gibt Ihnen die genauen Zahlen, die 4 2 Ver⸗ anderungen gegen das Vorjahr und hebt, glaube ich wenigſtens, das Wichtigſte hervor. Es iſt, kurz geſagt, bei allen Kapiteln eine allgemeine Steigerung zu bemerken, und das wird Sie nicht wundernehmen; denn unſere Armenverwaltung, Krankenverwaltung und alle anderen Kapitel müſſen naturgemäß gemäß dem Wachstum der Stadt ſich weſentlich ſteigern. Auch beim Ertraordinarium, meine Herren, möchte ich mich ganz kurz faſſen. Der Etat gibt ein klares Bild derjenigen Arbeiten, die im nächſten Jahre gemacht werden ſollen. Sie finden Mittel eingeſtellt für den Bau der neuen Feuerwache, für verſchiedene Brücken, für die Erweiterung des Kranken⸗ hauſes, der Gaswerke, der Elektrizitätswerke, für das Direktorwohnhaus in der Mommſenſtraße und für die Mädchenſchule III und für verſchiedene andere Zwecke, die Sie ja ganz kurz bei der Durchſicht des Ertraordinariums ſehen. Bemerken möchte ich aber, daß das Ertraordinarium gegen das Vorjahr weſent⸗ lich zurückgegangen iſt, und daß es noch nicht einmal feſtſteht, daß alle diejenigen Zwecke, für die hier Mittel eingeſtellt ſind, wirklich zur Ausführung ge⸗ langen; das unterliegt noch den beſonderen Be⸗ ſchlüſſen, die Sie zu faſſen haben werden, wenn Ihnen die Projekte vorgelegt werden. Meine Herren, wenn Sie nach dieſem kurzen Überblick, den ich mir erlaubt habe zu geben, das Für und das Wider abwägen und ſich entſcheiden ſollen, ob der Etat günſtig oder ungünſtig iſt, und wenn Sie berückſichtigen, daß trotz der günſtigen Momente, die ich Ihnen hervorgehoben habe, die Balanze des Etats recht ſchwierig geweſen iſt, ſo werden Sie wohl ſagen müſſen, daß der Etat für das nächſte Jahr kein günſtiger iſt. Aber, meine Herren, Sie werden ſich auch nicht verhehlen können, daß auch in den nächſten Jahren ein günſtiger Etat kaum zu erwarten iſt. Denn, meine Herren, wir werden kaum in der Lage ſein, auch nur annähernd wieder eine gleiche Steigerung der Steuern alle die nächſten Jahre einzuſtellen, wie wir es in dieſem Jahre getan haben; denn die Welle der wirtſchaftlichen Hochkonjunktur kommt auch ein⸗ mal obenan und fängt dann an, allmählich wieder herabzuſinken zum Tale. (Rufe: Iſt ſchon!) Und es iſt, wenn Sie die Statiſtik anſehen, jedesmal erwieſen, daß mit dem Herabſinken der wirtſchaft⸗ lichen Konjunktur auch ein Abflauen der Steuer⸗ einnahmen unvermeidlich iſt. (Sehr richtig!) Alſo die Einnahmeſeite wird jedenfalls alle die nächſten Jahre hindurch — vielleicht noch das nächſte Jahr, dank dem Zuzuge, an dem unſere Stadt hoffentlich nicht leiden wird — kaum gleich ſteigend ſein. Auf der anderen Seite werden Sie ſich ſagen müſſen und Sie haben erſt heute über die Be⸗ gebung einer Anleihe von 26 Millionen beſchloſſen —, daß unſere Anleihen ſteigen müſſen. Unſere Anleihen, die zurzeit einen Betrag von 68½ Millionen ℳ ausmachen — abgerechnet die Bismarckſtraße —, werden naturgemäß ſteigen müſſen; und, meine Herren, es iſt kein Wunder, daß ſie ſteigen. Wir ſind eine junge Stadt. keine fertige Stadt, wir müſſen alles erſt neu ſchaffen; was andere Städte in Jahrhunderten geſchaffen haben, haben wir ſchaffen müſſen in vielleicht zwei Jahrzehnten. Und es iſt gut, daß wir oft mit gewiſſem Wagemut und mit weitem Blick herangegangen ſind und erhebliche An⸗ leiheſummen aufgenommen