—— 66 Bei den einmaligen Ausgaben dieſes Kapitels iſt für Sie noch wichtig, zu erwähnen, daß die 230000 ℳ eingeſtellt ſind, welche für das Grund⸗ ſtück bezahlt werden müſſen, das wir für die Muſter⸗ anſtalt für die Säuglingsfürſorge zur Verfügung ſtellen wollen. Allerdings, meine Herren, ſtehen zwar 230 000 ℳ in Ausgabe; aber Sie haben hier den ſeltenen Fall, daß bei den einmaligen Ausgaben auch einmal eine Einnahme vorkommt; wir haben nämlich, weil wir die ganze Summe nicht gut aus den laufenden Mitteln bezahlen konnten, 130 000 ℳ aus der Kapitalanſammlung zum Er⸗ werb von Grundſtücken, die aus dem Ordinarium angekauft werden müſſen, in Einnahme geſtellt, ſo⸗ daß der Etat auf dieſe Weiſe bloß 100 000 ℳ trägt. Dann, meine Herren, erwähne ich kurz als ſehr viel mehr belaſtend, unſere Schulen: auch dieſe ge⸗ brauchen über 200 000 ℳ mehr. Ich glaube, ich brauche darüber nichts weiter zu ſagen; das Wachs⸗ tum der Stadt allein bedingt einen ſehr ſtarken Zu⸗ gang bei dieſem Kapitel. Wir haben bei den Schulen ferner einen Be⸗ trag für die zweite Waldſchule eingeſtellt. Sie werden, ſoweit die Herren ſchon länger der Stadt⸗ verordnetenverſammlung angehören, ſich erinnern, daß wir im vergangenen Jahre uns bei Beratung dieſes Kapitels ſchließlich entſchloſſen haben, die zweite Waldſchule in den Etat nicht einzuſetzen, und zwar deshalb, weil wir noch nicht wußten, ob die Erfahrungen ein abſchließendes Bild gaben, da das erſte Jahr, in dem die Waldſchule eingerichtet war, was das Wetter anbetraf, äußerſt günſtig geweſen iſt. Das zweite Jahr war, was das Wetter anbe⸗ traf, möglichſt ungünſtig, und da trotzdem die Schul⸗ verwaltung ſowohl, wie der Arzt übereinſtimmend der Meinung ſind, daß die Reſultate der Waldſchule ſehr günſtig geweſen ſind auch trotz des ſchlechten Wetters, haben wir uns entſchloſſen, dieſe zweite Waldſchule in den Etat einzuſtellen. (Bravo!) Sie finden die Summe dafür vorgeſehen mit einmalig 27 000 ℳ und fortlaufend mit 24 000 ℳ. Das Kapital, welches ein hochherzig geſinnter Mit⸗ bürger in Höhe von 100 000 ℳ für den Bau von Waldſchulen gelegentlich des Jubiläums der Stadt zur Verfügung geſtellt hat, iſt nicht angegriffen, und wird auch nicht eher angegriffen werden nach dem Willen des Gebers, als bis die Waldſchulen einmal ſo ausgebaut werden, daß das Ganze ein einheit⸗ liches Gepräge haben wird. Wir haben ferner bei der Schulverwaltung erſt⸗ malig 10 000 ℳ für einen Spielplatz eingeſtellt und erkennen damit ein dringendes Bedürfnis an. Ich glaube, wir kommen auch damit Ihren Wünſchen entgegen. Bei den ſonſtigen Ausgaben möchte ich als ge⸗ ſetzliche Ausgaben zwei Poſitionen anführen: einmal die Polizeikoſten und dann die Provinzialkoſten. Unſere Polizeikoſten werden in dieſem Jahre um ungefähr 75 000 ℳ ſteigen. Das iſt die 1 davon, daß erfreulicherweiſe unſere Stadt an Zivil⸗ bevölkerung um ungefähr 50 000 Einwohner ſeit der letzten Volkszählung zugenommen hat; infolgedeſſen müſſen wir jetzt, da die Zivilbevölkerung maßgebend iſt und pro Kopf derſelben 1,50 ℳ an Polizeikoſten gezahlt werden müſſen, dieſen Betrag von 75 000 ℳ mehr bezahlen. Aber wenn es auch hart iſt, ſo, glaube ich, meine Herren, werden wir dieſen Betrag gern bezahlen, wenn wir nur die Gewißheit hätten, daß unſerem Polizeipräſidium auch diejenigen Kräfte zur