— 166 — ſchlagen und wird nach dem Vertrage, der mit Lah⸗ meyer beſteht, von dieſer Geſellſchaft verzinſt. Es handelt ſich bei dieſem Koſtenanſchlage erſtens um den baulichen Teil in Höhe von 87 000 ℳ, wie es die Druckſache angibt — das ſind die Fundamentierung, die Konſtruktion und einige bauliche Veränderungen, dazu die Verzinſung —; zweitens um den maſchi⸗ nellen Teil im Betrage von 591 000 ℳ — hier handelt es ſich um die Anſchaffung von 4 Waſſer⸗ röhrenkeſſeln, Rohrleitungen und vor allen Dingen um die Anſchaffung einer Dampfmaſchine von 3000 Pferdekräften von der Görlitzer Maſchinenbau⸗ anſtalt, wie eine ſolche zur Erweiterung des Werks in dieſem Jahre geliefert wird —; drittens um den elektriſchen Teil in Höhe von 322 000 — d. h. um Anſchaffung einer Drehſtrom⸗Dynamomaſchine von gleicher Leiſtung wie diejenige, welche in der jetzigen Erweiterung vorgeſehen iſt, und noch andere Verbeſſerungen. — Bei allen Poſitionen des Koſten⸗ anſchlages hat die Verteuerung der Materialien, die auf allen Gebieten der Induſtrie eingetreten iſt, eine Erhöhung um 10—15 % der Preiſe des letzten Koften⸗ anſchlages, der im Okiober und November der Stadt⸗ v rordnetenverſammlung vorgelegen hat, nötig gemacht. Bekanntiich wurde vergangenen Oktober, Noveuiber die Vorlage für eine Erweiterung des Elektrizitäts⸗ werkes pro 1906, alſo für dieſes Jahr, eingebracht. Die frühzeitige Einbringung der gegenwärtigen Magiſtratevoriage für eine Erweiterung des Werkes pro 1907 wird ſeitens des Magiſtrats bezw. der Deputation des Elektrizitätswerkes damit motiviert, daß einmal auf allen Gebieten der induſtriellen Unternehmungen eine derartig große Beſchäftigung vorliegt, daß man mit ſehr langen Lieferterminen rechnen muß, und es deshalb zweckmäßig erſcheint, ſehr frühzeitig an die Beſtellung der Maſchinen und der dazu gehörigen Teile heranzutreten, zweitens — was ja ganz beſonders in der Druckſache hervorge⸗ hoben iſt —, daß bezüglich der Anſchaffung einer Dampfmaſchine von 3000 Pferdekräften von der Görtitzer Maſchinenbauanſtalt die Offerte dieſer Ge⸗ ſellſchaft nur ucch eine kurze Verbindlichkeitsdauer hat und zu befülchten ſteht, daß infolge der von mir eben erwähnten Vertenerung auf allen Gebieten der Induſtrie auch ein höherer Preis für dieſe Maſchine in Anreck nung zu bringen ſein würde, falls man die Friſt dieſes Angebots ablaufen laſſen wollte. Das ſind die Gründe, welche die Deputation veranlaßt haben, jetzt ſchon die Vorlage einzubringen. Meine Herren, ich will auf die Frage der An⸗ ſchaffung einer Dampfm bine, welche am Schluſſe der Iynen vorliegenden Druckſache kurz beſprochen iſt, nicht eingehen, weil, wie ich weiß, dieſe Frage in techniſcher und auch in finanzieller Bezieyung im Ottober und November vorigen Jahres eingehend erörtert worden iſt und auch in dem damals einge⸗ ſetzten Ausſchuß weitere Erörterung gefunden hat mit dem Ergebnis, daß man einſtweilen von der An⸗ ſchaffung einer Dampfturbine Abſtand nahm. Ich möchte aber doch hervorheben, daß uns die Frage vielleicht weniger in techniſcher Beziehung intereſſiert, weil das ja wohl dem Dezernenten und den ſtädtiſchen Sachverſtandigen überlaſſen bleiben muß, aber doch ſiets eine gewiſſe finanzielle Bedemung hat, die be⸗ kanntlich in der Kenpfache darin beſteht, daß eine Dampfturbine nur zwei Drittel des Raumes bean⸗ ſprucht, den eine Dampfmaſchine einnimmt. Theo⸗ retiſch genommen würwe alſo bei