105 — — Tatſächliche dieſer Fälle zugegeben, nur geſagt, wir beurteilen die Dinge anders. Auch daß für die Organiſation, für den ſozialdemokratiſchen Wahlverein agitiert worden iſt, haben ſie nicht geleugnet; ſie ſagen nur, wir haben keinen gezwungen. Ja natürlich, einen derartigen Zwang, der ſtrafrechtlich zu verfolgen wäre, haben ſie nicht ausgeübt: aber es gibt doch noch einen andern Zwang, der ſchließlich denſelben Erfolg hat, und der iſt eben hier ange⸗ wandt worden. Das zeugt deutlich der Fall Mahnkopf. Und dann, was dem Faß den Boden aus⸗ geſchlagen hat: zwei Tagelöhner ſind eines Abends wegen Faulheit entlaſſen worden. Darauf haben ſämtliche Maurer und Tagelöhner ſich mit dieſen Leuten ſolidariſch erklärt und geſagt, ſie würden am nächſten Morgen die Arbeit nicht eher beginnen, bis dieſe zwei Arbeiter wieder eingeſtellt wären. Auf meine Frage, ob das richtig ſei, haben die Maurer mir zugegeben, daß die Tatſache wieder ſtimme, aber faul ſeien die Leute nicht geweſen, (Heiterkeit) das können ſie nicht ſagen. Nun, Herr Grunow hat mir erzählt, daß gerade dies der Grund ſei, weshalb Herr Baetge ſich gezwungen geſehen habe, die Leute zu entlaſſen, weil ſie die Faulen und die Schwachen ſchützten: wenn einer wenig arbeitete, ſollte er mit⸗ geſchleppt, ſollte er ebenſo bezahlt werden wie der, der gut arbeitete; alle anderen traten für ihn ein. Daß das der Fall iſt, haben die Maurer ausdrück⸗ lich anerkannt; ſie haben geſagt: jawohl, das iſt ein Prinzip, an dem hätten ſie feſtzuhalten, der Bau⸗ unternehmer dürfte nicht die Leute beliebig entlaſſen, ſie ſtänden für alle ein. Sie verlangen alſo von ihm, daß er auch die Faulen und die Schwachen ebenſo wie die anderen bezahle. Meine Herren, es iſt mir ſehr erklärlich, wenn der Mann ſich dagegen wehrt, denn wenn er ſich dieſem Verlangen beugt, kann er ja ſeine Arbeit zur rechten Friſt nicht fertig⸗ ſtellen. Die Leute von der Organiſation verlangen, ſelbſt darüber zu entſcheiden, ob der einzelne Mann wegen Schwäche in ſeiner Leiſtung oder Faulheit zu entlaſſen ſei, das zu unterſcheiden ſei nicht Sache des Unternehmers. Nicht der Unternehmer ſoll Herr auf ſeinem Bau ſein, ſondern die Arbeiter, die gar kein Riſiko tragen. Dem Verlangen nachzukommen, iſt für den Unternehmer eine Unmöglichkeit. Meine Herren, etwas anderes aber iſt in hohem Maße intereſſant und wirft ein grelles Licht auf die Beſtrebungen der Organiſation. Herr Baetge ſagt: „In den Frühſtücks⸗ und Mittagspauſen wurden in öffentlichen Reden die Maurer darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß ſie tagtäglich nur 320 bis 400 Steine zu verarbeiten hätten, und es wurden die Leute, die mehr verarbeiteten, gerügt.“ Nun kann ein guter Maurer mit Leichtigkeit 500 bis 600 Steine verarbeiten — das hat mir der Maurer Neubauer ſelbſt zugegeben — durchſchnittlich 500 bis 600 Steine, je nachdem die Mauer glatt durchgeht oder Unter⸗ brechungen durch eingeſetzte Träger erfährt. Die Leute ſind nun, ſagt Baetge, durch Reden aufgefordert worden, um dem Unternehmer zu ſchaden, von dem ſie ja wußten, daß er an eine Friſt gebunden ſei, nicht mehr als 320, höchſtens 400 Steine zu ver⸗ mauern. Dies beſtritten die Maurer, die bei mir geweſen ſind, davon hätten ſie, die auf dem Bau gearbeitet hätten, nichts gehört. Ich habe infolge⸗ deſſen den Herrn Baetge und Herrn