Kommune unbeſtreitbar ſich viele und große Ver⸗ dienſte erworben. — Sie haben ſich, meine Herren, während dieſer Worte von Ihren Plätzen erhoben und dadurch das Andenken des Verſtorbenen ehren wollen und geehrt. An ſeinem Todestage hat der Verſtorbene an die Stadtverordneten⸗Verſammlung ein Schreiben gerichtet, das ich mit der Anlage zu dieſem Schreiben hiermit zur Verleſung bringe: Deutſch Wilmersdorf (Berlin W. 15) Pariſerſtr. 6, am 7. Februar 1906. An die Stadtverordneten⸗Verſammlung zu Charlottenburg zu Händen des Herrn Vorſtehers. Unter Bezugnahme auf die in den Stadt⸗ verordnetenverſammlungen vom 25. Juni 1902, 19. November und 2. Dezember 1903 ſowie in der Preſſe gegen mich, als Ihren damaligen Vor⸗ ſteher, erhobenen Beſchuldigungen, daß ich im Jahre 1902 mit der Beſetzung von Stadtrats⸗ ſtellen Handel getrieben und mein Eintreten für die Wahl von der vorherigen Beteiligung an meinem mir nahe ſtehenden Zeitungsunter⸗ nehmen abhängig gemacht hätte, beehre ich mich in der Anlage die in Folge des eingeleiteten Strafverfahrens von den beieiligten Redakteuren vor Gericht abgegebene Erklärung zur gefälligen Kenntnisnahme ergebenſt zu überſenden. In dem Strafverfahren gegen Ellenburg hat bisher eine Verhandlung nicht ſtattfinden können, weil derſelbe Krankheitsatteſte vorgelegt hat. Hochachtungsvoll Ströhler. Die Anlage, auf die dieſes Schreiben Bezug nimmt, hat folgenden Worlaut: Die Charlottenburger Zeitung „Neue Zeit“ und die „Welt am Monlag“ haben im Herbſt 1903 Arnkel gebracht, in denen der frühere Stadtverordnetenvorſteher von Charlottenburg, Herr Rentner Carl Strönler, beſchuldigt wird, den Zutriit zu ſtädtiſchen Ehrenämtern von der Beteiligung an der damals nen gegründeten „Charlottenburger Tageszeitung“ abhängig ge⸗ macht zu naben. Andeutungen ähnlichen In⸗ halts ſind in der „Voſſiüſchen Zeitung“ gemacht. Auf Antrag des Herrn Ströhler iſt gegen uns, die Herren 4) Redakteur Groſſe von der „Neuen Zeit“, v) Chefredakteur Bachmann von der „Voſſi⸗ ſchen Zeitung“, c) Redakteur Dr. Korn von der „Welt am Montag“, als die für die Artikel verantworttichen Redak⸗ tenre, Anklage erhoben, der ſich Herr Ströhler als Nebenkläger angeſchloſſen hat. Wir geben nun hiermit klärung ab: Es hat uns, wie wir ſchon in der Ver⸗ handlung hervorgehoben haben, fern gelegen, die perſönliche Eyrenhaftigkeit des Herrn Ströhler anzutaſten, insbeſondere ihm den Vorwurf zu machen, er habe bei der Aus⸗ übung ſeiner ehrenamtlichen Tätigkeit ſich von eigennützigen Motiven leiten laſſen oder gar materielle Vorteile geſucht. Wir er⸗ kennen aber auch weiter an, daß die Beweis⸗ aufnahme den Beweis dafür nicht erbracht har, daß Herr Ströhler den Zutritt zu folgende Er⸗ 44 ſtädtiſchen Ehrenämtern von einer Beteili⸗ gung an dem Zeitungsunternehmen abhängig „gemacht habe. Soweit daher in den veröffentlichten Artikeln ein derartiger Vorwurf zu finden iſt, nehmen wir ihn hiermit zurück. gez. Groſſe. Bachmann. Dr. Korn. Im Anſchluß an dieſes Schreiben des Verſtor⸗ benen habe ich mitzuteilen, daß das von Herrn Ströhler gegen mehrere zur Zeit amtierende Stadt⸗ verordnete anhängig gemachte Strafverfahren durch Einſtellung Anfang des Jahres 1905 ſeine definitive Erledigung gefunden hat. Es ſind zwei Anfragen eingegangen: Die erſte lautet: Die Unterzeichneten ſtellen hiermit an den Magiſtrat die Anfrage, wie weit ſeine Erwä⸗ gungen in betreff der Errichtung eines ſtädti⸗ ſchen Leihhauſes gediehen ſind. Charlottenburg, den 13. Februar 1906. Liebe, Vogel und noch eine Reihe von Unterſchriften, mehr als fünf. — Ich erlaube mir an den Magiſtrat die An⸗ frage zu richten, ob und wann er bereit iſt, die An⸗ frage zu beantworten. Bürgermeiſter Matting: Der Magiſtrat beab⸗ ſichtigt, der Verſammlung zur nächſten ordentlichen Sitzung eine Vorlage zu machen. Ich glaube, da⸗ durch wird ſich die Anfrage überhaupt wohl erledigen. (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Sodann iſt eine zweite Anfrage eingegangen: Die Unterzeichneten richten an den Magiſtrat die Anfrage: Was gedenkt der Magiſtrat zu tun, um die ſeit nunmehr zwei Jahren vorgenommenen Arbeitsloſen⸗Zählungen fruchtbar für die er⸗ mittelten Arbeitsloſen zu geſtalten? Charlottenburg, den 12. Februar 1906. Borchardt, Hirſch und noch eine größere Anzahl von Unterſchriften. — Ich erlaube mir auch hier die Anfrage an den Magiſtrat zu richten, ob und wann er dieſe Anfrage zu beantworten gedenkt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Wenn die Stadt⸗ verordnetenverſammlung es wünſcht, werden wir die Anfrage beantworten, ſobald ſie auf die Tagesord⸗ uung geſetzt ſein wird. Vorſteher Roſenberg: Dann werde ich dieſe Anfrage auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen, während ich die erſte Anfrage für vorläufig erledigt betrachte. Meine Herren, was den Geſchäftsgang der Stadtverordnetenverſammlung für die nächſte Zeit anbetrifft, ſo haben Sie wohl aus den Zuſchickungen, die Ihnen ſeitens unſerer Geſchäftsſtelle geworden ſind, geſehen, daß der Etat heute noch nicht hat zur erſten Leſung gebracht werden können. Der Etat wird erſt vollſtändig in Ihren Händen Anfang der nächſten Woche ſein. Es muß deshalb eine außer⸗ ordentliche Sitzung ſtattfinden, und dieſe wird am Donnerſtag, den 22. Februar, ſein. Es wird ſich dann aber die ordentliche Sitzung am 28. Februar erübrigen. — Da ſich kein Widerſpruch erhebt, darf ich feſtſtellen, daß die Verſammlung damit einver⸗ ſtanden iſt, daß wir die Sitzung vom 28. Februar aufheben.