u haben ſein werden. Es iſt ihm durch ſeine viel⸗ ſuchen Ausführungen hier wirklich ſchon vollkommen gelungen, die Frage ſo klar zu ſtellen, daß wir gar nicht mehr nötig haben, den Magiſtrat zu erſuchen, die Dinge nochmals in Erwägung zu ziehen. Ich glaube, die meiſten von uns werden ſich darüber voll⸗ ſtändig klar ſein, daß wir den dringenden Wunſch haben, es möchte nicht in den Kreiſen der Bevölkerung Charlottenburgs eine gewiſſe Beunruhigung Platz greifen, (ſehr richtig daß die Möglichkeit beſtände, eine ſolche Wertzuwachs⸗ ſteuer würde auch hier in der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung Boden finden. Ich halte es für dringend erwünſcht, daß wir nach der Richtung hin heute ſchon möglichſte Klarheit ſchaffen, daß wir uns nicht durch die Steuerkommiſſion der Nachbarſtadt Berlin in die Verſuchung hineinführen laſſen, auch nicht in den Spuren der Reichsfinanzkommiſſion wandeln wollen, — wir wollen nicht einen Ausſchuß einſetzen, der darüber brütet, ob und was für neue Steuern noch ausfindig gemacht werden können. Wir wollen vollſtändige Klarheit ſchaffen, und wir wollen auch nicht den Magiſtrat erſuchen, in Erwägung zu ziehen, ob eine ſolche Wertzuwachsſteuer durchführbar iſt. Davon ſind wir heute ſchon vollkommen überzeugt. daß wir für eine Wertzuwachsſteuer in Charlottenburg nicht den Boden haben. Herr Kollege Dr. Borchardt hat auf eine wall⸗ umgebene Feſtungsſtadt hingewieſen. Ich glaube allerdings, daß eine derartige Stadt ſich auch für eine Wertzuwachsſteuer eignen könnte, denn in einer ſolchen Stadt kann man machen, was man will. (Sehr richtig!) Durch den Wall iſt eben die Entwicklung der Stadt vollſtändig beſchränkt, darüber hinaus kann ſie nicht gehen, außerhalb des Walls ſind die Feſtungsrayons, und da kann nicht gebaut werden. Charlottenburg iſt aber doch nun einmal — ob glücklicherweiſe oder unglücklicherweiſe, will ich dahingeſtellt ſein laſſen — vom Wall nicht umgeben. Infolge deſſen könnten alle diejenigen, die für die nächſte 90t ſich der Bau⸗ tätigkeit hingeben wollen, es dann vorziehen, nicht Charlottenburg zum Arbeitsgebiet zu wählen, ſondern eine der Nachbargemeinden, 7 (ſehr richtig!) wo ſie nicht der Gefahr ausgeſetzt ſind, daß die Kommune, wenn nun wirklich auf das Riſiko auch der Rutzen folgte, ſofort bereit iſt, einen Teil dieſes Nutzens für die ſogenannte Allgemeinheit einzuziehen. Meine Herren, es klingt ja außerordentlich ſchön, von der nichtproduktiven Tätigkeit zu ſprechen, bei deren — Anwendung kann ich allerdings nicht ſagen, ſondern: Nichtanwendung man dem Betreffenden einen Teil des erheblichen Gewinns zum Nutzen der Allgemeinheit releviert. Herr Kollege Dr. Borchardt hat, erinnere ich mich recht, auf den Bau des Savignybahnhofs hingewieſen, durch den den um⸗ liegenden Beſitzern ein großer Wertzuwachs entſtanden ſei. Gewiß, zweifellos, durch einen neuen Bahnhof ſteigt der Grund und Boden in der Umgegend. Aber, erinnere ich mich recht, ſo ſind die Terrain⸗ beſitzer damals an der Eröffnung des Bahnhofs im höchſten Grade intereſſiert und beteiligt geweſen, ſie haben dafür finanzielle Opfer gebracht. Allerdings wird ja Herr Kollege Dr. Borchardt es von ſeinem Standpunkte zweifellos beſtreiten, daß darin eine produktive Tätigkeit liegt, wenn der Betreffende nur Kapitalien hineinſteckt; das iſt eben ſeiner Meinung nach keine propuktive Tätigkeit. Das ging ja ſchon daraus hervor, daß er es am liebſten ſehen würde, 146 —— wenn wir den ganzen