— 129 — nämlich als Kenntnisnahme von dem Beſchluß des Magiſtrats. Das führte nun dann dazu, um jedem Mißverſtändnis vorzubeugen auch im Sinne einiger Herren, die damals für die Reſolution geſtimmt haben, die Reſolution ſo umzuformen, daß Mißver⸗ ſtändniſſe unmöglich wären. Wäre ſie damals gleich ſo gefaßt worden, wie der Herr Oberbürgermeiſter ſie aus gelegt hat — eine Auslegung, die ich eben zu beſeitigen wünſchte —, dann wäre ſie wahrſcheinlich ſchon im Etatsausſchuß gefallen, und wir hätten heute gar nicht dieſe ſehr unangenehmen Debatten und Kompromißvorſchläge gehabt. Ich ſtehe nach wie vor auf dem Boden, daß ich es nicht billigen kann, wenn für eine Maßregel, die dem Magiſtrat ebenſo angebrackt wie uns notwendig er⸗ ſcheint, irgend welche außerhalb der Sache ſtehenden Bedingungen geſtellt werden, (ſehr richtigl) wenn der Magiſtrat von uns verlangt, wir ſollen auf eine Initiative in einer anderen Angelegenheit ver⸗ zichten, während er ſeiner eigenen Meinung in dieſer Beziehung folgen will. Meine Herren, ich würde es doch einmal darauf ankommen laſſen, ob der Ma⸗ giſtrat wirklich das Odium auf ſich nehmen würde. die von ihm als richtig bezeichnete Maßregel fallen zu laſſen, weil wir ihm nicht den Willen tun. Denn etwas anderes iſt es doch nicht, wenn wir heute eine ſolche Bindung ablehnen. Praktiſch liegt die Sache ſo, daß, ſolange die Finanzverhältniſſe uns die gleichzeitige Ausführung beider Maßregeln nicht geſtatten, wir die Hebung der Volksſchulen niemals erſchweren, ſondern ihr immer den Vorzug geben werden vor der Gewährung freier Lernmittel, daß, wenn die Gewährung freier Lern⸗ mittel nach Lage der Finanzen nicht gleichzeitig mit der Hebung der Volksſchulen erfolgen kann, wir darauf von Jahr zu Jahr verzichten müſſen, wenn auch ſchweren Herzens. Aber dieſe Entwickelung der Finanzen kann man abwarten, und während der Magiſtrat ſich noch gar nicht bindet, wann er uns die Vorlage machen wird, ſollen wir uns binden, ſo lange hinaus keine Initiative zu ergreifen. Es kann ganz gut vor⸗ kommen, daß, wenn heute der Antrag Kaufmann angenommen wird, und wir ſagen: vier Jahre rühren wir nicht daran, der Magiſtrat die Vorlage doch nicht bringt; denn die Vorlage des Magiſtrats kann auf Schwierigkeit bei der Regierung ſtoßen, wie auch ſchon im Etatsausſchuß ausgeführt wurde. Meine Herren, wir haben gar keine Veranlaſſung, uns zu binden, ehe wir nicht zum mindeſten pofitive Schritte des Magiſtrats vor uns haben. Deshalb möchte ich für heute auch eine Bindung nach dem Antrage Kaufmann ablehnen und nur bitten, eine Reſolution in der Form, wie ich ſie beantragt habe, auszuſprechen. Kommt dann eine Vorlage, ſteht der Gemeindebe⸗ ſchluß in unmittelbarer Nähe, dann kann man ſich ja die Frage noch einmal überlegen, ob es wirklich angebracht iſt. uns auf eine Reihe von Jahren zu binden. Für notwendig halte ich es ja wie geſagt auch im Sinne des Magiſtrats nicht, denn auf den guten Sinn der Stadtverordneten kann er ſich auch verlaſſen, daß er nicht unnötig den Etat vermehren und keine Ausgabe ihm aufladen wird, die er nicht tragen kann. Stadtv. Dr. Crüger: Vielleicht iſt die ganze An⸗ gelegenheit etwas verfrüht, und man hätie die Magiſtratsvorlage abwarten können, ob irgend welche Bedingungen uns geſtellt werden, um dann zu der Frage Stellung zu nehmen. Ich