— 15 Meine Herren, Sie werden gefunden haben, daß die heutige Tagesordnung einigermaßen geringfügia iſt, ſodaß die Frage aufgeworfen worden iſt, ob nicht die Sitzung abzubeſtellen geweſen wäre. Nach unſerer Geſchäftsordnung hat der Vorſteher dieſes Recht eigentlich nicht. Er hat ja zweifellos das Recht, wenn zu einer ordentlichen Sitzung überhaupt kein Punkt auf die Tagesordnung geſetzt werden könnte, die Sitzung abzubeſtellen, das liegt ja in der Natur der Sache; aber ſonſt müßte er ſchon, wenn auch nur eine Vorlage vom Magiſtrat kommt oder nur ein Antrag aus der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung vorliegt, zur ordentlichen Sitzung einladen. Es wird ſich wohl empfehlen, auch im Anſchluß an die Geſchäftsordnung der Berliner Stadtverordncten⸗ verſammlung, die das allerdings ausdrücklich hervor⸗ hebt, den Vorſteher zu ermächtigen, wenn nach ſeinem Ermeſſen ein genügender Stoff für eine ordentliche Sitzung nicht vorliegt, dieſe ordentliche Sitzung ab⸗ zubeſtellen. — Ich darf annehmen, daß die Ver⸗ ſammlung damit einverſtanden iſt. Wir kommen nunmehr zur Tagesordnung. Punkt!: Antrag der Stadtv. Callam und Gen. betr. Verbeſſerung der Akuſtik im Stadtverorpd⸗ neten⸗Sitzungsſaale. — Druckſache 49. Antragſteller Stadtv. Callam: Meine Herren, es iſt beſonders auffällig, daß in dieſem verhältnis⸗ mäßig kleinen Raume eine recht mangelhafte Akuſtik herrſcht. Als wir in dieſen Saal eingezogen waren, machte ſich dieſer Fehler namentlich am Vorſtand⸗ tiſche bemerkbar, der damals ſehr hoch aufgebaut war. Es iſt dieſerhalb eine Anderung vorgenommen worden, der Tiſch wurde geſenkt, und der Mangel iſt wohl dadurch an dieſem Platze einigermaßen be⸗ hoben. Anders liegt es aber auf den Plätzen hier in der Verſammlung; da ſind die Reden in der Tat außerordentlich ſchwer zu verſtehen. Ich ſitze in der zweiten Reihe und habe dieſen Mangel mit meinen Nachbarn ſtets empfunden. 3. B. bei der Einführung unſeres neuen Herrn Stadtbaurats haben wir hier kein Wort verſtanden. Ebenſo macht ſich dieſer Mangel bemerkbar, wenn der Herr Vorſteher⸗Stellvertreter präſidiert. Das Gleiche iſt der Fall, wenn von der linken Seite geſprochen wird, dann hören die Herren drüben nichts, und ebenſo umgekehrt. Es iſt wie ge⸗ ſagt ganz auffällig, daß in dieſem keinen Raume die Akuſtik ſo mangelhaft iſt Gewöhnlich iſt ja in Räumen mit ganz glatten Wänden und hohen Decken die Akuſtik ſchlecht, und man hat verſchiedentlich Ver⸗ ſuche gemacht, dieſen Mangel zu beſeitigen, indem man Draperien anbrachte, Netzgewebe von Wollfäden aufſpannte und dergl. mehr. Es wäre wohl nicht ausgeſchloſſen, daß auch hier ein einfaches Mittel helfen könnte. Der Abgeordnetenhausſaal in Berlin hatte ebenfalls eine außerdentliche mangelhafte Akuſtik. Man iſt da zu großen Anderungen geſchritten, hat die Decke um 3 bis 4 m geſenkt und derartiges mehr. Nach meinem Dafürhalten liegt der Mangel in der Aluſtit dieſes Saales einmal darin, daß der Saal ſehr hoch iſt, und daß die Glasdecke eine ſehr ſchlechte Reſonanz bildet. Wir haben uns aus dieſem Grunde veranlaßt geſehen, den vorliegenden Antrag zu ſtellen. Viel⸗ leicht iſt unſer Herr Stadtbaurat für den Hochban in der Lage, hier Abhilfe zu ſchaffen. Stadtbanrat Schmalz: Ich muß allerdings ge⸗ ſtehen, daß ich bereits, bald