handelte ſich ja nicht um irgendwie beſtimmte Schluß⸗ folgerungen, die der Magiſtrat ſofort ziehen ſollte, oder die wir uns, falls ſie der Magiſtrat gezogen, einfach zu eigen machen ſollten, ſondern die Mehr⸗ heit der Verſammlung wollte das zahlenmäßige Material haben, um zu erkennen, wie teuer uns die Umwandlung der 10 ſtundigen in die 9 ſtündige Arbeits⸗ zeit werden würde. Freilich ſind bei Gelegenheit der Diskuſſion eine Reihe von anderen Punkten mit erwähnt und angeregt worden. Wenn aber der Herr Bürgermeiſter daraus, daß z. B. auch geſagt wurde, daß vielfach bei einer Verkürzung der Arbeits⸗ zeit die Arbeitsleiſtung intenſiver würde, und daß ſich in manchen Betrieben mehrfach herausgeſtellt habe, daß eine Verkürzung der Arbeiszeit nicht gleich⸗ bedeutend ſei mit einer Verringerung der Arbeits⸗ 34 leiſtung, — wenn der Herr Bürgermeiſter aus derartigen Außerungen und einer Diskuſſion darüber nun etwa entnommen hat, daß wir der Meinung ſind, ganz allgemein und überall und ſtets werde in 9 Stunden ſo viel gearbeitet, wie in 10 Stunden, und wenn man die 9 ſtündige Arbeitszeit habe, werde bei einer Einführung der 8 ſtündigen Arbeitszeit ge⸗ nau ſo viel gearbeitet wie in 9 Stunden, und wenn er dann weiter etwa meinte, wie ich nicht klar aus ſeinen Worten entnommen habe, daß wir erſt dann zu der Verkürzung der Arbeitszeit übergehen wollen, wenn etwa ſich herausgeſtellt habe, daß das richtig ſei, daß man überall mit der Verringerung der Arbeitszeit eine entſprechend intenſivere Arbeit bekomme, — dann allerdings, glaube ich, hat der Herr Bürgermeiſter die Ausführung von unfrer Seite ſehr ſtark mißverſtanden. Denn das, m. H., iſt unſre Meinung keineswegs, daß man die Verkürzung der Arbeitszeit in allen Betrieben immer nur auf Koſten einer Verſtärkung der Intenſität der Arbeit in einem ſolchen Maße bekommen ſoll, daß dadurch die Arbeits⸗ leiſtung dieſelbe bleibt. Wenn wir dieſer Meinung wären, dann brauchten wir ja auch gar keine Er⸗ hebungen. Wir waren ja gerade der Meinung, daß wir Erhebungen darüber brauchen, wieviel teurer die 9ſtündige Arbeitszeit als die 10ſtündige werden würde, weil wir überzeugt nd, daß durchaus nicht in allen Be⸗ trieben in gleichmäßiger Weiſe mit einer Verkürzung der Arbeitszeit die Intenſität der Arbeitsleiſtung wächſt. Es kommt eben durchaus auf die Art des Betriebes an. Es gibt allerdings Betriebe, die von einer 12⸗ und noch mehrſtündigen Arbeitszeit, die ſie vor Jahren hatten, ſogar bis auf eine 8 ſtündige heruntergegangen ſind, in denen die Unternehmer die Erfahrung ge⸗ macht haben, daß ſchließlich doch ebenſoviel bei ihnen gearbeitet wird wie früher. Es gibt aber wiederum ganz anders geartete Betriebe, in denen zweifellos lediglich die Dauer der Arbeitezeit für das Maß der Leiſtung maßgebend iſt. Wir waren nicht der Meinung, daß wir zu einer Verkürzung der Arbeitszeit nur dann kommen ſollten, wenn dieſe Verkürzung nichts koſtet; ſondern wir waren der Meinung, daß wir eben auch zu einer Verkürzung der Arbeitszeit kommen wollen, wenn dieſe Verkürzung uns etwas koſtet. Das ſchien mir damals auch die Meinung der Mehr⸗ heit der Verſammlung zu ſein, und deswegen hat auch die Mehrheit der Verſammlung dieſe Auskunft vom Magiſtrat erbeten. Einen beſtimmten Antrag über die Kenntnis⸗ nahme hinaus zu ſtellen, erübrigt ſich, glaube ich, auch für mich, nachdem auch ein Vertreter der Mehr⸗ heitsfraktion hier der Meinung Ausdruck gegeben hat, daß in der Tat die Anfrage an den Magiſtrat ſo gemeint war, wie ich ſie interpretiert habe, und nachdem er ſich dem Erſuchen angeſchloſſen hat, daß der Magiſtrat dieſe Auskunft, für welche die rechneriſchen Unterlagen verhältnismäßig leicht zu beſchaffen ſein müſſen, möglichſt bald geben möge. Wenn zum Schluß der Herr Kollege noch ge⸗ glaubt hat, in leichter Weiſe mich ironiſieren zu können, indem er auf das Ubertrumpfen von Anträgen der liberalen Fraktion ſeitens der ſozialdemokratiſchen Fraktion hinwies, ſo, glaube ich, war der Moment dazu recht ſchlecht gewählt. Denn bei dieſen Anträgen handelte es ſich in gar keiner Weiſe um irgendwelchen Verſuch der Übertrumpfung, ſondern es handelte ſich um Initiativanträge ſeitens der ſozialdemokratiſchen Aen die nachher von den Freunden des Herrn ollegen Spiegel nicht verbeſſert, ſondern lediglich verſchlechtert worden ſind.