—— 128 — außer acht laſſen, wenn er ihn aufgeben würde, ſo könne er bei der finanziellen Lage des Etats doch nur eines von beiden gewähren. Darauf haben wir uns die Frage vorgelegt: was iſt wichtiger, die freien Lernmittel zu gewähren oder die Hebung der Volksſchule anzuſtreben, die unſer Ideal durchführen ſoll, die Stundenzahl herabzuſetzen, die Frequenz der Klaſſen weſentlich herabzuſetzen, alle die Vorteile herbeizu⸗ führen, die die Wiederholungsklaſſen mit der Belegung mit nur 30 Schülern bieten, den idealen Zuſtand zu ſchaffen, daß minderbefähigte Schüler in den Wiederholungsklaſſen durch Nachhilfeunterricht ge⸗ fördert werden? Da mußten wir uns ſagen: das Wichtigere iſt allerdings die Hebung der Volksſchule, der gegenüber man die Gewährung der freien Lern⸗ mittel zurückſtellen muß. Sradw Dr. Borchardt: Sehr richtig!) Das „Sehr richtig!“ des Herrn Kollegen Borchardt freut mich; er hat denſelben Standpunkt auch ſchon im Etatsausſchuß vertreten. Aus dieſen Erwägungen kann ich aber nur zu dem Schluß kommen: wir lehnen die Reſolution des Etatsausſchuſſes ab, wir lehnen ferner die Reſolution des Herrn Kollegen Spiegel ab, und es wäre der glücklichſte Ausweg, wenn wir uns auf dieſen Kom⸗ promißantrag verſtändigten, wie ich ihn hiermit ab⸗ ſichtlich bezeichne, der dem Magiſtrat, der auf einem anderen Standpunkt ſteht, der ſeinen Standpunkt feſtzuhalten gewillt iſt, den Weg ebnet, mit uns zu⸗ ſammen das Gleiche zu fördern, was wir fördern wollen. Und das können wir, meine Herren. Wir können, indem wir unſeren prinzipiellen Standpunkt nicht preisgeben, heute doch in ruhiger Erwägung, uns nicht leiten laſſend von Einflüſſen, die außer⸗ halb dieſer Verſammlung liegen, von Rückſichtnahme auf Wahlkreiſe und dergl., unſer Urteil dahin zu⸗ ſammenfaſſen: es läßt ſich heute mit ziemlicher Ge⸗ wißheit überſehen, daß die nächſten vier Jahre uns nicht ſo reichliche Mittel gewähren werden, um beide großen Reformen gleichzeitig durchführen zu können. Daher haben wir zu fragen: welche Reform iſt für uns die wichtigere? Ich glaube kaum, einen Widerſpruch in dieſer Verſammlung zu finden, wenn ich ſage, daß die wichtigere der beiden Reformen die Hebung der Volksſchule iſt. Da nur eines von beidem zu erſtreben iſt, bitte ich Sie, meine Herren, ſtimmen Sie für meinen Vermittlungsantrag! Wir wollen offen und ehrlich ein Kompromiß mit dem Magiſtrat ſchließen: wir wollen in den nächſten 4 Jahren dieſe Frage der Gewährung freier Lernmittel zurückſtellen. Nach den 4 Jahren werden wir uns dann unter den dann gegebenen finanziellen Verhältniſſen des neuen zu unterhalten haben; aber einſtweilen iſt dies der Weg, praktiſch etwas Gutes zu erreichen und nicht zu riskieren, daß man, weil man auf dem Wunſche ver⸗ harrt, alles zu erreichen, auf beides verzichten muß. Ich bitte Sie, meine Herren, ſtimmen Sie für meinen Vermittlungsantrag! Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, ich möchte zunächſt ein Mißverſtändnis aufklären. Herr Stadtv. Dzialoszynsli hat ſeine Rede mit der Bemerkung begonnen, er habe mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß ich geſagt hätte, daß es nicht prinzipielle Gründe ſeien, die den Magiſtrat veranlaßt hätten, gegen die Gewährung der freien Lernmittel Stellung zu nehmen Das iſt ein Miß⸗ verſtändnis; ich habe das nicht geſagt. Ich habe ſowohl im Etatsausſchuß wie hier in der Stadtver⸗ dabei ganz ordnetenverſammlung ausdrücklich erklärt, daß der Magiſtrat, ohne grundſätzlich Stellung zu nehmen zu der Frage der freien Lernmittel, ſchon aus finanziellen Erwägungen darauf dringen müſſe, daß innerhalb § Jahre die Frage nicht angeſchnitten werde, daß alſo die beiden Reformen zu gleicher Zeit nicht durchgeführt werden können. Davon bitte ich ausdrücklich freundlichſt Kenntnis nehmen zu wollen. Meine Herren, die Reſolution des Herrn Stadtv. Kaufmann iſt mir im gewiſſen Sinne erfreulich. Ich erblicke in ihr ein Entgegenkommen gegen den Ge⸗ danken der Reform unſerer Volksſchulen, der Hebung unſerer Volksſchulen. Sie erſchließt die Möglichkeit, daß auf ihrer Grundlage der Magiſtrat nun ſeine Abſicht, die Reformen durchzuführen, doch nicht auf⸗ gibt. Denn es iſt nicht zu verkennen, daß nach vier Jahren ſich die finanzielle Situation geändert haben kann, ſodaß keine Bedenken mehr vorhanden ſein werden, auch der Frage grundſätzlich näherzutreten, ob auch die zweite Angelegenheit durchgeführt werden ſoll. Wir beiden Bürgermeiſter ſind uns einig dar⸗ über geworden, daß wir für den Fall der Annahme der Reſolution Kaufmann im Maaiſtrat es befür⸗ worten wollen, daß er von der achtjährigen Karenz⸗ zeit abſieht, daß er vielmehr ſeinen Gedanken der Reform der Gemeindeſchulen durch ihre Hebung nicht aufgibt auch auf der Grundlage der Reſolution Kauf⸗ mann. Was der Magiſtrat dann tun wird, kann ich heute natürlich nicht ſagen. Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, ich möchte hierzu etatstechniſch bemerken, daß von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung ja noch nicht beſchloſſen iſt, aber wahrſcheinlich doch beſchloſſen wird, in den Etat einzuſetzen: Zur Durchführung von Maßregeln zur Hebung der Gemeindeſchulen auf beſonderen Gemeinde⸗ beſchluß 1. Rate 5000 ℳ, daß ich, falls die Verſammlung beſchließen ſollte, dieſe Poſition aufzunehmen trotz der Erklärung des Magiſtrats, daß der Magiſtrat dieſem Antrage nicht deitreten könne, gar kein Bedenken habe, den Etat namens der Verſammlung feſtzuſetzen, weil ja in der Poſition ausdrücklich ſteht: „auf beſonderen Gemeinde⸗ beſchluß“, ſodaß nach dieſer Richtung hin ja irgend welche Bindung nicht vorliegt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich halte das für richtig. Ich möchie nur noch auf die weitere Konſe⸗ quenz aufmerkſam machen: ſollte der Gemeindebeſchluß nicht zuſtande kommen, dann würden die 5000 ℳ nicht ausgegeben werden. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr. Spiegel: Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat vorhin ſein Erſtaunen ausgeſprochen, daß ich heute Anderungsvorſchläge für die Reſolution ein⸗ gebracht habe. Ich wundere mich eigentlich über dieſes Erſtaunen. Denn wenn der Herr Oberbürger⸗ meiſier betonte, daß von ihm aus ſchon im Etats⸗ ausſchuß geſagt worden ſei, der Magiſtrat ſtelle das als Bedingung, ſo wird ſich der Herr Oberbürger⸗ meiſter vielleicht auch erinnern, daß ich eine ſolche Bindung ſehr energiſch abgelehnt habe. Es hat ſich nun bei der weiteren Beſprechung herausgeſtellt, daß ein Teil meiner Freunde im Etats⸗ aueſchuß der Meinung war, die Reſolution, ſo wie ſie damals eingebracht war, wäre keine Bindung, ſondern wäre ſo auszulegen, wie ich es geſagt habe,