das mir ſehr weh getan hat. Wir ſind, wie der Herr Kämmerer ausgeführt hat, von Jahr zu Jahr zurück⸗ gegangen in der Ausgeſtaltung dieſes Kapitels, und wir müſſen es in dieſem Jahre leider wieder; die Mittel ſind nicht vorhanden. Ein großer Teil der Mitbürger iſt unzufrieden mit der Etatiſierung. Aber wenn die Verhältniſſe es uns nicht geſtatten, ſind wir auch nicht in der Lage, Gelder dafür zu bewilligen. Es wird vielleicht im Etalsausſchuß darüber zu ſprechen ſein, ob ſich ein Ausweg finden läßt, ob nicht ſchneller mit den Pflaſterungen vor⸗ gegangen werden kann, deren Ausführung uns doch für das nächſte Jahrzehnt als Pflicht bevorſteht. Ich möchte dem Herrn Kämmerer allerdings zuſtimmen, daß wir für eine Reihe von Jahren mit einer ſchwierigen Balanzierung des Etats rechnen müſſen. Wir haben den Acker beſäet, der für lange Jahre voraus einer weſentlichen Zunahme der Be⸗ völkerung Raum gewähren ſoll, und die Früchte dieſer Beſtellung werden früheſtens vielleicht, teilweiſe nach fünf Jahren beginnend, ſich im Laufe der nächſten zehn Jahre erſt in der vollen Höhe zeigen. Ich glaube, daß dann unſer Etat nicht wieder ſo grau ausgemalt zu werden braucht, im Gegenteil, daß alle zurückgeſtellten Wünſche aus dem reichen Segen der neuen Unternehmungen — ich brauche ſie nur flüchtig zu ſtreifen: aus dem Lietzenſeeunter⸗ nehmen, Neu⸗Weſtend, dem Stadtteil jenſeits der Spree — befriedigt werden können, daß, wenn dieſe Mittel erſt in voller Kraft fließen, dann auch zurück⸗ geſtellte Wünſche auf ſozialem Gebiete in reichem Maße Befriedigung finden werden. Dann habe ich noch — das möchte ich auch noch erwähnen — im Etat gefunden, daß man der Säuglingsfürſorge in dieſem Jahre eine Summe von ungefähr 44 000 ℳ zugewendet hat. Wir beſchreiten damit einen Weg, der uns allen ſympatiſch iſt, und wir können uns um ſo mehr darüber freueu, als wir auch teilnehmen an der Begründung der Muſter⸗ anſtalt zur Bekämpfung der Säuglingsſterblichkeit, die in Zukunft nach meiner Anſicht enorme philan⸗ thropiſche Ziele verwirklichen wird: wir können glück⸗ lich ſein, daß dieſe Anſtalt auf unſer Stadtgebiet kommen wird. Zum Schluß möchte ich noch folgende Worte anführen: Die Konkurrenz der zu Groß⸗Berlin ge⸗ hörenden Städte hat glückliche Reſultate gezeitigt. Es iſt allerorten ein Aufſtreben, eine Entwickelung eingetreten, die ſegensreich für das Ganze war. Aber dieſe aus der Konkurrenz entſtandene und in ihrem Reſultate glückliche Entwickelung hat doch — ich glaube, wir können uns das nicht verhehlen — die Gemeinden ziemlich an die Grenze der Leiſtungs⸗ fähigkeit für ihren regelmäßigen Etat gebracht, (lebhaftes Sehr richtig) und es wird meiner Anſicht nach die Aufgabe der großen Städte, die zu Groß⸗Berlin gehören, ſein, über kurz oder lang einen gemeinſamen Weg zu finden, wie man gleiche Steuergrenzen normiert. (Sehr gut! und Bravo!) Stadtu. Dr. Stadthagen: Meine Herren, es wäre ungerecht, nicht unſerer Genugtuung Ausdruck zu geben, daß es dem Magiſtrat insbeſondere dem Herrn Kämmerer gelungen iſt, für das nächſte Jahr das Gleichgewicht des Etats ohne Erhöhung der Sieuern aufrechtzuerhalten. Wir müſſen uns aber nicht verhehlen, daß die Auforderung des Schulden⸗ dienſtes und anderer Hauptaufgaben der Stadt uns in eine immer ſchwierigere Lage bringen werden. 