—— 104 — und der hat ſeinerſeits ſofort Sorge getragen, daß das, was ſchlecht war, geändert wurde. Nun wird behauptet, es hätte der Unternehmer Pfuſcharbeit verlangt, wie das Herr Hirſch nennt. Die Leute haben das nicht mal geſagt, die haben nicht von Pfuſcharbeit geſprochen, ſondern haben nur geſagt: der Unternehmer verlangte, daß wir raſch arbeiten ſollten, während Herr Grunow immer ver⸗ langte, daß wir ordentlich Mörtel nehmen und ordentlich mit Waſſer arbeiten ſollten. Die Leute, die bei mir waren — übrigens ſonſt ſehr verſtändige und ruhige Leute —, ſagten ausdrücklich: „Das er⸗ kennen wir durchaus an, Herr Baumeiſter Grunow, Sie haben verlangt, daß wir gut arbeiten ſollen, und das iun wir gerne; der Unternehmer aber hat durch ſeine Leute uns immer getrieben: raſcher, raſcher, damit wir vorwärts kommen —, der hat nicht auf gute Arbeit gehalten.“ Darauf ſagte Herr Grunow: „Ich bin ja den ganzen Tag auf dem Bau, ich ſehe ja, was geleiſtet wird; es iſt falſch, wenn Sie ſagen, daß Pfuſcharbeit geleiſtet werde. Ich bin nicht bloß ſelbſt da, ich habe auch noch zwei Bauaufſeher dort, die auf gute Arbeit halten; es iſt vollſtändig falſch und unrichtig, wenn Sie ſagen, es ſei bisher Pfuſcharbeit geliefert worden. In einzelnen Fällen iſt es allerdings auch bei dieſen Maurern, die jetzt entlaſſen ſind, vorgekommen, daß ſie nicht genügend Mörtel genommen baben, wie die Leute das gerne tun, ſo daß Hohlräume entſtanden ſind. Aber darauf iſt immer geachtet, und wenn es vorkam, iſt es ſofort gerügt worden.“ — Herr Grunow alſo beſtreitet, daß der Unternehmer ſeinerſeits die Leute angetrieben habe, Pfuſcharbeit zu leiſten. Übrigens hat die Kontrolle, die wir ja ſtädtiſcherſeits auch immer ausüben, uns die Gewißheit gegeben, daß die Arbeit ordnungsmäßig geweſen iſt. Meine Herren, die Maurer ſagen alſo, in dem mangelhaften Zuſtande der Rüſtungen hätten die Gründe der Differenzen gelegen und darin, daß ſie die Stadt vor mangelhafter Bauausführung bewahren wollten. Die Akkordarbeiter, die ihrer Organiſation nicht angehören, leiſteten — ſo ſagen die Maurer — ganz ungenügende Arbeit. Sie gehen ſogar ſo weit, in ihrer Reſolution auszuſprechen, daß dieſe Akkord⸗ arbeiter unter Außerachtlaſſung aller tech⸗ niſchen Vorſchriften arbeiten. Sie haben ge⸗ ſehen, meine Herren, wie leicht die Männer unter Führung der Organiſation bereit ſind, ohne ſachliche Unterlagen zu übertreiben: „Unter Außerachtlaſſung aller techniſchen Vorſchriften“ ſagen ſie. Meine Herren, zunächſt iſt ſchon in der Unterredung ſowohl von Herrn Grunow, der ein alter Praktiker iſt, wie auch von Herrn Prof. Schmalz geſagt worden, daß dieſer Angriff gegen die Akkordarbeiter ungerecht ſei. Es ſei zunächſt — theoretiſch und ganz allgemein geſprochen — nicht anzuerkennen, daß die Akkord⸗ maurerarbeit ſchlechter ſein müſſe als die andere, es komme auf den einzelnen Fall und auf die Beauf⸗ ſichtigung im einzelnen Falle an. Daß es feſtſtehe in der ganzen Welt, daß die Akkordmaurer, die nicht organiſiert ſeien, ſchlechter arbeitelen als die anderen, ſei nicht anzuerkennen. Es komme eben auf den einzelnen Fall an; ich komme darauf nachher zurück. Meine Herren, wir wollen uns jetzt einmal an⸗ ſehen, was die Sache, von der anderen Seite be⸗ trachtet, für ein Geſicht hat; was der Maurermeiſter Baetge über die Gründe ſagt, die ihn veranlaßt