für jedes Kind der Gemeindeſchule weit geringer als für jedes Kind der höheren Schulen. Nach dem letzten Verwaltungsbericht hat uns abzüglich der Einnahmen jedes Kind der Gemeindeſchulen nur 99,25 ℳ gekoſtet, jedes Kind des Realgymnaſiums 158,11 ℳ, jeder Schüler des Gymnaſiums 201,32 ℳ, jeder Schüler der Kaiſer Friedrich⸗Schule 141,11, jeder Schüler der Oberrealſchule 165,68 ℳ und jeder Schüler der Realſchule 229,81. ℳ Würden wir alſo dieſe Koſten bewilligen, ſo würde trotzdem jeder Schüler der Gemeindeſchule uns noch immer erheblich weniger koſten als jeder Schüler der höheren Lehranſtalten. Damit fällt auch der Grund vollkommen weg, der ſo oft von Gegnern unſeres Antrages namentlich von ſeiten des Magiſtrats an⸗ geführt worden iſt: ach was, welche Eltern werden ſich denn etwas ſchenken laſſen! Ich konſtatiere, daß heute bereits überall die Eltern, wenn auch nicht in barem Gelde, Geſchenke ſeitens des Magiſtrats annehmen, weil ja ſtets die Koſten, die wir für die Schüler aufzuwenden haben, erheblich höher ſind als der Beitrag. den die Eltern dazu leiſten. Meine Herren, ein anderer Einwand, der ſeirens des Magiſtrats oft erhoben worden iſt, iſt der, daß die Kinder durch die Gewährung freier Lernmittel nicht zur Ordnung angehalten werden. daß ſie die Hefte ſchlecht halten und nicht den rechten Begriff für das Eigentum bekommen. Ich möchte demgegenüber daran erinnern, daß das Berner Schulblatt bereits im Jahre 1889 dieſen Einwand entkräftet hat. Es ſchreibt nämlich — in der Schweiz werden in einigen Kantonen die Lern⸗ mittel unentgeltlich geliefert —: Alle Bedenken gegen die Vergeudung der un⸗ entgeltlichen Schulmaterialien . . . haben ſich in Nichts aufgelöſt. Es iſt konſtatiert, daß juſt durch dieſe Einrichtung die Vermeidung der Aus⸗ gaben für Unnötiges, und ſorgfältiges Umgehen mit dem Gelieferten, Ordnung und Sorgſamkeit überhaupt in hohem Grade gefördert wird Meine Herren, die ſpäteren Jahre haben dieſe Er⸗ fahrungen in der Schweiz vollkommen beſtätigt. Nun, was in der Schweiz zutrifft, wird auch für uns in Deutſchland zutreffen. Der wahre Grund, aus dem der Magiſtrat ſich bisher fortwährend dieſem Antrage wiederſetzt hat, iſt der, daß er darin ein Entgegenkommen gegen die Forderungen des Sozialismus ſieht. Das hat der Magiſtrat mehr als einmal zugegeben. Er hat ſogar verſucht, das rote Geſpenſt an die Wand zu malen und es ſo darzuſtellen, als ob bei Annahme dieſes Antrages ſchon in allernächſter Zeit der Zukunfts⸗ ſtaat über Charlottenburg hereinbrechen wird. Meine Herren, im Etatsausſchuß haben bereits die Herren, die auf der äußerſten Rechten des Hauſes ſitzen, dieſen Einwand des Magiſtrats nicht gelten laſſen; ſie haben prinzipielle Einwendungen gegen unſern Antrag bezw. gegen den Antrag der liberalen Partei nicht erhoben, ſondern lediglich Gründe finanzieller Natur vorge⸗ bracht. Sie haben erklärt, daß der diesjährige Etat eine ſolche Belaſtung, die horrende Belaſtung von 7500 ℳ für freie Lernmittel für Gemeindeſchüler nicht mehr ertragen könne. Es wäre ja auch ganz unſinnig, wenn die Herren Liberalen, die die Väter dieſes Antrages ſind, plötzlich ſozialdemokratiſche An⸗ träge ſtellen, wenn ſie plötzlich dem Magiſtrat, mit dem ſie innig verbunden ſind, ſozialdemokratiſche Kuckuckseier zum Ausbrüten geben