— 914 — ſtehen, Ende Februar 1906 1,50 . Alſo hier iſt eine Reduktion der Teuerungspreiſe um 5 Pf. pro Kilogramm eingetreten. Im übrigen ſind die Preiſe die gleichen geblieben: Dezember 1905 Februar 1906 Schweinefleiſch 1,90 1,90 ℳ Kalbfleiſch 1,90 „ 1,90 „ Hammelfleiſch 1,25 „ 1,75 „ geräucherter Speck 1,70 „ 1,90 „ Alſo nur bei Speck iſt eine Erhöhung eingetreten. In einem Punkte alſo iſt eine Erhöhung, in einem Punkte eine Erniedrigung eingetreten, und bei den anderen find die Prehe die gleichen geblieben. Ein Notſtand aber iſt trotz dieſer vorhandenen Teuerung nicht vorhanden. Das geht aus folgendem Umſtande hervor. Zunächſt, meine Herren, bewerten Sie ſelbſt die Wirkung der Teuerung dahin, daß ſie mit 50 ℳ bei Arbeüern, mit 75 ℳ hei Beamten geheilt werden kann. Meine Herren, Sie werden mir ohne weiteres zugeben, daß man eine Teuerung die mit 50 oder 75 ℳ geheilt werden kann, nicht einen Noiſtand nennen darf. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Gewiß, meine Herren, liegen Teuerungsverlältniſſe vor, es liegen ſchwierigere Verhältniſſe vor, als ſie ſonſt ſind; aber man kann ſie unmöglich einen Nol⸗ ſtand nennen. Das war der Standpunkt, den wir bei unſerer früheren Ablehnung eingenommen haben. und den wir auch heute einnehmen, und den wir im übrigen in der Sitzung vom 20. Dezember eingehend erörtert haben, weshalb ich heute nur auf den ſprin⸗ genden Punkt dieſer Frage wieder hinweiſen will. Meine Herren eine Teuerung von 5 bis 75 ℳ iſt eine wirtſchaftliche Schwankung in einem jährlichen Haushalt, die durch die Löhne und durch die Gehälter getragen werden muß, die wir ja erſt neuerdings am 1. April 1905 — für eine fünfjährige Periode angeſetzt haben für eine fünfjährige Periode, meine Herren, in welcher ja doch naturgemäß die Lebensmittelpreiſe ſteigen gegen den Zeitpunkt der Fenſetzung. Alſo bei einer Feſtſetzung der Gehälter im April 1905 und dann im November 1905 für die Gasarbeiter haben wir allerdings eine forſchreitende Lebensmittelverteuerung bereits ins Auge gefaßt, ſo zwar, daß dieſe jetzt ſo raſch ſchon eingetretene und, wie wir annehmen, vorübergehende Erſcheinung der Teuerung getragen werden kann durch die Erhöhung des Gehaltes. Dann aber, meine Herren, ſind wir in unſerer Auffaſſung, daß ein Notſtand nicht beſteht, ſehr leb⸗ haft unterſtützt worden durch die Zahlen, welche die Unterſuchung des Standes unſerer Sparkaſſe ergibt, Zahlen, die Ihnen, wie ich weiß, allen ſehr intereſſant geweſen find, und die denjenigen, welche die Teuerungs⸗ zulage durchaus haben wollen und den Notſtand be⸗ haupten, ſehr unbequem find. Ich verſtehe ſehr wohl⸗ weshalb der Herr Referent mit einer ablehnenden Handbewegung ganz kurz über dieſe unbequemen Zahlen hinweg kommen möchte. Die Bedeutung dieſer Zahlen iſt aber nicht zu leugnen. (Stadtv. Kaufmann: Die Spareinlaaen kommen aber aus anderen Kreiſenl) Ich muß ſie Ihnen doch etwas näher vorführen. Zunächſt, meine Herren, haben wir feſtgeſtellt, daß die Geſamtſumme der Einzahlungen im Jabre 1905 nicht zurückgegangen iſt, ſondern im Gegenteil ſich erheblich gegen das Vorjahr vermehrt hat. Während im Jahre 1904 rund 10 055 000 % ein⸗ gezahlt worden ſind, iſt im Jahre 1905 die Ein⸗ zahlung auf rund 11 200 000 ℳ geſtiegen, und zwar in der Weiſe, daß auch ſeit dem Einſetzen der Teue⸗ rungsperiode