69 Jeder Haushalt muß ſich im Rahmen ſeiner Ein⸗ künfte einrichten. Der lebt meines Erachtens ſtandes⸗ gemäß, der in dem Rahmen ſeiner Einkünfte am zweckmäßigſten ſeine Ausgaben regelt. Was für den Einzelhaushalt des Privatmannes gilt, gilt ebenſo für den Haushalt einer Stadt. Nun müſſen wir uns beim Etat meines Erachtens fragen: was intereſſtert die Bürgerſchaft am allge⸗ meinſten? Und da komme ich auch auf den bereits erörterten Punkt: den Straßenbau. Jeder benutzt die Straße, jeder will ein ordentliches Straßenweſen haben, (ſehr richtig“ und da muß ich auch meinerſeits dem Bedauern doch Ausdruck geben, daß wir von einem Iſtbetrage des Jahres 1904 von rund 860 000 ℳ auf einen Soll⸗ betrag von rund 604 000 ℳ heruntergekommen ſind. Wir ſind nicht nur in den Sollbeträgen ganz gehörig heruntergeſtiegen, was ja die Ausführungen des Herrn Kämmerers erſcheinen durchaus zutreffend ſeine vollkommene Berechtigung hätte, da wir im Jahre 1904 427 000 ℳ Erſparniſſe gemacht haben, ſondern wir ſind auch in den Iſtbeträgen ganz er⸗ heblich herabgegangen, und wir werden uns in der Ausſchußberatung, die meine Freunde ſelbſtverſtänd⸗ lich auch befürworten, bemühen müſſen, einen Weg zu finden, um den naturgemäß divergierenden Wünſchen der Bürgerſchaft der verſchiedenen Stadt⸗ teile, ſoweit es geht, Rechnung zu tragen. Eine weitere für die Bürgerſchaft ſehr wichtige Frage iſt die, daß Kindern ſowie der heranwachſenden Jugend männlichen und weiblichen Geſchlechts — dieſe Frage iſt hier, glaube ich. noch nicht näher berührt worden möglichſt eine Ausbildung gegeben werden ſoll, wie ſie die Eltern wünſchen, wie ſie ihrem Stande, ihren Verhälmiſſen, ihrer finanziellen Lage entſpricht. Ob wir durch den Etat bereits das⸗ jenige erreicht haben, was im Rahmen des Etats er⸗ reichbar iſt, laſſe ich dahingeſtellt; wir werden jedenfalls uns überlegen müſſen, ob nach dieſer Rich⸗ ſung nicht mehr geſchehen kann. Nun ein dritter Punkt, auf den it nur kurz eingehen möchte, iſt der Armenetat. Wir ſind ſelbſt⸗ verſtändlich auch von unſerer Seite durchdrungen, nicht nur von der geſetzlichen, ſondern auch von der moraliſchen und ſozialen Verpflichtung der Stadt, für die Armen einzutreten, für die Armen das zu tun, was ihnen hilft für die Zeit, wo ſie aus eigener Kraft ſich nicht erhalten können. Meine Herren, ganz beſonders möchte ich aber belonen, daß es uns erwünſcht wäre, wenn es immer mehr und mehr der Armenverwaltung gelänge, den verſchämten Armen unter die Arme zu greifen, den wirklich ver⸗ ſchämten Armen. Das iſt ein ſchwieriges Gebiet, aber wir können da nicht genug tun, und die Armen⸗ verwaltung wird uns dabei immer an ihrer Seite finden. Nun darf ich einige kleine Wünſche bezüglich des Etats ſelber äußern. Ich bin ja zum erſten Mal in der Lage geweſen, mich in den Etat hineinfinden zu müſſen; aber ich glaube, daß es auch vielleicht anderen Herren, die länger mit dem Etat zu tun haben, ſo ergangen iſt wie mir, daß ihnen die Gruppierung der Zahlen nicht gerade ſehr bequem erſcheint. Vergleicht man unſeren ſtädtiſchen Etat mit dem Reichshaushaltsetat — ich bitte die Herren, die ſich dafür intereſſieren, einen Teil deſſelben, den ich hier mitgebracht habe, ſich einmal anzuſehen ſo findet man, daß letzterer dadurch überſichtlicher iſt, daß nach jeder dritten Zahl vor dem Komma eine