nicht ausgeſchloſſen, daß wir zu ganz anderen Ver⸗ hältniſſen gelangen. Es kommt noch ein weiterer Geſichtspunkt in Frage. Eine ſachliche Verquickung der beiden Fragen iſt um deswillen nicht geboten und auch nicht zuläſſig, weil für die Frage der Hebung der Volksſchulen doch nur die Frage der Notwendigkeit maßgebend iſt. Sind wir überzeugt, daß die Hebung der Volksſchulen erforderlich und notwendig iſt, ſo müffen wir uns entſchließen, dieſe Hebung in die Hand zu nehmen; ſind wir aber nicht der Meinung, ſo müſſen wir es eben laſſen. Aber die Hebung der Volksſchulen abhängig zu machen von der Frage der Gewährung oder Nichtgewährung der freien Lernmittel, iſt nicht angängig. Die beiden Fragen haben ſachlich nichts miteinander zu tun. (Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) Aus dieſen Gründen, glaube ich, iſt es einerſeits nicht gerechtfertigt, daß Herr Kollege Hirſch unſerer Fraktion, der liberalen Fraktion, den Vorwurf macht, daß ſie nicht prinzipientreu geweſen iſt. Andererſeits aber auch iſt es nicht gerechtfertigt, daß man ſich feſtlegt auf denjenigen Standpunkt, der in der ur⸗ ſprünglichen Reſolution hier zum Ausdruck gebracht iſt, daß man ſagt: in den nächſten acht Jahren wird unter der Vorausſetzung, daß die Hebung der Volks⸗ ſchulen ſtattfindet, von der Regelung der Lernmittel⸗ frage abgeſehen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, Herr Kollege Hirſch hat vorhin erwähnt, daß die äußerſte Rechte nur finanzielle Gründe vorgebracht hätte. Ich weiß nicht, ob er unter der äußerſten Rechten uns hier verſteht. Da wir aber auf der äußerſten Linken ſitzen, ſo nehme ich an, daß ich ihn recht verſtehe, wenn er uns damit meint. (Heiterkeit.) Ich möchte ihm daher erwidern, daß ich vielleicht 500 noch nicht oft genug im Etatsausſchuß geſprochen abe; (Heiterkeit. Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) ſonſt würde er ſich vielleicht erinnern, daß von mir ſehr eingehend aus prinzipiellen Gründen der Antrag — ſowohl der von den Sozialdemokraten geſtellte Antrag wie auch der Antrag Otto auf Ein⸗ ſtellung von 7500 ℳ — bekämpft worden iſt, und ich glaube, daß meine Fraktionsfreunde — wenigſtens in ihrer großen Mehrheit — der gleichen Anſicht ſind, daß wir aus grundſätzlichen Bedenken einem ſolchen Antrage nicht beiſtimmen können. Auf die einzelnen grundſätzlichen Bedenken, die wir dagegen haben, hier einzugehen, erübrigt ſich ja, da davon genügend oft in der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung geſprochen iſt; aber, meine Herren, ich betone, daß wir grundſätzliche Bedenken im allgemeinen haben, freie Lernmittel zu gewähren, und wir würden mit Rückſicht auf dieſe Stellung der Reſolution, wie ſie uns zuerſt vorlag, am liebſten unſere Zuſtimmung geben, daß nämlich die Sache auf acht Jahre ver⸗ tagt wird. Herr Stadtv. Dzialoszynski hat nun in die Debatte ein Moment hineingeworfen, daß wir uns nicht binden ſollen. Auch dieſer Geſichtspunkt iſt im Etatsausſchuß verhandelt worden, und man kam zu der Anſicht, daß das kein Bedenken hat. Alſo, meine Herren, darin ſehen auch wir kein Bedenken. Wir würden aber, wenn dieſe Reſolution abgelehnt wird, der anderen Reſolution mit einer Beſchränkung auf vier Jahre unſere Zuſtimmung geben. 