0 wie die Herren ja geſehen haben, um eine Erweiterung, die erſt im Jahre 1907 zur Ausführung kommen ſoll. Dazu veranlafſen uns verſchiedene Umſtände. Zunächſt wäre es, wenn wir dazu übergehen ſollten, eine Turbine aufzuſtellen, die höchſte Zeit, ſie jetzt zu be⸗ ſtellen; denn die Fabriken beanſpruchen 16, 18 Monate Lieferzeit und halten die noch nicht immer prompt ein. Da wir aber zum Herbſt 1907 unbedingt eine neue Maſchinenkraft zur Verfügung haben müſſen, ſo wäre jetzt der letzte Moment, die Turbine zu beſtellen. Die zweite Veranlaſſung war die, daß wir ſeinerzeit, als wir der Maſchinenfabrik Görlitz den Auftrag auf die jetzt in der Aufſtellung begriffene 3000 PS Maſchine erteilten, uns ausbedangen, daß wir bis zum 1. Mai d. J. die Option auf eine weitere Maſchine gleicher Größe zu gleichem Preiſe aueüben dürfen. Ich möchte dabei gleich einfügen, daß ich inzwiſchen mit der Fabrik in Verbindung getreten bin und ſie ſich bereit erklärt hat, auch bis zum 1. Juni den Auftrag noch anzunehmen, ſodaß immerhin Zeit zur Ausſchuß⸗ beratung vorhanden wäre. Aber infolge der frühen Einbringung der Vorlage war es auch nicht möglich, Ihnen anders als in großen Zügen das anzugeben, was zur Ausführung kommen ſoll; alle Details müſſen auf ſpäter vorbehalten werden. bis die jetzt in Ausführung begriffene Vergrößerung beendet iſt. Es würde ſich alſo in der Ausſchußberatung wohl kaum um die Frage des Bedürfniſſes handeln, ſondern nur um die Frage, in welcher Weiſe die Vergrößerung des Werkes in die Wege geleitet werden ſoll, ob in Form einer Turbine oder in Form einer Dampf⸗ maſchine die nötige Kraft beſchafft werden ſoll. Nun iſt vom Herrn Referenten darauf hinge⸗ wieſen worden, daß die Raumerſparnis bei der Turbine weſentlich in Frage käme. Nachdem wir einmal eine Dampfmaſchine in unſerer neuen Maſchinenhalle auf⸗ geſtellt haben, iſt es ganz gleich, ob wir das zweite Aggregat in Form einer Dampfmaſchine oder Turbine zur Aufſtellung bringen; denn der Raum gegenüber der Dampfmaſchine reicht für eine Dampfmaſchine gerade ſo gut wie für eine Turbine, es könnten nicht mehr Aggregate in der Maſchinenhalle untergebracht werden, wenn wir jetzt ſchon zur Turbine übergehen würden. Die Sicherheit der Turbinen iſt ja immer⸗ hin noch keine ſo große wie die der Dampfmaſchinen; ſie haben vor allen Dingen den großen Feyler, daß man ſie nicht ſehr ſchnell in Gang ſetzen kann. In dem Moment, wo ſie als Reſerve gebraucht werden, können ſie nicht ſo ſchnell wie die Dampfmaſchine in Betrieb geſetzt werden. Gerade die meiſten Un⸗ glücksfälle ſind darauf zurückzuführen, daß die Tur⸗ binen, ohne in genügender Zeit angewärmt zu ſein, in Betrieb geſetzt worden ſind. Das vertragen ſie nicht, und jede derartige ſchnelle Inbetriebſetzung iſt mit ernſten Gefahren verknüpft. Die Frage der Turbinenbeſchaffung iſt auch mit der Firma Lahmeyer eingehend wieder durchberaten worden, und die Herren, die ja doch die Verant⸗ wortung für die Sicherheit unſeres Betriebes zu tragen haben, haben erklärt, ſie würden ſich nur dann damii einvernanden erklären, jetzt zur Turbine überzugehen, wenn wir gleichzeitig 2 Turbinen aufſtellten. Das würde immerhin eine Mehrausgabe von mindeſtens 300 000 ℳ bedingen, und es fragt ſich, ob wir bloß aus Liebe zur Turbine uns dieſe große Mehraus⸗ abe jetzt auferlegen ſollen. Anders liegen voraus⸗ ſchuich im nächſten Jahre die Verhältniſſe. Wenn