Verfügung geſtellt würden, deren es dringend bedarf, um den Anforderungen gerecht zu werden, die hier in der Stadt geſtellt werden müſſen. (Sehr richtig!) Dann, meine Herren, der zweite Punkt der ge⸗ ſetzlichen Ausgaben ſind unſere Provinzialabgaben. Ich habe mit Betrüben aus demſelben Zeitungsbericht, den ich vorhin ſchon zitierte, geſehen, daß auch in dieſem Jahre wieder 11 % erhoben werden; denn ich habe im ſtillen Kämmerlein meines Herzens die Hoffnung gehabt, (Heiterkeit) wenn ſie auch ſchwach war, daß bei der günſtigen Entwicklung der Steuerverhältniſſe in allen Städten und in allen Kreiſen doch vielleicht / oder ⅝ /% bei den Provinzialabgaben abgehen würden. Aber ich ſehe mich in dieſer Hoffnung getäuſcht, und wir werden 11 % bezahlen müſſen, was uns ebenfalls 75 000 ℳ mehr koſtet. Wir kommen dabei auf den ſtattlichen Stand bei den Provinzialabgaben von beinahe 800 000 . Gegenüber dieſen koloſſalen Ausgaben, meine Herren, muß ich aber noch ein Kapitel erwähnen, welches als unſer Stiefkind diesmal behandelt worden iſt, das iſt die Straßenbauverwaltung. Die Straßen⸗ bauverwaltung, meine Herren, iſt ſo gering dotiert, wie ſie noch nie dotiert worden iſt ſeit dem Jahre 1897. Seit 1897 haben wir Dotierungen gehabt im Jahre 1900 1115000 ℳ, 1904 noch 1034000 ℳ, 1905 bloß noch 774000 ℳ, 1906 gar bloß 603 000 ℳ, und korreſpondierend dem Herabgehen der allgemeinen Ausgaben in den Geſamtetats ergibt ſich hier das Bild, daß in den letzten 10 Jahren für den Straßen⸗ bau niemals ein ſo geringer Betrag verfügbar ge⸗ weſen iſt wie gerade in dieſem Jahre. Meine Herren, mir iſt früher gelegentlich der Etatsausſchuß⸗ beratungen wiederholt erwidert worden, wenn ich auf dieſen Punkt hingewieſen habe, daß wir in dem Straßenbau eine koloſſale Reſerve hätten; ich ge⸗ ſtattete mir demgegenüber auszuführen, daß es etats⸗ techniſch höchſt bedenklich iſt, gegenüber den laufenden Bedürfniſſen einmalige Ausgaben zur Deckung heran⸗ zuziehen; denn, meine Herren, es iſt wohl möglich, ein Jahr, zwei Jahre, vielleicht auch mehrere Jahre einmalige Ausgaben zurückzuſtellen und fortlaufende Ausgaben zunächſt damit zu decken; aber man muß ſich dabei ſagen, daß die einmaligen Ausgaben, die zurückgeſtellt ſind, jedes Jahr wiederkehren und mit doppelter Macht wiederkehren, und daß ſchließlich doch einmal der Punkt kommt, wo man für die fort⸗ laufenden Ausgaben eine Deckung nicht mehr findet. Das zeigt ſich in dieſem Jahre an dieſer Statiſtik ſehr deutlich. Bei dieſen 600000 ℳ müſſen wir auch ſeitens des Magiſtrats betonen, daß ſelbſt wir der Meinung ſind, daß nur das Aller⸗, Aller⸗ notwendigſte in den Etat eingeſtellt iſt. Was nun das Allernotwendigſte iſt von Straßen, darüber wird ſich ja noch ein gewaltiger Streit entſpinnen; (Heiterkeit) denn wir wiſſen aus den Etatsberatungen der früheren Jahre, daß die Herren, die im Weſten wohnen, die Straßen des Weſtens, und die, die im Oſten wohnen, die Straßen des Oſtens für notwendiger erachten. Aber ich glaube, bei den wenigen Mitteln, die wir ſür Straßenbau zur 2 haben, werden wir im Ausſchuß auch hier eine Einigung wohl finden. Meine Herren, bei der vorgerückten Zeit möchte ich auf die anderen Kapitel, macem ich das Weſentliche hervorgehoben habe, nicht näher eingehen. Der Er⸗ läuterungsbericht, der ja dem Etat vorgedruckt iſt,