—— 108s — falls möchte ich Sie dringend bitten, nicht heute etwa dieſe Reſolution anzunehmen, die die Herren Hirſch und Genoſſen Ihnen vorſchlagen, zumal ſich nach der im vorigen Jahre ſtattgehabten gründlichen Erörterung garnichts in der Sachlage geändert hat. (Bravo!) Stadtv. Hirſch: Meine Herren, der Herr Bür⸗ germeiſter bat Sie eben, meiner Reſolution nicht zuzuſtimmen, nachdem Sie ſich im vorigen Jahre nach gründlicher Debatte davon überzeugt hätten, daß augenblicklich mit der Sache nichts zu machen ſei. Einige Augenblicke vorher hat aber derſelbe Herr Bürgermeiſter erklärt, daß damals keine De⸗ batten ſtattgefunden, ſondern daß nur zwei Herren das Wort ergriffen hätten, die gegen die Auffaſſung des Magiſtrats geweſen ſind. (Widerſpruch des Bürgermeiſters Matting.) Der Herr Bürgermeiſter kritiſierte es, daß ich nicht auf die letzten Verhandlungen zurückgekommen bin. Er meinte, daß meine Forſchungen nur bis zum Jahre 1904 reichten. Das iſt nicht der Fall. Ich kenne die Debatten auch, allerdings nur aus dem ſtenographiſchen Bericht; ich war, ſoviel ich weiß. in jener Sitzung nicht anweſend. Wenn ich aber die Debatten aus dem Jahre 1904 hier erwähnt habe, ſo geſchah es aus dem Grunde, weil mir dieſe die allerwichtigſten ſchienen. Damals hat der Ma⸗ giſtrat ein gewiſſes Entgegenkommen gezeigt, damals hat er in Ausſicht geſtellt, eventuell einmal, wenn ein ſtäl tiſcher Bau in Angriff genommen wird, der Frage der Hinzuziehung von Arbeiterkontrolleuren näher zu treten. Meine Herren, die Gründe, die ſpäter in dem ablehnenden Beſcheide des Magiſtrats angegeben ſind, ſind nicht ſtichhaltig, trotzdem es ſich um eine angeblich ſo furchtbar gründliche Arbeit handelt. Dieſe Gründe find für mich nicht ſtich⸗ haltig, um die veränderte Haltung des Magiſtrat⸗ zu motivieren. Wenn ich geſagt habe, ich bitte den Magiſtrat, erneut in Erwägungen zu treten, und zwar mit dem nötigen Ernſt, ſo war das ſo gemeint, daß ich den Magiſtrat bitte, bei ſeinen Erwägungen ſich das Ziel zu ſtecken: wie iſt es möglich, Arbeiter⸗ kontrolleure hinzuzuziehen —, nicht aber das Ziel: wie iſt es möglich, ſich um dieſe berechtigte Forderung zu drücken. (Rufe: Na, na!) Geſtatten Sie mir, daß ich mich mit den Aus⸗ führungen des Herrn Oberbürgermeiſters etwas ein⸗ gehender beſchäftige. (Unruhe.) Der Herr Oberbürgermeiſter erklärte, ſeine Unterſuchungen ſeien eingehend, denn es habe eine Konfrontation ſtattgefunden. Ja, meine Herren, es iſt leider nicht geſagt worden, welche Herren gegen⸗ übergeſtellt worden ſind. Vor allen Dingen iſt die wichtigſte Perſönlichkeit, um die es ſich hier hande t, der Bauunternehmer Baetge, den Maurern nicht gegenübergeſtellt worden. Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat das, was er hier von Baetge angeführt hat, lediglich aus Zuſchriften von ihm verleſen, aber eine wirkliche Gegenüberſtellung der verſchiedenen Par⸗ teien hat nicht ſtattgefunden. Das iſt ja auch garnicht zu verlangen; der Herr Oberbürgermeiſter hat auch nicht die Macht d zu. Aber wenn man ſo verfährt, muß man nicht nachher kommen und ſagen: die Mitteilungen der Stadtverordneten ſind einſeitig, aber meine, des Oberbürgermeiſters, Mitteilungen ſind unantaſtbar. (Zurufe: Das