—— 131 — dann nach vier Jahren weiter wird, das werden wir ja abwarten. Ein Irrtum iſt es, wenn Herr Kollege Kaufmann meint, daß die Liberalen im Jahre 1901 nicht die Mehrheit hatten. Meine Herren, wenn Sie das Stärkeverhältnis der Fraktionen der Stadtverordnetenverſammlung von damals be⸗ trachten, ſo werden Sie zugeben, daß damals die liberale Fraktion mit der ſozialdemokratiſchen zu⸗ ſammen die überwiegende Mehrheit in der Ver⸗ ſammlung hatte. (Stadtv. Kaufmann: Für den Antrag hatten wir die Mehrheit nicht!) Für den Antrag hatten Sie die Mehrheit nicht, und zwar aus dem Grunde, weil einige Herren von der liberalen Fraktion (Stadtv. Kaufmann: Die waren nicht dafür!) — ich könnte ſie mit Namen nennen —, die nicht dafür waren, hinausgegangen waren. Ja, meine Herren, dann hatte ich aber recht, daß die Liberalen tatſächlich mit uns die Mehrheit in der Verſammlung hatten, daß aber in ihren eigenen Reihen die An⸗ ſichten darüber nicht geklärt waren, daß in ihren eigenen Reihen noch Gegner dieſes Prinzips waren. Wenn Sie das zugeben, (Stadtv. Kaufmann: Gewiß!) dann iſt es ja nicht nötig, daß wir uns weiter darüber unterhalten; dann ſind wir vollkommen einig. Meine Herren, Herr Kollege Kaufmann hat den Standpunkt meines Freundes Borchardt im Etats⸗ ausſchuſſe nicht richtig wiedergegeben. Herr Kollege Borchardt hat nicht etwa nur geſagt: wenn er die Wahl hat zwiſchen der einen oder der andern Sache, dann wird er der Hebung der Volksſchulen den Vorzug geben, — ſondern er hat hinzugefügt: es ſind aber Mittel vorhanden, beides durchzuführen. Das hat Herr Kollege Kaufmann vergeſſen. Wenn ſchließlich Herr Kollege Kaufmann hier ſpricht — allerdings nicht unter genauer Bezeichnung der Partei, aber doch ſo, daß man vermuten könnte, daß er meine Freunde damit gemeint hat — von Rückſichtnahme auf Wahlen, von Einflüſſen von außerhalb, die wir befriedigen müſſen, ſo weiſe ich meinerſeits — und gleichzeitig im Namen aller meiner Freunde — eine derartige Unterſtellung zurück. Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Ich muß aber feſtſtellen, daß Herr Stadtv. Kaufmann nicht zum Ausdruck gebracht hat, daß er irgend jemand innerhalb dieſes Saales meine. Deshalb habe ich keine Veranlaſſung gehabt, bei ſeiner Bemerkung, die ich wohl beachtet habe, einzuſchreiten. Staptv. Hirſch: Im übrigen kann ich nur er⸗ klären, daß wir weder für ein Kompromiß auf vier noch auf acht Jahre zu haben ſind. Wir werden ſowohl gegen die Reſolution des Etatsausſchuſſes als auch gegen die Reſolution des Herrn Kollegen Kaufmann ſtimmen, und behalten uns vor, im nächſten Jahre, wenn der Zeitpunkt uns gekommen zu ſein ſcheint, unſere Anträge von neuem einzubringen, 1 5 nicht heute ſchon unſer Antrag angenommen wird. Borſteher Roſenberg: Ich ſchließe nun die Debatte über ſämtliche Reſolutionen und Anträge, die zu dieſem Kapitel in Frage kommen, (Widerſpruch bei den Sozialdemokraten) — bitte, laſſen Sie mich ausſprechen! — mit Aus⸗ nahme eines Antrages: nämlich zu Poſition 1 Abſchnitt 14 der einmaligen Ausgaben. Dazu iſt ſeitens des Herrn Stadtv. Hirſch und ſeiner Herren Freunde beantragt worden, die Summe von 456 000 ℳ auf 556 000 ℳ zu erhöhen. Ich eröffne die Debatte über dieſen Antrag. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich will dieſen Antrag mit ſehr wenigen Worten begründen. (Heiterkeit. — Na, nal) Es iſt nicht das erſte Mal, daß ich dafür eintrete, mit dem Bau von Volksſchulen in einem etwas be⸗ ſchleunigteren Tempo vorzugehen, und ich hoffe auch, daß die Mehrheit der Verſammlung auf dem Stand⸗ punkt ſteht, daß, wenn es möglich wäre, finanziell möglich wäre, dann ein beſchleunigterer Bau von Volksſchulen durchaus angebracht wäre, umſomehr, als wir ja durch Einſetzung von 5000 ℳ in den Etat den ernſtlichen Willen bekunden wollen, zu be⸗ ginnen mit der Durchführung der Maßregeln zur Hebung der Volksſchulen, Maßregeln, die, wenn ſie auch im erſten Jahre nur wenig Mittel verlangen, mit der Zeit ſich ſtark onnachen und auch ihrer⸗ ſeits einen beſchleunigteren Bau von Volksſchulen notwendig machen werden. Deswegen, meine Herren, glaube ich, auf das Einverſtändnis der großen Mehrheit der Verſammlung rechnen zu können, daß ein beſchleunigterer Bau von Volksſchulen wünſchens⸗ wert iſt. Trennen werden wir uns wohl nur in der Frage der Mittel hierfür. Ich habe vorhin ſchon ausgeführt, daß wir in der Lage ſind, ausreichende Mittel in Höhe von mehreren hunderttauſend Mark nachzuweiſen. Deshalb ſcheuen wir uns auch nicht, hier 100 000 ℳ mehr einzuſtellen, um eben mit dem beſchleunigteren Bau beginnen zu können. Vorſteher Roſenberg: Ich ſchließe die Debatte auch über dieſen Antrag. Jetzt liegt noch eine Reſolution des Herrn Stadtv. Kaufmann vor, die folgendermaßen lautet: . Die Verſammlung erſucht den Magiſtrat, die Errichtung einer vierten höheren Mädchen⸗ ſchule in der Gegend des Savignyplatzes in Erwägung zu ziehen Ich eröffne die Debatte über dieſe Reſolution. Stadtv. Kaufmann: Wenige Worte nur! Wer irgend Gelegenheit hat, Fühlung mit der Bürger⸗ ſchaft zu bekommen, der wird mir zugeben, daß auf keinem Gebiete mehr Klagen an ihn gelangt ſind 102 gerade auf dem Gebiete der höheren Töchter⸗ ſchulen. Sehr richtig!) Es iſt das dringende Bedürfnis der Bürger unſerer Stadt, der Bürger, die in unſere Stadt hinausge⸗ zogen ſind in der Hoffnung, ihre Kinder in höhere Lehranſtalten ſchicken zu können, daß ſtädtiſche höhere Töchterſchulen in genügender Zahl errichtet werden. Die höheren Lehranſtalten haben eine be⸗ ſchränkte Zahl von Plätzen, und es wiederholt ſich alle Jahre dasſelbe Schanſpiel, daß viele zurückge⸗ wieſen werden, und das muß eine immer gucſer werdende Erbitterung in die Kreiſe der Bürger tragen. Ich gebe zu, daß es bisher 44 war, dem Wachſen des Bedürfniſſes auf dem Fuße zu folgen, und meine Reſolution bezweckt auch nur, die Aufmerkſamkeit des Magiſtrats darauf zu lenken, daß er je eher je lieber in der Gegend des Savigny⸗ platzes eine höhere 117 1. errichtet. Da 10 Schulen aus Anleihen zu bauen ſind, ſo belaſten ſie die laufenden Etats ja nur in begrenztem Maße.