Grunow ver⸗ anlaßt, mir darüber ihrerſeits eine genaue Erklärung abzugeben, ob ſie trotz dieſer Beſtreitung auf ihrer Behauptung beſtehen blieben, und da haben ſie mir folgende Erklärung geſtern eingeſchickt: 4 Hiermit geben wir unſere ſchriftliche Erklärung ab, daß in der Maurergeſellenbude auf dem Neubau des Schillertheaters von einzelnen Maurern in den Frühſtücks⸗ und Mittagspauſen durch Reden darauf hingewirkt worden iſt reſp. die anderen Maurer veranlaßt wurden, täglich 300 bis 400 Steine und nicht mehr zu verarbeiten. — Das Folgende bezieht ſich auf die Sache, die ich vorhin ſchon erwähnte: Es wurden einzelne Maurer, die dem ſozial⸗ demokratiſchen Wahlverein nicht angehörten und ihm nicht beitreten wollten, zum Austritt veranlaßt. Unterſchrieben: Baetge, Maurer⸗ und Zimmermeiſter; Maſur, Architekt. Ich habe keine Veranlaſſung, an der Glaub⸗ würdigkeit dieſer beiden Männer zu zweifeln, aller⸗ dings auch nicht Veranlaſſung, an der Glaubwürdig⸗ keit der beiden Maurer, die bei mir waren — Neubauer und Groß — zu zweifeln, welche ſagten, davon hätten ſie nichts gehört. Es iſt ja möglich, daß dieſe Leute zufällig nichts davon gehört haben. Nun hat Herr Hirſch hier von den vier chriſtlich⸗ organiſierten Kollegen geſprochen, die mit den organiſierten Maurern gearbeitet hätten, die nicht zum ſozialdemokratiſchen Wahlverein gehörten, und hat dieſe auch dafür vorgebracht, daß die Leute keinen Terrorismus trieben. Ja, meine Herren, dieſe vier chriſtlich organiſierten Kollegen kommen mir ſo vor wie der bekannte Konzeſſions⸗Schulze im Garderegiment. (Heiterkeit.) So werden dieſe wohl auch zu beurteilen ſein. Was nun die Mängel der Akkordarbeit anbetrifft, ſo hat der Herr Lehmann, der Vorſitzende der Or⸗ ganiſation der Maurer, geſagt: es ſind Mängel vor⸗ handen, und zwar an der Stelle und an der Stelle und an der Stelle. Er hat in meiner Gegenwart Herrn Grunow darauf hingewieſen: dort ſei nicht genug Mörtel, da ſeien die Fugen ſchlecht uſw. Darauf habe ich geſagt: Bitte, gehen Sie ſofort mit den beiden Maurern und den Herren Grunow und Baurat Schmalz und Bauinſpektor Winterſtein an Ort und Stelle und zeigen Sie den Herren, wo die Mängel ſitzen. — „Jawohl das werden wir machen“, ſagt Herr Lehmann. — Herr Grunow, Herr Bau⸗ rat Schmalz und Herr Winterſtein ſind darauf ſo⸗ fort auf dem Bau geweſen. Herr Lehmann war nicht auf dem Bau, er ſoll, wie ich heute höre, geſtern dageweſen ſein, d. h. als die anderen Herren nicht mehr da waren. Ich weiß nicht, weshalb er meiner ausdrücklichen Aufforderung, ſofort an Ort und Stelle zu gehen und zu zeigen, wo die Mängel liegen, nicht gefolgt iſt. Ob er nicht hat gehen wollen, oder ob er mich mißverſtanden hat, ich weiß es nicht. Die Tatſache liegt vor, daß die Unter⸗ ſuchung ohne den Herrn Lehmann von Herrn Stadt⸗ baurat Schmalz und Herrn Bauinſpektor Winterſtein vorgenommen werden mußte. Der Bericht über dieſe Unterſuchung liegt mir von beiden Herren vor. Von Herrn Baurat Schmalz insbeſondere iſt ein ausführliches Gutachten eingegangen, worin er ſich auch über die Akkordarbeit im allgemeinen ausläßt. Ich will, um die Sache nicht zu weit auszuſpinnen, ihnen nur das Weſentliche der Erklärung dieſer beiden Herren verleſen. Herr Baurat Schmalz ſagt: Ich ſtellte feſt, daß dem Ausſehen nach ein merklicher Unterſchied zwiſchen dem Mauerwerk,