nicht nur kein Nachlaſſen in den einzelnen Monaten feſtzuſtellen iſt, ſondern durchweg eine Zu⸗ nahme ſich ergibt. Ganz dieſelbe Erſcheinung ma t ſich geltend bei den Rückzahlungen. Die Rück⸗ zahlungen haben im Jahre 1904 6 40 000 ¼ be⸗ tragen; im Jahre 1905 ſind ſie nur vollſtändig normal auf 7 400 000 ℳ geſtiegen, wobei zu bemerken iſt, daß die Rückzahlungen nicht in demſelben Maße geſtiegen ſind wie die Einzahlungen in derſelben Periode. Beſonders werwoll, meine Herren, iſt es nun aber, wenn man vergleicht, welche Einzahlungen es find, die gerade in der kritiſchen Zeit geſtiegen ſind. Es hat ſich da nämlich herausgeſtellt — wir haben Ihnen dieſe Zahlen im einzelnen mitgeteilt —, daß gerade die Einzahlungen von 1 %, bis 60 ℳ in den Monaten Juni bis November 1905 durchweg geſtiegen ſind, nämlich von 22 586 ℳ im Jahre 1904 in der⸗ ſelben Zeit 1905 auf 25 184 ℳ, und an Rückzahlun⸗ gen fiehen dieſer ſehr bedeutenden Steigerung von 2600 ℳ gegenüber: im Jahre 1905 13 921 147 gegen 13 370 ℳ im Jahre 1904, alſo eine normale Steigerung der Rückzahlungen; wobei aber auch hier im Verhältnis zu den Einzahlungen dieſe Steigerung der Rückzahlungen bedeutend kleiner iſt. Und dieſe Steigerung der Einzahlungen, meine Herren, können wir nachweiſen bei ſämtlichen Einzahlungen von 4 bis 60 ℳ in allen einzelnen verſchiedenen Stadien: bei den Einzahlungen von 1 ℳ bis 5 waren eingezahlt Juni/November 1504 2195 , 1905 2346 %, alſo 150 ℳ Einzahlungen mehr als im Vorjahre; von 5 ℳ bis 10 ℳ 3485 %. 1904 und 3739 ℳ im Jahre 1905, alſo rund 250 ¾. wieder mehr. Ich will Sie nicht ermüden, meine Herren; ſo geht das fort bis zu 60 %,; immer ſind im Jahre 1905 mehr Einzahlungen vorgekommen als 1904 — gerade in der kritiſchen Zeit Juni/ November. Meine Herren, daraus geht doch deutlich hervor, daß kein allgemeiner Notſtand beſteht. Wenn ein allgemeiner Notſtand beſtände, dann würden doch die Spareinlagen gerade von denjenigen Leuten, welche am wenigſten Spareinlagen zahlen, zurückgegangen ſein. Das iſt nicht der Fall geweſen. Im Gegenteil, man ſieht, daß auch die kleinen Leute mit den kleinen Spareinlagen fortdauernd mehr geſpart haben als früher. Das iſt doch ein ſchlagender Beweis dafür — ich weiß nicht, wie man ſonm einen beſſeren Be⸗ weis führen kann —, daß kein allgemeiner wirtſchaft⸗ licher Notſtand beſteht. Gewiß kann in einzelnen Fällen beim Hinzukommen von beſonderen Schwierig⸗ feiten, bei Krankheiten in Familien oder anderen Ungtücksfällen, ein Notſtand hervorgerufen werden; aber von einem allgemeinen Notſtand iſt bei dieſen Zahlen von der Sparkaſſe gar keine Rede. Dagegen iſt nichts zu ſagen; dieſe Zahlen ſind voll beweiskräftig. Aber, meine Herren, daß in Groß⸗Berlin und bei uns — die Verhältniſſe ſind ja dieſelben — lein allgemeiner Notſtand beſteht, das geht auch noch aus einigen anderen Zeichen der neueren Zeit hervor. Am 26. und 27. Februar dieſes Jahres haben ſämt⸗ liche Droſchkenkutſcher geſtreikt. (Heiterkeit.) Die Droſchkenkutſcher, meine Herren, werden die Stellung der beſſer bezahlten Arbeiter bei uns ein⸗ nehmen. Die Droſchkenkutſcher haben an zwei Tagen eine Summe von 300 000 ℳ ausſchlagen können — wie ich erfahren habe, nehmen ſie täglich 15000 72 ein —; ſie ſind alſo ſo gut geſtellt, daß ſie auf 300 000 ℳ freiwillig verzichten konnten. (Heiterkeit.)