—— 113 — Herrn Kollegen Hirſch hier geſchehen iſt, dann muß ich ſagen, daß der Herr Kollege Hirſch der Sache damit einen ſehr ſchlechten Dienſt erwieſen hat. (Sehr richtig!) Als Herr Kollege Hirſch mit dem Antrage hervor⸗ trat, habe ich mich mit den mir näher ſitzenden Freunden darüber verſtändigt und geſagt: Wenn die Sache auch bereits verhandelt worden iſt und der Magiſtrat auch dazu Stellung genommen hat, an und für ſich iſt ſie uns ſympathiſch, wir wollen den Antrag unterſtützen. Nun aber, nach der Begründung, die der Antrag gefunden hat, nach der Entgegnung, die ſeitens des Magiſtrats der Begründung des Antrags geworden iſt, muß ich geſtehen, iſt es mir, und ich vermute der größten Mehrheit meiner Fraktionsgenoſſen, vollkommen unmöglich, für den Antrag zu ſtimmen; denn wir würden uns ja, indem wir jetzt für den Antrag ſtimmen, wenigſtens in ge⸗ wiſſem Grade damit einverſtanden erklären, daß die Begründung einwandfrei iſt. (Sehr richtig!) Ohne daß ich, wie geſagt, an der Glaubwürdigkeit des Herrn Kollegen Hirſch nur den allergeringſten Zweifel hege, muß ich aber doch ſagen — ich kann auch nur vom ſubjektiven Empſinden aus ſprechen —, daß ich hier das Empfinden gehabt habe, daß Herr Kollege Hirſch nicht ganz einwandfrei unterrichtet geweſen ift, daß er ſich durch ſeine Arbeiterintereſſen — wenn auch nicht verführen, aber jedenfalls hat leiten laſſen, in erſter Reihe den Arbeitern zu glauben und von vornherein anzunehmen, daß alles das, was vom Standpunkte des Arbeitgebers vorge⸗ bracht worden iſt, nicht für iyn eriſtiert. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ſowohl den einen Teil wie den anderen Teil gehört. Der Herr Oberbürgermeiſter wird vielleicht auf die Frage, die Herr Kollege Hirſch an ihn gerichtet hat, antworten. Aber ich ſage gleich: ob darauf nun ein bündiger Beſcheid erfolgt oder nicht, das, was wir heute vom Herrn Oberbürger⸗ meiſter gehört haben auf grund ſeiner Beobachtungen, auf grund der Konfrontation von Arbeitern und ſ Arbeitgebern, — das, wir wir heute gehört haben auf grund der Reviſionen von ſtädtiſchen Beamten, zu denen wir doch ſelbſtverſtändlich das allergrößte Vertrauen haben, das auch noch nicht von Herrn Kollegen Hirſch in Zweifel gezogen worden iſt — wenn ich das alles zuſammenhalte mit dem, was uns von der anderen Seite, vom Herrn Kollegen Hirſch, vorgetragen worden iſt, dann muß ich ſagen, daß der Antrag nicht ſo begründet werden durfte, wie er von Herrn Hirſch begründet worden iſt. Die Begründung macht es uns unmöglich, für den An⸗ trag zu ſtimmen. (Bravo! bei den Liberalen.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, nach⸗ dem hier mehrere halbſtündige Reden von den Herren 4.4 zum Fenſter hinaus gehalten worden ind — — — — (Oho! — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (den Redner unterbrechend): Der Ausdruck „zum Fenſter hinaus reden“ iſt un⸗ zuläſſig! Stadtv. Dr. Stadthagen (fortfahrend): — Dann bedauere ich, ihn gebraucht zu haben — .. wi ich die Herren hier nicht weiter mit einer langen Rede aufhalten. Der Herr Stadtverordnete Kollege Hirſch hat davon geſprochen, daß ſeine Reſolution die Zuſtimmung von uns allen finden könnte. Darum nehme ich Veranlaſſung, einige