—— 117 — Dr. Stadthagen. Doch möchte ich gerade auf eine Außerung des Herrn Stadtverordneten Dr. Crüger kurz eingehen, der zum Ausdruck brachte, daß er für ſeine Perſon geneigt geweſen ſei, auch heute wieder ſeine Freunde für ein zuſtimmendes Votum zu beeinfluſſen. Ich habe ihn da offenbar ernſter genommen als der Herr Stadtv. Hirſch, der auch, genau ſo wie dem Magiſtrat gegenüber, dem Herrn Stadtv. Dr. Crüger gegenüber anzunehmen ſchien, daß es ihm nicht Ernſt um die Sache geweſen und er eigentlich von vornherein zur Ablehnung ent⸗ ſchloſſen geweſen ſei. Ich möchte Sie jedenfalls bitten, meine Herren, ſich nicht etwa nur aus der Art der Debatte, die ſich heute vor Ihnen abgeſpielt hat, zu einem ablehnenden Votum beſtimmen zu laſſen, ſondern wirklich aus ſachlicher Uberzeugung. Sie können davon überzeugt ſein, wenn ich Ihnen erkläre, daß, ſelbſt wenn Sie heute dem Antrage des Stadtv. Hirſch zuſtimmen würden, Ihnen der Magiſtrat beim beſten Willen nichts weiter ſagen könnte, als was er Ihnen vor einem Jahr geſagt hat. Wir haben doch zudem ein ſo reichliches Arbeitspenſum vor uns, daß Sie ſich füglich mit dieſer Arbeit, die wir Ihnen vor einem Jahre geliefert haben, für einige Zeit begnügen könnten, zumal, wie geſagt, ſich tatſächlich ſeit jener Zeit in der Sachlage nichts verändert hat. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die von den Stadtv. Hirſch und Gen. eingebrachte Reſolution: Der Magiſtrat wird erſucht, erneut die Frage der Beſtellung von Arbeitern als Baukontrolleuren in Erwägung zu ziehen, wird abgelehnt.) Vorſteher Roſenberg: Wir fahren fort mit Kap. II. Höhere Lehranſtalten. Berichterſtatter Stadtv. Hirſch: Der Etatsaus⸗ ſchuß hat folgende Anderungen beſchloſſen: Ausgaben. In der Beſoldungsnachweiſung treten fol⸗ gende Anderungen ein: Nr. 96 iſt für Oberlehrer N. N. zu ſetzen: Ober⸗ lehrer Dominik, R.⸗G., Dienſtalter 1. 4. 06. Sollbetrag ändert ſich nicht. Nr. 100 ſoll lauten: Oberlehrer Dr. Moſch 4400 ℳ. Nr. 139 ſoll lauten: Vorſchullehrer Bleſſin 3600 ℳ. Nr. 140 foll lauten: Turnlehrer Iſenbart 3350 ℳ. Hierdurch erhöht ſich der Anſatz Abſchnitt 1 Nr. 1—147 Beſoldungen — von 714057,50 ℳ auf 716 407,50 ℳ. Einmalige Ausgaben. Als neuer Abſchnitt 20 (Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule) iſt einzuſtellen: Beſchaffung einer Zeichentafel. 95 ℳ. Die Abſchnitte 20—24 werden Abſchnitte 21—25. Ferner hätte ich Ihnen mitzuteilen, meine Herren, daß ſich der Ausſchuß mit der 72 der Vorſchulen kurz befaßt hat und Ihnen empfiehlt, den Magiſtrat zu erſuchen, bei Gründung neuer höherer Lehranſtalten Vorſchulen nicht mehr einzurichten. Dieſe Reſolution, die ja im Sinne früherer Wünſche der Stadtverordnetenverſammlung gefaßt iſt, bitte ich Sie anzunehmen. Weiter bitte ich um Annahme einer Reſolution, wonach die Uberſchreitung der für Freiſtellen an den höheren Lehranſtalten zur Verfügung ge⸗ ſtellten 15% der Schulgeldeinnahme