nachdem ich mein Amt antrat aus der Mitte des Magiſtrats heraus darauf aufmerkſam gemacht worden bin, daß über einen Mangel an guter Akuſtik in dieſem Raum geklagt werden könnte. Ich habe infolgedeſſen darüber nach⸗ gedacht, wie dem abzuhelfen wäre, und ich werde mir erlauben, dem Magiſtrat Vorſchläge zu unterbreiten, die, wie ich hoffe, mit nicht allzu weit gehenden Anderungen des Saalbeſtandes dem libelſtande ab⸗ helfen ſollen. In welcher Form das geſchehen wird, darüber brauche ich mich wohl jetzt nicht zu äußern. Ich glaube, daß ſchon eine Belegung des Fußbodens mit weichem, ſchalldampfendem Material außerordent⸗ lich wirkſam ſein wird, um einen Teil der Schall⸗ wellen zu paralyſieren. Sollte das nichts helfen, ſo würde zunächſt diejenige Stelle im Saal feſtzuſtellen ſein, von der die Unannehmlichkeit hauptſächlich kommt. Ich glaube, daß man größere bauliche Veränderungen, wie die Senkung der Decke vorerſt nicht in Frage zu ziehen braucht und doch ein vollſtändig wirkſames Mittel finden wird. Stadtv. Kaufmann: Meine Freunde und ich ſind gern bereit, dem Antrage des Herrn Kollegen Callam zuzuſtimmen, daß Erhebungen angeſtellt werden, um die Akuſtik zu verbeſſern. Wir möchten uns aber gegen das Wort „ſchlechte“ Akuſtik wenden, ſondern, empfehlen, zu ſagen: Hebung der vorhandenen Akuſtik. Ich kann mir aber nicht verſagen, an die Herren Kollegen den Wunſch zu richten, die Privatgeſpräche möglichſt einzuſchränken. (Sehr richtig!) Augenblicklich iſt die Akuſtik ganz ausgezeichnet, weil Sie den Rednern aufmerkſam gefolgt ſind. Sobald aber die Privatgeſpräche innerhalb des Saales ſo überhand nehmen, wie es manchmal der Fall iſt, dann iſt die Akuſtik allerdings höchſt mangelhaft. Stadtv. Döbler: Ich muß den Ausführungen des Herrn Kollegen Kaufmann doch widerſprechen. Ge⸗ wiß hat er Recht, wenn er ſagt: wenn Ruhe herrſcht, wird er verſtanden werden. Das iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Ruhe dazu dient, den Schall leichter zu ver⸗ breiten. Wenn aber der betreffende Redner nur mit gewöhnlicher Stimme ſpricht, ſo iſt hier auf dieſen Plätzen abſolut nichts zu hören. Beide Ohren müßte man aufmachen, man müßte ſich überhaupt noch Schallfinger anſchaffen, um dem Gange der Verhand⸗ lung folgen zu können. Ich möchte den Herrn Stadtbaurat bitten, ſeine Erwägungen doch nicht blos auf den Fußbodenbelag zu beſchränken, vielmehr an⸗ heimgeben, ob er nicht die Deckenfrage in Betracht ziehen will. Die große Glasfläche iſt gerade des Pudels Kern, damit fängt die Sache an. Mit allen anderen Mitteln werden wir eine gute Akuſtik nicht erreichen. Da muß ein Reſonanzboden wirken, wo jetzt die große Glasfläche iſt. Die kann uns über⸗ haupt nichts nutzen. Im Sommer tagen wir ſelten, und da können wir auch ſchließlich das Licht nehmen, das wir jetzt haben. Alſo die Glasfläche iſt nicht unbedingt nötig. Es iſt jedenfalls zu überlegen, ob wir nicht an dem Puntte anfangen ſollen, wo wir eigentlich anfangen müßten, nämlich an der Decke. Ich möchte den Herrn Stadtbaurat bitten, wenigſtens erſt Verſuche in dieſer Richtung anzuſtellen. Wir wollen nicht gleich ein Definitivum ſchaffen. Es kann ein paar hundert Mark koſten; wir probieren dann erſt, wie ſich das bewährt. Von dem Fußbodenbelag allein möchte ich ſehr wenig hoffen.