habe allerdings auch das Empfinden, als wenn erſt heute durch die Erklärung des Herrn Oberbürgermeiſters eine gewiſſe Klärung herbeigeführt iſt, als wenn man im Etats⸗ ansſchuß im beſonderen, als die Reſolution vorge⸗ bracht wurde, ſich über die Konſequenzen nach allen Richtungen hin doch noch nicht vollſtändig klar war, das heißt, daß man noch nicht recht wußte, wie der zweite Abſatz der Reſolution ausgelegt werden ſollte, ob man im zweiten Abſatz nur zu ſagen wünſchte: wir ſehen der Vorlage des Magiſtrats entgegen, oder ob in dem zweiten Abſatz bereits zum Ausdruck ge⸗ bracht werden ſollte: die Stadtverordnetenverſammlung verzichtet ihrerſelts auf acht Jahre hinaus auf die Einbringung eines Antrages betr. unentgeltliche Lern⸗ mittel, wenn der Magiſtrat die Vorlage auf Hebung der Volksſchulen der Stadwerordnetenverſammlung präſentiert. Nachdem der Herr Oberbürgermeiſter aber heute in aller Beſtimmtheit ſich ausgeſprochen hat, muß ich annehmen, daß die 5000 ℳ, die wir in den Etat einſtellen wollen als 1. Rate für die Hebung der Volksſchulen, gefährdet ſind, wenn wir hier nicht ganz präziſe auch zu der zweiten Frage Stellung nehmen, ob die Stadtverordnetenverſammlung auf eine Reihe von Jahren verzichtet, ihrerſeits An⸗ träge auf Einführung der unentgeltlichen Lernmittel zu ſtellen. Ich mache gar kein Hehl daraus, meine Herren, daß mir auch etaterechtlich die Sache in höchſtem Grade unbeh glich iſt, denn ich weiß nicht recht, was ich mit einem ſolchen Beſchluß der Stadtverordneten⸗ verſammlung anfangen ſoll, und ich meine, daß wir uns alle darüber klar ſein werden, daß wir unſere Nachfolger im nächſten und übernächſten Jahre in keiner Weiſe binden können; (ſehr richtig!) die können beſchließen, was ſie wollen, ſie können mit neuen Anträgen kommen, und im übrigen iſt es Sache des Magiſtrats, zu den neuen Anträgen Stellung zu nehmen, ſie anzunehmen oder abzulehnen. Ich halte es deshalb für vollkommen überflüſſig, daß der Magiſtrat mit derartigen Wünſchen kommt. Denn der Magiſtrat hat es ja ſtets in der Hand, hernach den Anträgen, die wir ſtellen, zuzuſtimmen oder ſie abzulehnen. Nun, wie geſagt, kommen die 5000 ℳ hier in Frage, die eingeſtellt werden ſollen als 1. Rate, und andererſeits haben wir es mit der Erklärung des Herrn Oberbürgermeiſters zu tun, die ich als eine Erklärung des Magiſtrats auffaſſen muß, mit der Erklärung, die dahin geht: wenn wir hier nicht — da muß ich wiederum hinzuſetzen: für unſere Perſon — auf die Wiedereinbringung des Antrages auf Ge⸗ währung freier Lernmittel in den nächſten vier Jahren verzichten, dann würde der Magiſtrat die Angelegenheit der Hebun) der Volksſchulen als er⸗ ledigt betrachten. Herr Kollege Hirſch hat in gewohnter liebens⸗ würdiger Weiſe der liberalen Fraktion vorgehalten: da iſt ſie wieder einmal nicht geſinnungsfeſt, und er hat in ſeiner Art verſucht, uns das Rückgrat zu ſtärken. Ja, meine Herren, ich muß für mich unter allen Umſtänden erklären, daß ich nach wie vor als einen erſtrebenswerten Zuſtand, und nicht bloß als einen erſtrebenswerten Zuſtand, ſondern als die logiſche Konſequenz des obligatoriſchen Schulunterrichts an⸗ ſehe die Zurverfügungſtellung der freien Lernmittel. (Sehr richtig!) Alles das, was 7. vorgeführt iſt, ſtimmt durch⸗ aus nicht. Herr Kollege Hirſch hat heute ja bereits