—— 112 — iſt ebenſo wie der Herr Oberbürgermeiſter nur in der Lage, hier das vorzutragen, was er von anderen ehört hat. Für uns iſt es ja natürlich noch ſaneer. Stellung zu nehmen. Wir glauben den beiden Teilen, war haben auch gar keine Veran⸗ laſſung, Herrn Lehmann und deſſen Bekundungen nicht zu glauben. Uns muß es aber allerdings außer⸗ ordentlich auffallen, daß der Herr Kollege Hirſch in ſeiner Erwiderung garnicht auf die Reviſion eingegangen iſt, die ſeitens der Herren Schmalz und Winterſtein vorgenommen worden iſt. Die hat er in keiner Weiſe hier herangezogen, ſondern er hat immer nur Herrn Lehmann in den Vordergrund geſtellt; der hat das geſagt, folglich muß es richtig ſein. Das ſind wir ja allerdings auch bei den Herren gewöhnt: wenn ein Arbeiter irgend etwas behauptet, dann iſt es vollkommen einwandsfrei, wenn aber ein Arbeit⸗ geber eine Behauptung aufſtellt, dann muß wenigſtens präſumiert werden, daß ſie nicht ganz einwandsfrei iſt. So ſtellen ſich auch die Ausführungen des Herrn Kollegen Hirſch heute hier wieder dar. Meine Herren, ob die Arbeiter, die dort ent⸗ laſſen wurden, betrunken waren, ob ſie faul waren, darüber zu urteilen ſind wir ſelbſtverſtändlich nicht in der Lage. Die Arbeiter, die der Herr Oberbürger⸗ meiſter gehört hat, ſind der Meinung geweſen: der betreffende Arbeiter wäre nicht faul, nicht betrunken geweſen. Da erinnere ich mich aber auch gerade des Vergleiches, den Herr Kollege Hirſch anzog, des Vergleiches mit dem Arzt: der eine Arzt hört, und der andere Arzt hört nicht. Dies gilt nun auch für die Anſtände, die auf dem Bau gefunden worden ſind, und vielleicht darf ich auch den Vergleich des Herrn Kollegen Hirſch auf dieſen Fall anwenden: der Arbeiter hat nicht gefunden, daß der Betreffende faul oder betrunken war, auf den Arbeitgeber hat er aber den Eindruck eines Faulen oder Betrunkenen gemacht. Im übrigen hat ja auch Herr Kollege Hirſch zugegeben, daß es bei den Arbeitern, ins⸗ beſondere den Maurern, ein Gebot der Solidarität ift, daß die Schwachen mit gehalten werden. (Stadtv. Hirſch: Doch nicht die Betrunkenen!) — Nicht die Betrunkenen; ich ſpreche auch nur von den Schwachen. Ob der Betreffende faul iſt, oder ob er ſchwach iſt, darüber können wir ſelbſt⸗ verſtändlich kein Urteil abgeben. Ob der Arbeitgeber nun auch in dem einzelnen Falle die Rückſicht auf die behauptete Solidarität nehmen kann — meine Herren, ich glaube, wenn man überhaupt den Arbeit⸗ geber bis zu einer gewiſſen Grenze Herrn im eigenen Hauſe ſein laſſen will, dann muß man ihm doch ſchließlich auch das Urteil darüber zubilligen, zu entſcheiden, ob dieſer oder jener Arbeiter ſeiner Stellung gewachſen iſt oder nicht — wenn ich auch ſehr gern anerkennen will, daß es ſo ſein wird, wie Herr Kollege Hirſch ſagt, daß die Kräftigen, die Füngeren durch Einſetzen ihrer ganzen Kiaft das wieder herauszubringen ſuchen, was der Schwache, der den gleichen Lohn bekommt, vielleicht nachgelaſſen hat. Es iſt doch aber ſehr wohl denkbar, daß der Arbeitnehmer ganz anderer Meinung über dieſen Ausgleich iſt, und, meine Herren, ich bin, wie geſagt, der Anſicht, daß es dann in Streitfällen Sache des Arbeitgebers ſein muß, zu entſcheiden. Der Herr Kollege Hirſch hat dann mit aller Entſchiedenheit Verwahrung dagegen eingeleat, daß die Organiſation irgend einen Terrorismus ausübe, gleichzeitig hat er aber auch ausgeſprochen, daß