würden. (Heiterkeit.) Daran iſt ſelbſtverſtändlich doch nicht zu denken. Nun, meine Herren, iſt es ſehr imerefſamt. einen 121⸗ — kurzen Rückblick zu werfen auf die Verhandlungen der Kommiſſion, weil dieſe Verhandlungen ſo recht zeigen, wie wenig man an gewiſſer Stelle auf ſeine Prinzipien gibt, wie man an gewiſſer Stelle ſeine eigenen Grundſätze mit Füßen tritt. Von liberaler Seite wurde der Antrag geſtellt, 7500 ℳ für freie Lernmittel für die Schüler der unterſten Klaſſe in den Etat einzuſtellen Vor⸗ ſichtigerweiſe haben ſich die Herren eine Hinter⸗ tür offen gelaſſen und eine zweite Leſung beantragt, und ich ſagte gleich zu meinen Freunden, ich gehe jede Wette ein, daß bei der zweiten Leſung ſo viele von ihnen umfallen werden, daß der Antrag zu Falle kommt. Das iſt auch geſchehen. Jedenfalls hat der Magiſtrat, der ja ſeine Pappenheimer kennt, (Heiterkeit) den Herren den Umfall ſehr leicht gemacht. Der Magiſtrat iſt ein Gegner der freien Lernmittel, und von ſeinem Standpunkt aus iſt es leicht verſtändlich. wenn er ſich mit Händen und Füßen gegen dieſen Antrag ſträubt. Unverſtändlich aber iſt es, daß die Herren Liberalen durch die Mitteilung von dem ge⸗ faßten Magiſtratsbeſchluſſe ſich dazu bewegen ließen, ihren Antrag zurückzuziehen und nachher, als wir ihn wieder aufnahmen, mit einer einzigen Ausnahme dagegen zu ſtimmen. Das iſt um ſo unverſtändlicher, als ja die Herren Liberalen ganz genau wiſſen, daß die Hebung der Volksſchule in dieſem Jahre voraus⸗ ſichtlich noch nicht zu erwarten iſt. Es iſt uns ja im Etatsausſchuß geſagt worden, daß der Plan erſt der Genehmigung der Behörde bedarf, und wielange es dauert, bis die Behörde eine Genehmigung gibt, das läßt ſich gar nicht ausmalen. (Zuruf vom Magiſtratstiſch: Sie iſt ſchon erfolgt!) — Sie iſt ſchon erfolgt? (Heiterkeit.) das ändert an meiner Beurteilung (Erneute Heiterkeit.) Ich wundere mich dann nur, daß ſich der Magiſtrat Meine Herren, abſolut nichts. die Genehmigung zu einem Plane erteilen läßt, der noch gar nicht Gemeindebeſchluß iſt. (Lebhaftes „Sehr richtig!“) Der Magiſtrat weiß noch gar nicht, ob nicht, wenn er mit ſeiner Vorlage kommt, die Herren Liberalen auch hier wieder umfallen werden. Meine Herren, der Grund, weshalb das Ver⸗ fahren der Liberalen abſolut unverſtändlich iſt, iſt der, daß die Herren ſich auf 8 Jahre binden, mit dieſem Antrage nicht wiederzukommen. (Widerſpruch bei den Liberalen.) — Meine Herren, Sie tun das, wenn ſie heute der Reſolution zuſtimmen. Sie mögen ſich heute ſelbſt darüber hinwegtäuſchen, Sie mögen heute ſelbſt glauben, daß Sie mit dieſem Antrage im nächſten Jahre wiederkommen; Sie tun es nicht. (Stadtv. Kaufmann: Sehr richtig, wir tun es auch nicht!) Wenn wir im nächſten Jahre mit dem Antrage wiederkommen, wird gerade von liberaler Seite ge⸗ ſagt werden: die Sache iſt für § Jahre erledigt, wie kommen die Sozialdemokraten dazu. den Antrag wieder einzubringen? Sie ſind dann dieſes Kompromiß eingegangen, wenn Sie heute zuſtimmen, und müſſen als ehrliche Kampfgenoſſen das Kompromiß halten. Sie können gar nicht anders. Alſo die Ablehnung unſerer Reſolution bedeutet die Zurückſtellung eines Prinzips auf volle 8 Jahre hinaus. Wir werden uns nicht abhalten laſſen — ich habe das ſchon vor⸗ hin geſagt —, mit unſerm Antrage immer un