—— 108 — wir verlangen nur, daß er die Frage der An⸗ ſtellung von Baukontrolleuren noch einmal in Er⸗ wägung zieht — allerdings möchte ich hinzufügen, in ernſte Erwägung. Meine Herren, es iſt dasſelbe, was Sie ja auch ſonſt von der Regierung verlangen auf anderen Gebieten; auch Sie haben ja wiederholt — wenigſtens die Freiſinnigen im Abgeordneien⸗ hauſe — die Hinzuziehung von Arbeiterkontrolleuren beim Bergbau verlangt, auch Sie haben wiederholt die Hinzuziehung von Arbeiterkontrolleuren bei der Fabrikinſpektion verlangt. Wenn Sie alſo ſich dem Staate gegenüber auf dieſen Standpunkt ſtellen, dann, glaube ich, haben Sie alle Veranlaſſung, hier in der Gemeinde, wo Sie ausſchlaggebend ſind, den⸗ ſelben Grundſatz zu vertreten und mit uns für unſern Antrag zu ſtimmen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, ich möchte Veranlaſſung nehmen, die Dinge klarzu⸗ ſtellen, wie ſie bei dem Bau des Schillertheaters liegen. Ich muß aber dabei darauf hinweiſen, daß Herr Stadtv. Hirſch, wie er ſelbſt ausdrücklich am Eingange ſeiner Rede geſagt hat, nur von einer Seite, nämlich von der Seite der Maurer, inſtruiert worden iſt, während meine Erklärungen auf einer Unterſuchung baſieren, die ich angeſtellt habe, und bei welcher ich die beiden gegenſeitigen Parteien miteinander konfrontiert und ihnen Gelegenheit ge⸗ geben habe, Auge in Auge ſich zu außern. Die⸗ jenigen Dinge, die ich bei dieſer Feſtſtellung, ſoweit es möglich iſt, ermittelt habe, will ich Ihnen nun⸗ mehr klarlegen. Die Arbeiter ſind, meine Herren, wie tatſächlich feſtgeſtellt iſt, am 10. März von dem Bauunternehmer Baetge entlaſſen worden, einem Spandauer Bau⸗ unternehmer, der den Vertrag mit der Firma Heil⸗ mann und Littmann über die Ausführung der Maurer⸗ arbeiten abgeſchloſſen hat. Die Entlaſſung, behaupten nun die Maurer, ſei erfolgt aus Gründen, die Herr Stadtv. Hirſch vorhin dargelegt hat, und auf die ich gleich näher eingehen will, während Herr Baetge mir mitgeteilt hat, daß er gezwungen geweſen ſei, die Leute zu entlaſſen aus Gründen, auf die ich näher ebenfalls nachher zurückkommen werde, und die darin gipfeln, daß ihn die Leute derartig in ſeinen Maßnahmen beſchränkt hätten, daß er mit ihnen nicht hätte weiter arbeiten können, wenn er ſeinen Verpflichtungen nachkommen wollte. Die Maurer behaupten, ſie ſeien entlaſſen worden, weil die Baurüſtungen in einem mangelhaften Zu⸗ ſtande geweſen ſind, und weil ſie verlangt hätten, daß die Baurüſtungen geändert würden. Das ſagen ſie auch in dem Schreiben, welches der Vorſtand des Verbandes der Maurer, gez. Emil Lehmann, an den Herrn Juſtizrat Roſenberg gerichtet hat. Der Herr Stadtverordnetenvorſteher hat mir dieſes Schreiben übergeben. Sie hätten — ſagen ſie, und ſo ſagt auch Herr Stadtv. Hirſch — mehrmals auf die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen aufmerkſam emacht, wie ſie auf dem Bau vorhanden geweſen ſaen, die Rüſtungen ſeien verfault geweſen und ſeien zuſammengebrochen. Bei dem Aufbauen, dem Aufſtellen der großen eiſernen Träger, die in die Mauern eingemauert werden, habe nicht die nötige Abdeckung mit Brettern a — Meine Herren, nach dieſer Richtung habe ich bei der Kon⸗ frontierung folgendes feſtgeſtellt: Die Maurer konnten überhaupt nur von einem Falle eines mangelhaften Gerüſtaufbaues Mitteilung machen, und das iſt der folgende: Ein Steinträger habe, auf