hätten, die 68 Maurer zu entlaſſen. Er ſagt: Ich bin fortgeſetzt, ſeitdem die Maurerarbeiten begonnen haben, von den Maurern und den Arbeitern auf meinem Bau in einer Weiſe drangſaliert worden und es ſind mir derartige Vorſchriften gemacht worden, daß es mir auf die Dauer unmöglich ge⸗ weſen iſt, meinen Verpflichtungen nachzukommen. Infolgedeſſen habe ich mich genötigt geſehen, mit dieſen Mannern, die mir vorſchreiben wollten, was ich auf dem Bau zu tun hätte, mich auseinander zu ſetzen und mir andere zu nehmen. Er führt von den verſchiedenen Fällen, die vorgekommen ſind, einige markante an: Eines Tages ſei ein Maurer, der betrunken geweſen ſei, entlaſſen worden. Die Folge davon ſei geweſen, daß am darauffolgenden Arbeitstage ſämtliche Maurer die Arbeit eingeſtellt und erklärt hätten, ſie nicht eher wieder aufzunehmen, bis der Mann wieder eingeſtellt wäre. Der Mann iſt infolgedeſſen wieder eingeſtellt worden. Ich habe die Maurer, die bei mir waren, gefragt, ob das richtig ſei, und ſie haben mir geantwortet: Ja, die Tatſache iſt richtig, nur haben wir den Mann nicht für betrunken gehalten; (Rufe: Aha!) Bactge hat ihn für betrunken gehalten, das iſt aber nicht maßgebend. Ich ſagte: Wer iſt denn maß⸗ gebend, wer ſoll denn in einem ſolchen Falle — ich will annehmen, daß ein Zweifel vorhanden iſt entſcheiden? derjenige, der die Verantwortung hat, der an eine Friſt gebunden iſt, bei deren Nichtinne⸗ haltung er eine hohe Konventionalſtrafe zu zahlen hat, oder derjenige, der gar keine Verantwortung hat? Einer muß doch entſcheiden! Die Maurer meinen, ſie müßten entſcheiden Ich bin der Anſicht, daß der Unternehmer zu entſcheiden hat. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Ferner iſt angeführt worden, es ſei jeder Maurer, der vom Unternehmer angenommen worden war, ge⸗ zwungen worden — ſo ſagt Herr Baetge in ſeinem Schreiben —, dem ſozialdemokratiſchen Wahlverein beizutreten. Wer das nicht tat, dem wurde die Arbeit unmöglich gemacht. Auf meine Frage an die Manrer, was ſie dazu ſagten, erklärten ſie: Ge⸗ zwungen? — niemals, wir zwingen keinen! (Zuruf: Aber?) — Haben Sie denn mit den Leuten geſprochen? — Ja, geſprochen worden iſt wohl mit ihnen, man hat ſie gefragt; aber an einen Zwang hat niemand gedacht. — Nun, meine Herren, urteilen Sie ſelbſt, was davon zu halten iſt. (Stadtv. Hirſch: Das iſt auch verboten?) Es iſt ſogar der ſeit 25 Jahren bei Herrn Baetge tätige Rüſtungspolier Mahnkopf — ich will Ihnen die Worte ſo vorleſen, wie ſie mir Herr Baetge ge⸗ ſchrieben hat — „aufgefordert worden, dem ſozial⸗ demokratiſchen Wahlverein beizutreten, andernfalls er nicht mehr Hand an die Arbeit legen dürfe.“ (Hört, hört!) Das iſt ein Fall, der genau feſtgeſtellt iſt. (Stadtv. Hirſch: Von wem?) — Von den Herren Grunow, Baetge und Maſur! (Stadtv. Hirſch: Alſo einſeitig von den Unternehmern!) — Ja, meine Herren, ich bin nicht in der Lage, Ihnen hier zeugeneidliche Vernehmungen vorzuführen. Ich kann nur das ſagen, was die Leute, denen ich glaube, mir mitgeteilt haben. Und dazu kommt, meine Herren, daß die Maurer ja die Tatſachen nicht beſtritten haben, ſie haben nur die Motive anders dargeſtellt. Sie haben gar nicht den Verſuch gemacht, zu ſagen, die von Baetge vorgebrachten Tatſachen ſeien nicht wahr, ſo etwas ſei überhaupt nicht vorgekommen, ſondern ſie haben an ſich das