welches Tagelohnarbeiter, und demjenigen, welches Atkordarbeiter hergeſtellt hatten, nicht zu erkennen war. Ich vermochte weder von ſelbſt einen Unterſchied zu finden, noch beſondere Merkmale eines ſolchen anzuerkennen. Auch inbezug auf die gute und techniſche Herſtellung des Mauerwerks war zwiſchen dem Mauerwerk der Tagelohnarbeiter und dem der Akkord⸗ arbeiter ein Unterſchied nicht erſichtlich. Ge⸗ legenilich fand ſich einmal Mauerwerk mit offenen Fugen in dem Tagelöhnermauerwerk ebenſo wie in dem Akkordarbeiter⸗Mauerwerk oder vielmehr ebenſo ſelten — ſo ſagt er, um zu zeigen, daß die Mauerung durch⸗ aus gut früher und jetzt ausgeführt worden iſt. Was nun die Rüſtung anlangt, ſo kann ich, vorausgeſetzt daß die Angaben des Herrn Grunow, daß die Rüſtungen vor der Zeit der Differenz genau dieſelben geweſen ſind, in allen Punkſen das Richtige trifft, nur die völlige Zulänglichkeit und Einwandsfreiheit derſelben bezeugen. Dasſelbe iſt ja auch bereits von dem berufenen Vertreter der Berufsgenoſſenſchaft bezeugt worden. — Und Herr Bauinſpektor Winterſtein ſagt: Ich habe einen weſentlichen Unterſchied in bezug auf die Güte der Arbeit zwiſchen den Aus⸗ führungen im Akkord und denen im Tagelohn nicht feſtſtellen können. Bei der Beobachtung der Maurer ſelbſt während ihrer Arbeit habe ich zwar Pinſel und Waſſereimer nicht ſo oft verwendet geſehen, wie es wünſchenswert wäre, doch iſt dies ein Fehler, gegen den auch bei den Tagelohnarbeitern ſtändig angekämpft werden muß. (Sehr richtig!) Ich habe daraus nicht die Uberzeugung gewonnen, daß die Ausführung in der Beziehung bei der Tagelohnarbeit beſſer geweſen iſt als die andere. Im Gegenteil, — ſagt Herr Bauinſpektor Winterſtein — ich habe bei dem Mauerwerk, welches im Tage⸗ lohn hergeſtellt iſt, mehrfach hohle Fugen feſt⸗ ſtellen können, (hört, Hört!) während ich bei dem im Akkord hergeſtellten Mauerwerk keine hohlen Fugen gefunden habe. (Hört, Hört!) Sie ſehen alſo, meine Herren, daß wir bei dieſem Urteil unſerer beiden Sachverſtändigen, das ja durch die Situation noch ganz beſonders geſchärft und vorſichtig gehalten iſt, gar keine Veranlaſſung haben, zu befürchten, daß die Mauerarbeiten beim Schillertheaterbau dadurch ſchlecht ausgeführt würden, daß die Leute, die dort arbeiten, gewechſelt haben. Nun erklärt ſich auch, daß, wenn Herr Lehmann heute noch dageweſen iſt und dem Herrn Baumeiſter Grundw geſagt hat: hier iſt ein Fehler, da iſt ein Fehler —, daß Herr Grunow ihm geſagt hat: ich ſehe das nicht. Herr Lehmann möchte gern etwas ſehen, aber es iſt eben nichts zu finden. Herr Baetge ſagt nun, durch dieſe vorerwähnten und noch andere ähnliche Vorkommniſſe ſei er ver⸗ anlaßt worden, von der Ausführung der Mauer⸗ arbeit durch dieſe Maurer ganz abzuſehen und die Tägelöhner durch Akkordarbeiter zu erſetzen, was nunmehr geſchehen ſei. Eine Störung im Betriebe ſei nicht eingetreten, doch ſei mehrere Tage hindurch — jetzt hat das, glaube ich, aufgehört — die Bau⸗ 106 ſtelle ſtändig von Dutzenden von Streikpoſten beſetzt geweſen, die ſich ablöſten, um die Arbeitswilligen zu