die Entwicklung nicht noch ſtärker zunimmt, als wir es vorausſehen, werden wir im Jahre 1908 ent⸗ weder ganz pauſieren oder uns eine Turbine als 1637. — überſchüſſige Reſerve aufſtellen können. Bis dahin werden ja auch die Turbinenfabriken Fortſchritte gemacht haben, die uns dann zu Nutze kommen. Ich halte es für vorteilhafter, jetzt jedenfalls noch bei der Maſchinenkraft zu bleiben und die Turbinen⸗ frage auf ein Jahr ſpäter zu verſchieben. Dann können wir auch die Erfahrungen in Rückſicht ziehen, die inzwiſchen die Fabriken ſelbſt in der Handhabung der Turbinen gemacht haben. Natürlich wird von den Fabriken jeder Unfall auf Unvorſichtigkeit zurück⸗ geführt. Es iſt nicht unſere Sache, zu prüfen, wie weit das zutrifft, wie weit Materialfehler oder andere Dinge Veranlaſſung zu Unglücksfällen geboten haben. Aber jedenfalls verlieren wir nichts. wenn wir die Turbinenbeſchaffung noch auf ein Jahr hinausſchieben. Für die Erweiterung 1908 würden wir dann in Er⸗ wägung darüber eintreten können, ob wir zur Turbine übergehen. Dann haben wir eine Extrareſerve und können unter keinen Umſtänden in Verlegenheit kommen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Heren, für meine Perſon könnte ich mich vollſtändig den Ausführungen des Herrn Kollegen Callam anſchließen. Ich bin allerdings auch der Meinung, daß die Frage in der Elektrizitätsdeputation ſo gründlich durchberaten worden iſt, daß es durchaus zu verantworten wäre, die Vor⸗ lage ſo, wie ſie uns gebracht iſt, hier im Plenum anzunehmen, und ich glaube auch nicht, daß ſeitens meiner näheren Freunde dem große Bedenken ent⸗ gegengeſtellt werden würden. Aber, meine Herren, wenn anch nur eine beträchtliche Minderheit hier in der Verſammlung die Fragen noch nicht für voll⸗ kommen geklärt hält und der Meinung iſt, man möchte eine ſolche Frage, bei der es ſich um das Objekt von einer Million handelt, doch zunächſt noch einmal in einem Ausſchuſſe prüfen, dann find meine Freunde nicht in der Lage, einem ſolchen Wunſche nicht Rechnung zu tragen. Ich kann daher nur er⸗ klären, ich würde es ganz gern ſehen, wenn der An⸗ trag auf Aueſchußberatung zurückgezogen würde; wird er aber aufrechtert alten, ſo würden meine Freunde jedenfalls für die Ausſchußberatung ſtimmen. Zeit zur Ausſchußberatung iſt ja auch nach den Aus⸗ führungen des Herrn Dezernenten noch voll kommen vorhanden. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, den Standpunkt des Herrn Vorredners würde ich ver⸗ ſtehen, wenn neues Material beigebracht worden wäre, das zur Beratung in einem Ausſchuß irgendwie Anlaß geben könnte. Neues Material iſt aber von dem Herrn Referenten nicht vorgehracht worden, der ja überhaupt dieſen Antrag wohl nicht als Referent geſtellt hat, ſondern für ſeine Perſon; denn als Refe⸗ rent mußte er ja den Antrag der Deputation, wie ich annehme, hier unterſtützen. (Rufe: Nein!) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Herr Stadmw. Wöllmer iſt ein von mir ernannter Berichterſtatter, hat alſo für ſeine Perſon den Antrag geſtellt. Stadtv. Dr. Stadthagen (fortfahrend): — Nicht von der Deputation? — (Vorfteher Roſenberg: Nein, das iſt unmöglich!) — Jedenfalls würde dieſer Vorſchlag doch nur ſeine Berechtigung haben, wenn neues Material vorgebracht worden wäre. Ich habe aus den Worten des Herrn Kollegen Wöllmer nichts enmommen, was die tech⸗ niſchen Grundlagen der Vorlage, wie ſie uns unter⸗