Worte darüber zu ſagen, warum wir zu unſerm Votum — ich nehme wenigſtens an, daß das einſtimmige Votum meiner Freunde dahin gehen wird, ſeinen Antrag nicht anzunehmen — warum wir zu dieſem Votum kommen. Wir haben gehört, wie einzelne Fälle von dem Herrn Stadtverordneten Hirſch in der vekannten ſozialdemokratiſchen Weiſe verallgemeinert werden. Selbſt wenn man annehmen wollte, daß alle Be⸗ ſchwerden, die er vorgebracht, im einzelnen begründet wären, ſo würde das meines Erachtens immer noch nicht dazu führen können, einen derartig tendenziöſen Antrag, einen Antrag mit den Tendenzen, die er ihm untergelegt hat, anzunehmen. Die Tendenz des Antrages iſt die Hauptſache. Wir befürchten und ſind darin, glaube ich, einig, daß bei Annahme eines derartigen Antrages im Sinne des Herrn Stadtverordneten Hirſch die Bauleitung den Bau⸗ leitern aus der Hand genommen würde, daß ſie in die Hand einer Partei gelegt würde, deren Intereſſe nach den Ausführungen der Herren ja dahin geht, möglichſt wenig zu arbeiten bei möglichſt hohem Lohn. Das iſt die Quinteſſenz deſſen, was Herr Kollege Hirſch geſagt hat. Meine Herren, dem wollen wir nicht folgen. Wir ſind nicht der Anſicht, daß es richtig iſt, jemand, der leiſtungsfähig iſt, in ſeiner Leiſtungsfähigkeit zu beſchränken. Wir halten das für den größten Terrorismus nicht nur den Arbeitgebern, ſondern auch den Arbeitern ſelbſt gegenüber, und dieſen Schritt wollen wir nicht mit⸗ machen. Nachdem von dem Herrn Kollegen Hirſch dem Antrage dieſe Tendenz untergelegt worden iſt, halten wir es für ganz ausgeſchloſſen, einem ſolchen Antrage zuzuſtimmen Ich möchte nur an eines hier erinnern. Die Herren Sozialdemokraten treten ja doch ſo ſehr für niedrige Wohnungsmieten ein. Ja, meine Herren, wo ſollen wir denn hinkommen, wenn der Maurer tatt 600 Steine, die er täglich ſetzen kann, nur 300 ſetzt! Sie ſehen, zu welchen Konſequenzen Sie ihren eigenen ſonſtigen Anſchauungen gegenüber kommen, wenn Sie derartig Prinzipien auf die Spitze treiben. Wir wollen Freiheit des Arbeiters (Rufe bei den Sozialdemokraten: Na, nal) in ſeiner Leiſtungsfähigkeit; wir wollen aber die Aufſicht demjenigen erhalten wiſſen, der die Ver⸗ antwortung trägt. Wir nehmen weiter an, daß der Magiſtrat ſelbſtverſtändlich die Frage der techniſchen Beaufſichtigung der Bauten dauernd im Auge be⸗ halten wird. Wir ſind auch überzeugt, daß die augenblicklichen Geſetze, die gegenwärtig beſtehenden Aufſichtsinſtanzen genügen, um Beſchwerden, wie ſie Herr Stadwerordneter Hirſch vorgetragen hat, den Boden zu entziehen. Die Darlegungen des Herrn Oberbürgermeiſters haben uns in dieſer Anſicht be⸗ ſtärkt, daß auch im vorliegenden Falle kein Anlaß war, in dieſer Beziehung einzugreifen. Ich bitte alſo meine Freunde, dem Antrage nicht zuzu⸗ ſtimmen, ſondern ihn abzulehnen. Stadty. Hirſch: Meine Herren, ich hatte eigent⸗ lich vor, nur noch einige wenige Bemerkungen mehr . Natur zu machen. Aber nachdem Herr Kollege Dr. Crüger ſeine Verwunderung darüber ll ausgeſprochen hat, daß ich auf verſchiedene Fragen nicht eingegangen bin, halte ich mich doch für ver⸗ pflichtet, noch einmal vielleicht etwas ausführlicher, als es dem Herrn Kollegen Stadthagen lieb iſt —