der Mauer ſtehend, auf ein Gerüſt, das demnächſt von Maurern betreten werden ſollte, einen Kaſten Steine nieder⸗ geworfen, die nachher vermauert werden ſollten, und dabei ſei das Gerüſt zuſammengebrochen, das hätten ſie dem Polier mitgeteilt. Auf meine Frage: Iſt darauf etwas veranlaßt worden? — ſagten die Leute: Jawohl, das Gerüſt iſt gleich in Ordnung gebracht worden. — Ein zweiter Fall handelte von einem Maurer, Groß, der von einem Gerüſt herunterge⸗ fallen ſei, wobei es ſchien, als ob das Gerüſt daran ſchuld geweſen ſei. Der Maurer Groß war bei mir, und ich fragte ihn: Iſt denn das Gerüſt daran ſchuld geweſen, daß Sie heruntergefallen ſind? — Nein, ſagte er, daran war ich ſchuld. (Heiterkeit.) Es wurde dann geſagt, die Gerüſte ſeien ver⸗ fault geweſen. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß nach der Entlaſſung der Leute der offizielle Vertreter der Berufsgenoſſenſchaft auf dem Bau geweſen iſt, ihn genau kontrolliert und erklärt hat, daß alles in Ordnung ſei, daß ſämtliche Rüſtungen in vollſtändig vorſchriftsmäßigem Zuſtande ſich befänden und daß auch die Abdeckungen ſo erfolgt ſeien, wie vorge⸗ ſchrieben. Der Unterſchied in der Auffaſſung wird darin liegen, daß die Maurer geglaubt haben, bei einem Theaterbau müßten die Abdeckungen ebenſo erfolgen wie bei einem Wohngebäude. In dieſer Beziehung ſind die Vorſchriften aber verſchieden; ich weiß nicht, wie das techniſch begründet iſt; ich kann nur die Tatſache anführen und feſtſtellen, daß der Vertreter der Berufsgenoſſenſchaft, der unerwartet den Bau revidierte, erklärt hat, daß alles in Ordnung ſei. Demgegenüber ſagt nun der Vertreter der organiſierten Maurer, ein Herr Lehmann, der nicht ſelbſt auf dem Bau gearbeitet hat, ſondern der Ver⸗ treter der ſozialdemokratiſchen Organiſation iſt, alſo zwiſchen den organiſierten Arbeitern und den Arbeit⸗ gebern vermittelt: „Ja, es ſind inzwiſchen andere Gerüſte und andere Gerüſtbretter aufgefahren worden, bevor der Reviſor der Berufsgenoſſenſchaft dageweſen iſt.“ Herr Grunow, der Vertreter der Firma, hat ihm darauf nachgewieſen, daß das eine tatſächlich falſche Behauptung iſt Es ſind zwar neue Gerüſtbretter angefahren worden, aber nur ſolche, die zur Auf⸗ rüſtung der neuen Gerüſte in der nächſten Etage notwendig waren; ſonſt iſt an dem gan zen Gerüſt nichts geändert worden ſeit dem an⸗ geblichen Vorfall. Es iſt alſo tatſächlich feſt⸗ geſtellt worden, daß die Rüſtungen in vorſchrifts⸗ mäßigem. gutem Zuſtande ſind und immer geweſen ſind. Ich bin ſelbſt auf dem Bau geweſen und habe mich davon überzeugt, daß es eine koloſſale Ubertreibung iſt, wenn man von verfaulten Gerüſt⸗ ſtangen ſpricht; es ſind alles gute, tüchtige Hölzer. Ich habe mich aber nicht auf mein Urteil allein ver⸗ laſſen, ſondern habe auch Herrn Stadtbaurat Schmalz und Herrn Bauinſpektor Winterſtein beauftragt, den Bau zu beſichtigen, und die beiden Herren haben übereinſtimmend dahin Bericht erſtattet, daß alles in Ordnung iſt, alle Vorſchriften erfüllt ſind und die in bezug auf die Gerüſte aufgeſtellten Behauptungen der Maurer tatſächlich falſch ſind. (Hört, Hört!) Von der einen Rüſtung, die zuſammengebrochen iſt, hat der Maurermeiſter nichts gewußt, ſowohl ihm iſt davon nichts geſagt worden, wie auch nicht dem Bauleitenden, dem Vertreter der Firma, Herrn Grunow, ſondern es iſt nur dem Polier etwas geſagt worden,