Wertzuwachs mit 100% be⸗ ſteuern würden. Das wäre ſein idealer Zuſtand, und ich verſtehe es auch vollkommen, daß von ſeinem Standpunkte aus die 100% ⸗Wertzuwachsſtener ideale Zuſtände ſchafft. Ja, noch viel mehr! Er müßte dann eigentlich konſequent ſein und ſagen: ich will nicht blos den Wertzuwachs, ſondern will den ganzen Grund und Boden für die Kommune haben. (Sehr richtig! — Stadtv. Dr. Borchardt: Sehr richtig!) Ja, Herr Kollege Dr. Borchardt, ob dann allerdings die Wohnungsverhältniſſe ſich ebenſo glücklich ent⸗ wickeln würden, wie es durch die private Bautätigkeit in den letzten 10, 20 Jahren geſchehen iſt, möchte ich doch dahingeſtellt ſein laſſen. Ich will daran er⸗ innern, daß es noch gar nicht ſo lange her iſt, daß wir in der 1 44 4 mit ernſten Sorgen in die Zukunft ſahen, weil tatſächlich ein erheblicher Mangel an kleinen Wohnungen vorhanden war. Wie liegen die Verhältniſſe heute? Die private Bautätig⸗ keit hat dieſen Mangel ſehr wohl erkannt, ſie vat ſich auf den Bau von kleinen Wohnungen gelegt. Ob von ſeiten der Stadt die kleinen Wohnungen, wie ſie wenigſtens in den neuen Häuſern hergerichtet werden, ebenſo komfortabel ausgebaut worden wären, wie das heute von ſeiten der privaten Bautätigkeit geſchieht, iſt mir im höchſten Grade zweifelhaft. (Sehr richtig!) Ich glaube, daß die Kommune viel ſparſamer ge⸗ arbeitet hätte als die private Bautätigkeit, und daß man es ſich wohl überlegt hätte, ob man etwa Zwei⸗ zimmerwohnungen mit Badezimmer verſehen ſoll, wie das heute von ſeiten der privaten Bautätigkeit zum Teil ſchon geſchieht. Unter dem Einfluß der privaten Bautätigkeit hat ſich die Wohnungsfrage in einer ganz eigenartigen Weiſe entwickelt. Die Bevöllerung ſtellt heute an die Wohnungen außerordentlich hohe Anſprüche, und die private Bautätigkeit iſt dem gefolgt. Ich glaube, daß es kaum ein zweites wirtſchaftliches Gebiet gibt, auf dem die Anſprüche ſo außerordent⸗ lich geſteigert ſind wie gerade auf dem Gebiete der Wohnungsfrage. Daß es, meine Herren, auch hier und dort Wohnungselend noch gibt, daß die Woh⸗ nungen keineswegs überall den idealen Anſprüchen genügen, das iſt ebenſo zweifellos. Aber da ſtehe ich auf den — wahrſcheinlich vom Standpunkte des Herrn Kollegen Dr. Borchardt aus ketzeriſchen — Standpunkt, daß ich meine, das Wohnungselend be⸗ ſeitigen heißt überhaupt das Elend aus der Welt ſchaffen. Wir müſſen ja heute „leider“ mit der be⸗ ſtehenden Wirtſchaftsordnung vorlieb nehmen, und wir werden infolgedeſſen auch mit Hilfeder Wertzuwachs⸗ ſteuer das Elend nicht aus der Welt ſchaffen, daher auch nicht das Wohnungselend. Im übrigen iſt es mir auch keineswegs ſym⸗ pathiſch, wenn überhaupt die Wertzuwachsſteuer kommen ſoll, ſie nur auf Immobilien zu beſchränken. Auch hier muß ich wieder auf die nichtproduktive Tätigkeit hinweiſen. Meine Herren, welche produktive Tätigkeit entwickelt eigentlich der Beſitzer der Wert⸗ papiere, deren Dividenden im Laufe der Jahre ganz erheblich ſteigen? — Gar keine produktive Tätigkeit, abgeſehen davon, daß er ſich vielleicht eine Scheere gekauft hat, um die Kupons abzuſchneiden. Warum denn nicht auch hierfür eine Wertzuwachsſteuer, warum nicht auch eine Beſteuerung des ſteigenden Werts der Dividende? Dann iſt es doch auch eine ganz bekannte Tatſache, daß es Unternehmer gibt, die, wenn ein Stadtteil neu erſchloſſen iſt, in dieſem Stadtteil Geſchäfte einrichten, um ſie gleich nach der Eröffnung zu verkaufen und wieder neue einzurichten.