— — 115 und ſie gebeten hat, zu einer feſtgeſetzten Stunde den Herrn Oberbürgermeiſter zu beſuchen. Daraus geht doch he rvor, daß ich nicht einſeitig vorgegangen bin, ſondern daß mir an der Aufklärung des Sach⸗ verhalts ebenſo viel gelegen war wie jedem andern von Ihnen. Herr Kollege Crüger führt als Beweis für meine angeblich ſchlechte Information den Zettel an, von dem er durch einen Zwiſchenruf gehört hat. Herr Kollege Dr. Crüger hat das offenbar mißver⸗ verſtanden. Um was handelt es ſich eigentlich? Es wurde mir kurz vor einer Sitzung des Etatsaus⸗ ſchuſſes ein Zettel überreicht — ich weiß nicht ein⸗ mal von wem —, auf dem irgend etwas in bezug auf den Bau ſtand. Da mir daran lag, daß der Herr Oberbürgermeiſter genau informiert war, und da ich andererſeits von ſeiten der beteiligten Arbeiter genaue Informationen erwartete, ſo habe ich dieſen Zettel einfach dem Herrn Oberbürgermeiſter gegeben, damit er das, was darauf ſteht, genauer unterſuche. Ich war dazu natürlich gar nicht verpflichtet. Wenn mir an einer einſeitigen Darſtellung des Sachver⸗ haltes gelegen wäre, hätte ich dieſen Zettel hübſch in der Taſche behalten. Ich habe ihn aber, um vollſtändige Klarheit zu ſchaffen, im Original dem Herrn Oberbürgermeiſter gegeben, habe ihn vorher nicht geleſen, habe ihn auch ſeitdem nicht zu Geſicht bekommen. — Auch das wird der Herr Oberbürger⸗ meiſter beſtätigen. Meine Herren, Herr Kollege Dr. Crüger wun⸗ derte ſich dann, daß ich die Reviſion des Herrn Stadtbaurats Schmalz und des Herrn Baninſpektors Winterſtein nicht beanſtandet habe. Ich bin auf dieſe Frage gar nicht eingegangen, und zwar des⸗ halb, weil ihre Erörterung für den vorliegenden Fall ja nur dann einen Wert hätte, wenn dieſe Unterſuchung in Geme nſchaft mit den Arbeitern ſtattgefunden hätte. Aber darauf möchte ich doch hinweiſen, daß, wenn ich den Herrn Oberbürger⸗ meiſter richtig verſtanden habe, auch in dem Gut⸗ achten des Herrn Stadtbaurats Schmalz betont war, daß ein „merklicher“ Unterſchied zwiſchen den Ar⸗ beiten der Akkordarbeiter und der Lohnarbeiter nicht zu erkennen war. In dem Gutachten des Herrn Winterſtein war, wenn ich nicht ſehr irre, umgekehrt die Arbeit der Akkordarbeiter mehr gerühmt worden als die der Lohnarbeiter. Dieſe beiden Gutachten würden ſich alſo aufheben. (Sehr gut! und Heiterkeit.) Herr Dr. Crüger brachte dann wieder das Schlagwort vom „Herr im Hauſe ſein“ in die Debatte. Gewiß, der Arbeitgeber hat darüber zu urteilen, wen er beſchäftigen will oder nicht. Darüber beſteht gar kein Zweifel. Aber andererſeits muß es doch auch den Arbeitern unbenommen ſein, darüber zu entſcheiden, wem ſie ihre Arbeitskraft verkaufen wollen und wem nicht. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Aber dann darf man doch nicht den Arbeitern, die ſagen: wir arbeiten mit den und den Leuten nicht zuſammen, Terrorismus vorwerfen! (Widerſpruch und Zurufe.) Ich möchte Herrn Dr. Crüger fragen, ob er mit Leuten zuſammenarbeiten würde, die ihm die Worte zurufen: „Du Strolch, dir reißen wir die Knochen auseinander!