haben für gewiſſe Dinge, 67 deren Früchte wir jedenfalls in Zukunft erſt ernten werden. Meine Herren, wir werden auch in Zukunft jedenfalls weiter ſo verfahren und vor allen Dingen auch weiter unſer Augenmerk auf gewiſſe Dinge richten müſſen, insbeſondere z. B. auf die Erweiterung unſeres Grunderwerbes. (Sehr richtig!) Das ſchließt allerdings nicht aus, daß in gewiſſen Fällen auch einmal eine Veräußerung von Grund⸗ beſitz vorgenommen werden muß, gerade desjenigen Grundbeſitzes, welcher die Stadt nur belaſtet, ohne zu nutzen oder zweckdienlich zu ſein. Ich glaube, meine Herren, wenn wir das Fazit ziehen, können wir ſagen: wir haben bisher gehandelt wie ein berechnender Kaufmann, der ein Kapital und unter Umſtänden ein großes Kapital in ein Geſchäft hineinſteckt und hineinſtecken muß, wenn er das Ge⸗ ſchäft von Hauſe aus für geſund hält, und ich glaube, wir werden auch in Zukunft dieſes Kapital da hinein⸗ ſtecken, wo wir uns irgendwelche Chancen verſprechen. Aber andererſeits müſſen wir aus einem derartigen Verfahren auch die Konſequenzen ziehen, meine Herren, und dieſe Konſequenzen ſind die, daß wir uns nicht wundern dürfen, wenn unſer Schulden⸗ dienſt ſehr erheblich weiter wächſt. Unſer Schulden⸗ dienſt, der zurzeit gegen 28 % der geſamten Aus⸗ gaben unſeres Ordinariums beträgt, wird weiterhin wachſen, und wenn er an Zuſchüſſen im Jahre 1896 nur 465 000 ℳ erforderte, im Jahre 1902 den Be⸗ trag von 1 100 000 ℳ überſchritt, ſo wird er im nächſten Jahre an Zuſchüſſen den Betrag von 2 224 000 ℳ erfordern. Wir müſſen uns aber klar ſein, daß dieſer Betrag notwendigerweiſe ganz er⸗ heblich wachſen muß; denn allein die Anleihe des Jahres 1905, die wir heute zu begehen beſchloſſen haben, muß im Jahre 1908 zum erſtenmal amoiti⸗ ſiert werden und wird einen Betrag von 550 000 ℳ allein für dieſe erſte Amortiſationsrate erfordern. Wir müſſen aber weiter daraus, meine Herren, logiſcherweiſe die Konſequenz ziehen, daß wir gegenüber dieſen Ausgaben, welche wir unbedingt tragen müſſen, unſere anderen Ausgaben ſehr genau fpezialiſieren. Unſere fortdauernden Aus⸗ gaben werden wir zu ſpezialiſieren haben, wenn ich mein beſcheidenes Urteil ausſprechen darf, in geſetzlich notwendige, in andere notwendige Sachen und in Sachen, die zwar nützlich ſind, die auch ſchön ſind, die unter Umſtänden ſich aber noch einige Jahre ver⸗ tagen laſſen, und da werden wir jedenfalls in den weiteren Einſtellungen in unſeren Etat vorſichtig ſein müſſen; ſonſt wird es uns das glaube ich mit ziemlicher Sicherheit vorausſagen zu müſſen — nicht gelingen, an dem Prinzip feſ zuhalten, an dem wir bisher fengehalten haben, nämlich den Steuerzuſchlag von 100 % nicht zu überſchreiten. Meine Herren, alles weitere werden wir ja wohl im Ausſchuß beraten, und im Ausſchuß wird von den verſchiedenſten Geſichtspunkten und von den verſchiedenſten Standpunkten aus Ihre Kritik ja wohl einſetzen. Ich möchte die Hoffnung ausſprechen, daß dieſe Ihre Kritik, wie in anderen Fällen, ſo auch in dieſem Falle eine läuternde ſein möchte, und gleich⸗ zeitig dem Wunſche Ausdruck geben. daß, wie ſie auch immer ſei, ſcharf oder nicht ſcharf, ſie immerhin eine wohlwollende bleiben möchte. (Bravo) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, ich bitte um die Erlaubnis, für einen kurzen Augenblick Ihre