veranlaſſen, die Bauſtelle zu meiden. Ich habe dieſe Streikpoſten an verſchiedenen Tagen ſelbſt geſehen, bin durch ſie hindurchgegangen. Es waren wohl über 20 Leute, die auf der Straße immer auf und ab gingen Es machte einen ganz gefährlichen Eindruck, man dachte: was iſt denn hier los? — ein ſo großer Straßenauflauf! (Heiterkeit.) Die Leute ſind verſtändig genug geweſen, keinen direkten Zwang durch Bedrohung auszuüben; aber einzelne Verhaftungen ſind doch vorgekommen. Was daraus weiter erfolgt iſt oder noch weiter erfolgen wird, entzieht ſich meiner Kenntnis. Bei der Unterredung überraſchte mich zum Schluß die Erklärung des Herrn Grunow: „Übrigens iſt Herr Baetge bereit, diejenigen von Ihnen, die fleißig geweſen ſind, wieder einzuſtellen Ich ſagte zu zu den Maurern: Weshalb kommen Sie denn nicht? — Nein, antworteten ſie mir, mit den Akkordmaurern arbeiten wir nicht zuſammen, die müſſen entlaſſen werden. — Darauf Herr Grunow: „Es arbeiten ja nicht bloß Akkordarbeiter, ſondern auch andere Tage⸗ lohnarbeiter, wie Sie es ſind!“ — Darauf die Maurer: Ja, das geht uns nichts an, die Akkordmaurer müſſen entlaſſen werden, ſonſt kommen wir nicht auf den Bau. — Ich hielt dem entgegen: Das iſt doch nun aber ein direkter Zwang, das iſt doch Terrorismus, wenn Sie den Unternehmer zwingen wollen, die Leute zu entlaſſen, die willig bei ihm arbeiten. Nein, ſagten ſie, das ſind gefährliche Leute, das ſind ungebildete Arbeiter, wir ſind gebildete Arbeiter; die Akkordarbeiter ſind alle ungebildet, mit denen können wir nicht arbeiten, (Heiterkeit) wenn wir mit den Leuten arbeiten wollten, gäbe es Mord und Totſchlag auf dem Bau, dann gäbe es ſofort Prügelſzenen. — Darauf ſagte Herr Grunow zu ihnen: „Wenn Sie das befürchten, daß Reibereien zwiſchen Ihnen vorkommen, dann wollen wir Ihnen eine beſondere Bauſtelle geben, wo Sie allein arbeiten: das können wir bei dem großen Theaterbau machen.“ Sie ſehen, meine Herren, wie das verkehrt wird, wie das von Herrn Hirſch dargeſtellt worden iſt, der ſo tat, als ob der Unternehmer die Leute nur an einer minderwertigen Stelle habe beſchäftigen wollen. Es war ein Entgegenkommen des Herrn Grunow, wenn er ſagte: Wir wollen Sie, um jede Reiberei zu vermeiden, auf einer beſonderen Bauſtelle be⸗ ſchäftigen; auf dem großen Bau können wir das einrichten, die eine Schicht arbeitet hier, die andere dort. — Wie geſagt, das wurde abgelehnt. Der Herr Baetge foll eben tun, was die Organi⸗ ſation befiehlt. (Sehr richtig!) Meine Herren, den Eindruck habe ich aus den von mir angeführten Verhandlungen gewonnen, daß die einzelnen Maurer garnicht ſo ſchlimm ſind, gar⸗ nicht auf die Differenzen aus ſind, daß ſie für ſich allein ganz verſtändige und ruhige Leute ſind. Aber ſie dürfen nicht. Die Organiſation kommt dazu und der Führer der Organiſation ſagt: Das dürft ihr nicht tun, ſonſt kommen wir über euch! Und das, meine Herren, iſt das Böſe und meines Erachtens ſehr Bedenkliche bei der Sache, was ſich gerade auch bei dieſem Bau wieder herausſtellt, daß die ſozialdemokra⸗ tiſche Organiſation es iſt, welche die Diffe⸗