hat er nicht geſagt!) — Das war dem Sinne nach wenigſtens ſo. — Meine Herren, ich nehme das Recht für mich in Anſpruch, daß ich nach beſtem Wiſſen nach den mir gewordenen Informationen hier die Tatſachen vor⸗ getragen habe, und ebenſowenig wie der Herr Ober⸗ bürgermeiſter Grund hat, an den Mitteilungen, die ihm ſeitens der Beteiligten gemacht worden ſind, zu zweifeln, ebenſowenig habe ich irgendwelchen Grund, an den mir gemachten Mitteilungen Zweifel zu hegen. Ich glaube auch, daß ſich einige ſcheinbare Widerſprüche ſehr leicht aufklären werden. Der Herr Oberbürgermeiſter hat den einen wichtigen Punkt zugegeben, daß tatſächlich einmal ein Gerüſt, als es mit Kalk und Steinen beworfen wurde, eingeſtürzt bezw. ſchadhaft geworden iſt. Meine Herren, das iſt von mir auch vorhin angegeben worden; das haben die Maurer als Beweis dafür angeſehen, daß nicht alles in Ordnung iſt. Dieſe Tatſache hat der Herr Oberbürgermeiſter nicht beſtreiten können. — Den Fall des Maurers Groß kenne ich nicht; ich habe ihn auch nicht in meinen Ausführungen erwähnt. Es iſt auch in den Mitteilungen die mir zugegangen ſind, davon mit keinem Worte die Rede. (Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ihr Ge⸗ dächtnis trügt Sie doch: in Ihren Mitteilungen ſteht der Fall Groß drin!) — Sie meinen den Zettel, den ich Ihnen gegeben habe. Den habe ich garnicht geleſen. Es handelt ſich um ganz andere Mitteilungen. Ich habe hier von den Mitteilungen geſprochen, die mir jetzt in der Sache zugegangen ſind. Es wurde mir neulich ein Zettel überreicht — ich weiß nicht, von wem —, und dieſen Zettel habe ich im Etatsausſchuß, ohne ihn näher zu leſen, dem Herrn Oberbürgermeiſter gegeben, weil mir in Ausſicht geſtellt worden war, daß mir eine genaue Darſtellung des Sachverhalts zugehen würde. Ich rede alſo nur von den Mit⸗ teilungen, die mir nach der Unterredung zwiſchen den Maurern und dem Herrn Oberbürgermeiſter zu⸗ teil geworden find. Meine Herren, der Herr Oberbürgermeiſter ſagt ferner, die Vertreter der Berufsgenoſſenſchaft wären unerwartet auf dem Bau geweſen und hätten dort alles in Ordnung gefunden. Leider hat der Herr Oberbürgermeiſter nicht angegeben, wann die Ver⸗ treter der Berufsgenoſſenſchaft auf dem Bau geweſen ſind, und ob nicht doch inzwiſchen ſchon verſchiedene Mängel abgeſtellt waren. — Der Herr Oberbürger⸗ meiſter befindet ſich im Irrtum, wenn er Herrn Lehmann als Vertreter der ſozialdemokratiſchen Or⸗ ganiſation hinſtellt. Meine Herren, die Organiſation, welcher Herr Lehmann angehört, iſt keine ſozial⸗ demokratiſche, ſondern die Mitglieder dieſer Organi⸗ ſation können jeder politiſchen Partei angehören, der ſie wollen, (Lachen) 4 da wird auch nicht der geringſte Zwang auf die Leute ausgeübt. (Wiederholtes Lachen.) — Meine Herren, durch Ihr Lachen ändern Sie doch an den Tatſachen nichts. Sie beweiſen damit höchſtens, daß Sie auch nicht die geringſte Ahnung von der Arbeiterbewegung haben, (Heiterkeit und Zurufe) auch nicht einen blaſſen Schimmer! Wenn Sie ſo freundlich ſein wollen, ſich einmal die Zahlen zu vergegenwärtigen derjenigen, die in den freien Ge⸗ werkſchaften organiſiert ſind, und derjenigen, die im ſozialdemokratiſchen Wahlverein organifiert ſind, dann