126 Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, geſtatten Sie mir nur wenige Worte! Zuruf: Aber Wort (Heiterkeit und Bravo! halten!) Ich werde dem Umſtande Rechnung tragen, daß wir uns in der Etatsberatung befinden, und daß wir ſpäteſtens um ⅝ 12 Uhr heute ſchließen wollen. Ich will auf die prinzipielle Seite der Gewährung freier Lernmittel gar nicht eingehen, obwohl gerade der Herr Vorredner dazu provozieren könnte, auf dieſe Seite der Frage auch noch einzugehen. Ich will nur noch einmal hervorheben: ſeitens des Ma⸗ giſtrats wird betont, die Gewährung freier Lern⸗ mittel würde unſeren Etat ganz außerordentlich be⸗ laſten, auch der diesjährige Etat würde mit 100 000 ℳ mehr belaſtet werden und kömne eine ſolche Belaſtung nicht ertragen. Diejenigen Herren, die aus ſolchen finanziellen Gründen auf die Einſetzung einer ſolchen Poſition verzichten, werden es durchaus verſtehen und begreiflich ſinden, wenn meine Freunde, die in der Lage ſind — ich möchte ſagen: aus dem Hand⸗ gelenk — in dieſem Etat Mittel von über 1 Million noch nachzuweiſen, die ohne weiteres verfügbar werden können — ſchon im Etatsausſchuß haben meine Freunde einen Antrag auf Erhöhung der Einnahmen um 700 000 ℳ geſtellt — dieſe Herren werden es alſo begreiflich finden, daß ſolche finanziellen Bedenken uns nicht ſtören können, da wir für Nachweiſung der Mittel ſehr leicht ſorgen können. Infolgedeſſen können wir auch nicht darauf verzichten, auf dem Antrage zu beſtehen, ſchon in dieſen Etat ſtatt der 22 000 ℳ für die Gewährung freier Lernmittel 120 000 ℳ, alſo 100 000 ℳ mehr, einzuſtellen. Wenn dieſer Antrag nun aber, wie es ja den Anſchein hat, abgelehnt wird, weil die Herren den Weg der Einſtellung von Mitteln, den wir ihnen weiſen, nicht gehen wollen, — wenn dieſer Antrag alſo abgelehnt wird, dann handelt es ſich um unſern Eventualantrag, über den wir ja namentliche Ab⸗ ſtimmung beantragt haben, wenigſtens 7500 ℳ ein⸗ zuſtellen, um die Gewährung der freien Lernmittel für die unterſte Klaſſe durchzuführen. Meine Herren, daß der diesjährige Etat dieſe 7500 ℳ nicht tragen kann, das behauptet, ich glaube, auch von Ihnen niemand. Wohl aber ſagen Sie mit dem Magiſtrat: dieſe einmalige Einſtellung der 7500 ℳ bindet uns, in den nächſten Jahren weitere Mittel einzuſtellen, (ſehr richtig! bei den Liberalen) um zu einer allmählichen Durchführung der voll⸗ ſtändigen Gewährung der freien Lernmittel zu kommen, und wir haben dadurch eine Belaſtung der zukünftigen Etats, die wir nicht verantworten wollen — und deswegen wollen Sie auch in dieſem Jahre ſchon von der Einſtellung dieſer 7500 ℳ abſehen. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Nun, meine Herren, muß man darauf doch unbedingt erwidern, daß Sie in dem diesjährigen Etat immer nur für dieſes Jahr gebunden ſind. Sie können heute noch gar nicht wiſſen, inwieweit eine Ausdehnung der freien Lernmittel die künftigen Etats belaſten würde; Sie können noch gar nicht wiſſen, will ich lieber ſagen, wie der Etat übers Jahr und über zwei und drei Jahre ausſehen wird, und ob der Etat übers Jahr und über zwei und drei Jahre nicht vielleicht doch etwas mehr als 7500 ℳ für dieſen Zweck tragen kann. Sie ſind nicht gebunden durch die Einſtellung der 7500 ℳ an ein beſchleunigtes Tempo in den nächſten Jahren. Kann nach Ihrer Auffaſſung in den nächſten Jahren der Etat nicht