— Das iſt keine wichtige Frage, und außerdem ſind wir noch nicht am Ende aller Tage. Ich gehe jede Wette ein, daß Sie auch in der Teurungszulagen⸗ frage zukreuze kriechen werden. — Sie ſind die Magiſtratspartei sans phrase! Wir werden im Laufe der Etatsberatung noch an verſchiedenen Punkten nachweiſen, wie Sie Ihre eigenen Anträge aufgeben, wenn der Magiſtrat es nur will. Der Magiſtrat braucht nur die Hand auszuſtrecken, und Sie liegen platt auf dem Boden. (Große Heiterkeit.) Alſo meine Herren, das Argument, daß Ihnen die Be⸗ gründung meines Antrages nicht paßt, läßt mich ſehr kalt. Nun hat Herr Kollege Dr. Crüger auch über die Stellung der ſozialdemokratiſchen Partei zur Frage der Akkordarbeit geſprochen und hat auf die Vorfälle auf einem ſozialdemokratiſchen Parteitage hingewieſen. (Stadtv. Otto: Nicht auf dem Parteitage!) — Auf die Vorgänge in Hamburg, die ſpäter auf einem ſozialdemokratiſchen Parteitage erörtert worden ſind! — Herr Kollege Crüger vergißt, daß die Frage der Akkordarbeit gar nicht eine Frage der ſozial⸗ demokratiſchen Partei iſt, ſondern eine Frage der ge⸗ werkſchaftlichen Organiſation. Ich habe hier zufällig die aktenmäßige Darſtellung über die Vorgänge in Hamburg. Es iſt Tatſache, daß in Hamburg einige Akkordmaurer aus der Partei ausgeſtoßen worden waren. Auf dem Parteitage in Lübeck kam dann die Angelegenheit zur Sprache. Die Hamburger Parteigenoſſen erklärten, daß der Ausſchluß wegen ehrloſer Handlungen erfolgt ſei, und dieſe ehrloſen Handlungen ſollten, wie der Referent auf dem Parteitage ausgeführt hat, nicht darin beſtehen, daß die Akkordmaurer entgegen dem Beſchluſſe des Maurerverbandes im Akkord gearbeitet, ſondern darin, daß ſie einen Streikbruch begangen hätten. Es fand darüber eine längere Debatte ſtatt, und ſchließlich hob das Schiedsgericht der Partei dieſen Beſchluß — alſo den Ausſchluß der Akkordmaurer — auf. In der Begründung heißt es: Die Angeſchuldigten haben bei dieſer Arbeits⸗ methode — d. h. bei der Akkordarbeit — ſeit Jahren ihr Auskommen geſucht und recht und ſchlecht auch gefunden. Sie ſind über⸗ zeugt, daß das, was ſie ſeit Jahren im Bunde mit ihren Kollegen und gewerkſchaftlichen und politiſchen Kampfgenoſſen gemeinſam geübt haben, nun unmöglich mit einem Schlage eine ehrloſe Handlung geworden ſein könne. Der Parteitag als höchſte Inſtanz ſchloß ſich dieſer Entſcheidung an; er erklärte, daß das Schieds⸗ gericht nach dem Wortlaut des Parteiſtatuts und dem ihm vorgelegten Tatſachenmaterial zu keinem anderen Entſchluſſe als dem gefällten Urteil gelangen konnte. — Alſo der Ausſchluß der Akkordarbeiter, der von Hamburg beantragt war, iſt von der Partei nicht gutgeheißen worden. Damit hat die Partei bewieſen, daß die Frage der Akkordarbeit keine Parteifrage iſt. (Stadtv. Dr. Crüger: Alſo daß die Akkordarbeiter 4 ganz anſtändige Arbeiter ſind!) — Ich habe nichts darüber geſagt, daß ſie un⸗ anſtändig ſind. — Ich möchte Herrn Dr. Crüger Fan. noch mehr mitteilen. Ich erinnere mich eines alles, wo die angeblich ſozialdemokratiſche Orga⸗ niſation der Maurer in einen Streik eingetreten iſt, weil die Unternehmer die Aktordarbeit beſeitigen wollten. Es war in Flensburg, da hatte ſich ein 116 —— Syſtem der Akkordarbeit eingebürgert, das ſollte be⸗ ſeitigt und durch das Syſtem der Lohnarbeit erſetzt werden; die Arbeiter wollten ſich das nicht gefallen laſſen und traten in einen Streik ein. Sie ſehen, daß es ſich wirklich nicht um eine Parteifrage handelt, und daß es ganz verfehlt iſt, alle Anträge, die von unſerer Seite kommen, immer zu Partei⸗ anträgen zu ſtempeln. Es handelt ſich um gar keine Parteiſache. Sie ſehen ja, daß wir hier ſowohl die Intereſſen der in freien Gewerkſchaften Organiſierten, als auch die Intereſſen der chriſtlich⸗organiſierten Maurer wahrgenommen haben, und wären auch Hirſch⸗Dunckerſche dabei infrage gekommen, Sie können ſicher ſein, daß wir deren Intereſſe genau ſo energiſch gewahrt hätten wie das der anderen organiſierten Arbeiter. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, ich habe mir eine Menge Notizen gemacht und hatte eigentlich vor, auf ihrer Grundlage noch verſchiedene Punkte zu berühren, um auf das zu antworten, was hier ausgeführt worden iſt. Ich tue mir aber Zwang an und verzichte darauf, dieſe Ausführungen zu machen. Ich möchte aber doch Gewicht darauf legen, hier zu erklären, daß ich dies lediglich aus dem Grunde tue, weil wir uns heute in einer Etats⸗ beratung befinden, was wir in den letzten Stunden beinahe vergeſſen zu haben ſcheinen, und zweitens mit Rückſicht auf den Umſtand, daß ja die Haupt⸗ ſachen klargelegt und feſtgeſtellt ſind und die Punkte, die ich noch berühren und auf die ich noch antworten könnte, nur Nebenſachen betreffen. Infolgedeſſen verzichte ich auf weitere Ausführungen. (Bravo!) Bürgermeiſter Matting: Ich habe mich nur zum Worte gemeldet, um gegen eine Außerung des Herrn Stadtv. Hirſch noch Stellung zu nehmen, der in einer ſeiner Reden dem Magiſtrat vorgeworfen hat, er habe wohl ein verhältnismäßig ausführliches Ma⸗ terial geliefert, aber er ſei doch von vornherein an die Frage unter dem Geſichtspunkte herangegangen: wie kann ich mich am beſten um die Sache drücken? Meine Herren, ich muß das ganz entſchieden in Ab⸗ rede ſtehen. In dem Magiſtrat iſt das peinlichſte und ſorgfältigſte Beſtreben geweſen, den Wünſchen des Herrn Stadtv. Hirſch entgegenzukommen, ſo zwar, daß trotz aller Gegenſätze, die ſich herausgeſtellt hatten, zunächſt eine gewiſſe Majorität für einen Verſuch im Sinne dieſer Beſchlüſſe nach ſchweren Kämpfen zuſtande gekommen war. Auf dieſer Grund⸗ lage konnte ich auch im Jahre 1904 eine Erklärung abgeben, die Herr Stadtv. Hirſch ſo auffaſſen konnte, als ob ſeine Wünſche zur Erfüllung gelangen würden. Es ſtellte ſich aber nachher der Verſuch, den wir bei ſtädtiſchen Bauten vornehmen wollten, als ab⸗ ſolut untunlich heraus, und bei der gründlichen Prüfung des uns inzwiſchen zur Verfügung geſtellten Materials ergab ſich auch, daß allüberall, wenigſtens auf die Weiſe, wie die Herren Hirſch und Genoſſen es wollten, die Sache ſich als undurchführbar er⸗ wieſen hatte. So kam nach ſehr gründlicher und ſorgfältiger Arbeit der Ausſchuß endlich zu einem negativen Reſultat, nach ernſtem Streben, zu einem poſitiven Ergebnis zu gelangen. Der Herr Stadtv. Hirſch hat in dieſer Beziehung geradezu die Sache umgedreht. Meine Herren, damit könnte ich eigentlich meine Ausführungen ſchließen, vor allen Dingen nach den Erklärungen der Herren Stadtv. Dr. Crüger und