“ (Große Heiterkeit.) Es iſt tatſächlich vorgekommen, daß derartige Rufe ſeitens der Akkordarbeiter ausgeſtoßen worden ſind. Ich kann es alſo wirklich beim beſten Willen keinem Menſchen auf der Welt verdenken, wenn er mit dag , die ſich ſo benehmen, nicht zuſammen arbeiten will. Auf die Frage der Verarbeitung der Steine bin ich auch nicht eingegangen. Ich muß mich da ſelbſt⸗ verſtändlich wieder auf das ſtützen, was mir mit⸗ geteilt worden iſt, da ich von den praktiſchen Arbeiten auf dem Bau wohl ebenſo wenig Kenntnis habe wie der Herr Oberbürgermeiſter und alle diejenigen Herren, die ihm beigeſtimmt haben. Es wird mir aber mit⸗ geteilt, daß die Berechnung der verarbeiteten Steine in folgender Weiſe vor ſich geht: Im Durchſchnitt rechnet ein Unternehmer: ſo und ſo viel Maurer ſind beſchäftigt, ſo viel Steine ſind verarbeitet, alſo kommen ſo und ſo viel auf den Mann. Der Unter⸗ nehmer, wenigſtens der Unternehmer Baetge, hat in dieſem Falle nicht die Arbeiter berückſichtigt, welche rüſten, ferner alle die Maurer, die ſtundenlang bei anderen Arbeiten beſchäftigt ſind; die hat er alle mit in ſeine Berechnung eingezogen. Auf die Weiſe kann natürlich die Rechnung niemals richtig ſein. Aber daß die Maurer imſtande ſind, 500 bis 600 Steine zu verarbeiten, das hat der eine Maurer, Neubauer, dem Herrn Oberbürgermeiſter ſelbſt zugegeben. — Nebenbei bemerkt, ſoll Neubauer dieſer bezechte Ar⸗ beiter geweſen ſein. (Zuruf des Stadtv. Kaufmann.) — Herr Kollege Kaufmann ruft mir zu: Aber die Behauptung von den 320! Meine Herren, da ſteht doch Behauptung gegen Behauptung. Ich erlaube mir, Ihnen das mitzuteilen, was die Arbeiter mir darüber angegeben haben. Sie müſſen ſchon ent⸗ ſchuldigen, wenn dadurch die Debatte in die Länge gezogen wird; aber Ihnen liegt doch daran, Klarheit zu ſchaffen. — Ich finde die Stelle augenblicklich nicht und muß nach dem Gedächtnis berichten. — Die Arbeiter haben ſich darüber unterhalten, ob ſie die erhöhten Anforderungen leiſten ſollen. Es wird von den Arbeitern zugegeben, daß Herr Grunow darauf gedrungen hat, daß gute Arbeit geleiſtet werde und daß von ſeiner Seite die Arbeiter nicht chikaniert worden ſeien; wohl aber ſoll das ſeitens des Unter⸗ nehmers geſchehen ſein. Die Arbeiter ſind alſo zu⸗ ſammengetreten, haben erwogen: ſollen wir das leiſten oder nicht — und ſind zu dem Entſchluß ge⸗ kommen: wir leiſten die erhöhte Arbeit nicht, und zwar nicht in unſerem Intereſſe, ſondern im Intereſſe guter Arbeit, im Intereſſe des guten Zuſtande⸗ kommens des Baues. Ob das nun gerade 300 oder 400 oder 500 Steine geweſen ſind, kann ich nicht wiſſen. Herr Kollege Dr. Crüger meint, ich hätte unſerm Antrag durch meine Begründung einen ſehr ſchlechten Dienſt erwieſen. Ja, die Art der Begründung möchte ich erſt einmal kennen lernen, die jemandem, der einen Antrag abzulehnen von vornherein bereit iſt, dieſen Antrag ſchmackhaſt macht. Ich verpflichte mich, in jedem Falle, wo von Ihrer Seite ein An⸗ trag geſtellt wird, zu erklären: die Art der Be⸗ gründung des Antrages macht es mir unmöglich, dafür zu ſtimmen. Das iſt wirklich nicht ſo ſchwer. Ich war ja von vornherein überzeugt, daß Sie nach der Ertlärung des Herrn Bürgermeiſters Matting dem Antrage nicht zuſtimmen würden. Sie wollen es eben niemals auf einen — ich will nicht ſagen: Konflikt mit dem Magiſtrate ankommen laſſen, das wäre zuviel geſagt, — Sie wollen aber niemals auch nur den Anſchein erwecken, als ob zwiſchen Ihnen und dem Magiſtrat in wichtigen Fragen Gegenſätze beſtehen. (Zuruf bei den Liberalen: Teurungszulage!)