einer vollſtändigen Anlage von Dampfturbinen auch nur etwa zwei Drittel bis drei Viertel Maſchinenhalle erforderlich ſein. — Auf die techniſche Seite will ich ſchon deshalb nicht eingehen, weil die Frage, ob die Dampfturbine wirklich jetzt ſchon der Dampfmaſchine Abbruch tun kann, noch der Enſcheidung ſeitens der Sachverſtän⸗ digen bedarf. Meine Freunde haben es für wünſchenswert ge⸗ halten, mit Rückficht auf die Höhe des Objekts von 1 Million Mark und auch um die Frage der An⸗ ſchaffung einer Dampfturbine vielleicht ausführlich noch erörtern zu können, einen Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern zur Beratung dieſer Vorlage einzuſetzen. Ich ſtelle hiermit dieſen Antrag. Stadtv. Callam: Meine Herren, ich möchte Sie bitten, dem Antrage, die Angelegenheit einem Aus⸗ ſchuſſe zu überweiſen, nicht zuzuſtimmen. Die Sache iſt ſo eingehend in der Elektrizitätsdeputation behan⸗ delt worden, daß in der Ausſchußberatung gar kein anderes Reſultat erzielt werden kann. In der Vor⸗ lage iſt alles begründet. Wir ſind an cinen Be⸗ ſtellungstermin gebunden. Die Görlitzer Maſchinen⸗ fabrit hat jetzt eine 3000 pferdige Maſchine in Arbeit. Sie hat ſich verpflichtet, eine ganz gleichartige Ma⸗ ſchine für 1907 zu demſelben Preiſe zu liefern, und ich meine, das Angebot iſt ſo vorteilhaft, daß wir nur zugreifen ſollten; denn die Eiſenpreiſe ſind ſo rapide im Steigen, daß, wenn wir mit der Beſtellung zögern, wir unbedingt einen weit höheren Preis zahlen müßten. Hier iſt auch die Frage der Dampfturbinen⸗ anſchaffung wieder angeregt worden. Über den Ge⸗ genſtand haben wir uns auch ſchon eingehend unter⸗ halten. Ich meine, rei dem jetzigen Stande der Sache iſt für die Dampfturbine nachweisbar noch keine Erſparnis anzuführen. Der Dampfverbrauch iſt bei der Tubine derſelbe wie bei einer guten Dampfmaſchine. Es kann nur darin eine Erſparnis herausgefunden werden, daß an der Turbine keine ſchwingenden Teile, ſondern nur drehende arbeiten, ſodaß eine geringere Abnutzung eintritt, und daß die Wartung derſelben ſehr einfach iſt. Dagegen liegt die Gefahr vor, wenn mal im Innern einer Dampf⸗ ſurbine die Löſung eines Flügels oder irgend einer Kleinigkeit eintritt, daß das. ganze Gehäuſe zerſtört werden kann. Solche Fälle werden uns gerade von der Direknion Lahmeyer vorgeführt; es wurden uns neulich in der Elektrizitäts⸗Deputation vier, fünf Fälle genannt, in denen die Gehäuſe total zerſprengt find, und der Betrieb eingeſtellt werden mußte. Ich halte es für kein Unglück, wenn wir noch 1, 2, 3 Jahre mit der Anſchaffung von Dampfturbinen warten. In der Zwiſchenzeit werden die Erfahrungen noch weiter gediehen ſein, und wir werden dann, wenn Dampfturbinen beſchafft werden ſollen, mit mehr Vertrauen arbeiten können. In der Ausſchuß⸗ beratung kann, wie geſagt, gar nichts anderes her⸗ anskommen, als was uns hier in der Vorlage ge⸗ bracht worden iſt. Ich bitte Sie alſo, die Vorlage direkt zu be⸗ willigen und nicht erſt an den Ausſchutz gehen zu laſſen. Stadtrat Dr. Jaffé: Meine Herren, über die Notwendigkeit, das Elektrizuätswerk zu erweitern, werden ja die Anſichten kaum geteilt ſein können, wenn ſie einen Buck auf die Tabelle werfen und ſehen, in welcher Weiſe ſich das Werk entwickelt, die Stromabgabe zugenommen hat. Ungewöhnlich iſt es, daß wir ſo früh mit der Vorlage an die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung herantreten. Es handelt ſich.