die Arbeiter erklärten, ſie wollten unter keinen Umſtänden mit den Aktordarbeitern zuſammen arbeiten. Meine Herren, wenn das kein Terrorismus iſt, dann möchte ich doch fragen: wie ſieht denn eigentlich der Terro⸗ rismus aus? (Sehr gut!) Die Arbei'er erklären rundweg: Mit den Leuten arbeiten wir nicht zuſammen. Ja, dann mögen ſie es bleiben laſſen, dann mögen ſie nicht mit ihnen zuſammen arbeiten. Dann haben ſie aber auch meines Erachtens nicht den geringſten Grund, ſich zu beſchweren und Klage zu führen! Es muß doch noch dem Arbeitgeber heute frei ſtehen, darüber zu entſcheiden, ob er im Akkord⸗ oder im Tagelohn die Arbeit ausführen laſſen will. (Zuruf: Städtiſche!) — Auch ſtädtiſche! Ich glaube, daß gerade Sie, meine Herren, gar keine Urſache haben, ſich über die Akkardarbeit im Maurergewerbe ſo beſonders auf⸗ zuregen. Ich war nicht darauf vorbereitet. daß dieſe Angelegenheit heute zur Sprache kommen würde, fonſt würde ich einmal jene Auseinanderſetzungen nachgeleſſen haben, die Sie in Ihrer eigenen Partei mit den Maurern ſeinerzeit in Hamburg gehabt haben. Damals wurde auch ſehr lebhaft die Frage der Akkordarbeit ventiliert. Die ſozialdemokratiſche Partei wollte die Akkordarbeit unter keinen Umſtänden im Maurergewerbe dulden, wenn ich mich recht er⸗ innere — Herr Kollege Hirſch wird ja in der Lage ſein, es richtig zu ſtellen, wenn ich mich täuſchen ſollte —; aber auch die ſo ialdemokratiſche Partei mußte damals in bezug auf das Maurergewerbe nachgeben und anerkennen, daß im Maurergewerbe die Akkordarbeit zuzulaſſen iſt. Meine Herren, wenn das bei Ihnen am grünen Holze ſogar möglich iſt, dann können Sie ſich doch beim b.ſten Willen nicht darüber beklagen, daß hier in der Stadt Charlotten⸗ burg bei Bauten, die nicht mal in direkter Regie der Stadt ausgeführt werden, die Akkordarbeit zu⸗ gelaſſen wird. Um die Frage der Verarbeitung der Steine haben Sie ſich auch — verzeihen Sie das harte Wort — herumgedrückt. Sie haben dazu noch nicht Stellung genommen. Es würde mich allerdings gar nicht wundern, und es würde das nur vollſtändig eine Konſequenz Ihrer Ausführungen bezüglich der Akkordarbeit ſein, wenn Sie ſagen: Es iſt eine Un⸗ gehörigkeit, eine Unzuläſſigkeit, daß ein Arbeiter 600 Steine verarbeiten wolle, und wir nehmen es dem Arbeiter, der nur 400 Steine verarbeiten will, garnicht übel, wenn er erklärt, mit einem ſolchen tüchtigen Arbeiter arbeite ich nicht zuſammen, denn mit dem kann ich nicht mitkommen. (Sehr gut!) Der Herr Kollege Hirſch hat darauf aufmerkſam gemacht, daß die Liberalen im Abgeordnetenhauſe für die Zuziehung von Arbeitern bei der Durch⸗ führung der Kontrolle wiederholt eingetreten ſind. Ganz gewiß, insbeſondere bei den Bergwerken. Ich will mich auch nicht ohne weiteres mit dem Stand⸗ punkte meines Freundes Mittag identifizieren, der ſich hier gegen die Zuziehung von Arbeitern zur Kontrolle ausgeſprochen hat. Ich weiß nicht, ob ich im vergangenen Jahre oder vor zwei Jahren auch zu dieſer Frage hier geſprochen habe: an und für ſich iſt mir die Sache durchaus nicht unſympathiſch, und ich habe es jedenfalls lebhaft begrüßt, daß der Magiſtrat ſich in ſo eingehender Weiſe mit dieſen Dingen beſchäftigt und auch wirklich Material be⸗ ſchafft hat, das auch Sie als ein gutes Material anerkennen müſſen. Wenn aber heute der Antrag in der Weiſe begründet wird, wie es ſeitens des