bis zur Höhe von 3% zuläſſig iſt, falls das Mehr durch Erſparniſſe bei den Freiſtellen anderer Anſtalten gedeckt iſt. Dieſe Reſolution iſt urſprünglich ein Antrag des Magiſtrats, eine Erläuterung zum Etat geweſen. Der Etatsausſchuß war aber der Anſicht, daß es richtiger wäre, mit Rückſicht darauf, daß Erläute⸗ rungen ſpäter im Etat nicht abgedruckt werden, das, was der Magiſtrat und auch der Ausſchuß wünſchen, in die Form einer Reſolution zu kleiden. Im übrigen kann ich Sie nur bitten, den Etat mit dieſen Abänderungen anzunehmen. Vorſteher Roſenberg: Das Wort iſt zu Kap. I1 nur zu der Reſolution 1I betr. die Vorſchulen ver⸗ langt. Indem ich die Debatte für dieſe Reſolution vorbehalte, laſſe ich über Kap. 11 einſchließlich der Reſolution 1 abſtimmen. (Kapitel 1I wird in Ausgabe und Einnahme nach dem Voranſchlage des Magiſtrats mit den vom Berichterſtatter vorgetragenen vunderungen feſt⸗ geſtellt. Der vom Etatsausſchuß vorgeſchlagenen Reſolution 1 Die uberſchreitung der für Freiſtellen an den höheren Lehranſtalten zur Verfügung geſtellten 15 % der Schulgeldeinnahme iſt bis zur Höhe von 3 /% zuläſſig, falls das Mehr durch Erſparniſſe bei den Freiſtellen anderer Anſtalten gedeckt iſt ſtimmt die Verſammlung zu.) Ich eröffne jetzt die Diskuſſion über die Re⸗ ſolution Nr. II. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, die Mehrzahl meiner Freunde können dieſer Reſolution nicht zuſtimmen, aus Gründen die ja hier mehrfach erörtert worden ſind, ſodaß ich mich kurz faſſen kann. Man kann zu der Frage, ob es richtiger iſt, alle Schüler zunächſt in die Gemeindeſchule zu ſchicken und ſpäter ev. erſt eine Trennung vorzu⸗ nehmen, prinzipiell eine Stellung haben, welche man wolle, man wird doch aus gewiſſen Gründen zu einer Ablehnung dieſer Reſolution kommen müſſen. Meine Herren, wir müſſen befürchten, wenn dieſer Reſolution Rechnung getragen würde, daß die Ent⸗ wicklung unſerer Stadt nicht in dem Maße weiter erfolgen würde, wie die Entwicklung der um uns herumliegenden anderen großen Vororte. Eine der⸗ artige Frage prinzipieller Natur darf meines Er⸗ achtens nicht von einem dieſer Vororte allein gelöſt werden. Ich mache die Herren, die eine Sympathie für dieſe Reſolution haben, die Herren der liberalen Fraktion, darauf aufmerkſam, daß ſie ſelber auch in den Beratungen des Etatsausſchuſſes ſtets darauf hingewieſen haben, daß wir ein wirtſchaftliches Ganzes mit Groß⸗Berlin bilden. Aus dieſem Grunde allein ſchon hege ich dieſer Reſolution gegenüber Bedenken. Wir können nicht erwarten, daß alle wohlhabenden Leute, die eventuell nach Charlottenburg ziehen wollen, prinzipiell damit einverſtanden ſind, unter den jetzigen Verhältniſſen ihre Kinder auf die Gemeindeſchule zu ſchicken. Es werden ſich auch manche der wohl⸗ habenden Elemente veranlaßt ſehen, ihren W nicht hierher, ſondern nach einem anderen Vorort zu legen, wo dieſer Zwang nicht beſteht. Alſo ohne