———— 168 —— breitet iſt, irgendwie anfechten kann. Er hat ſelber geſagt, er wolle die Frage der Beſchaffung einer Turbine oder Dampfmaſchine vollkommen aus dem Spiele laſſen. Ja, meine Herren, was ſoll dann der Ausſchuß? Ich ſehe darin einen prinzipiell gefähr⸗ lichen Schritt, wenn wir nach einer wohlerwogenen Beratung in der Deputation — ich habe ihr nicht angehört, ſpreche alſo nicht pro domo — nach einer wohlerwogenen Beratung, die von mehreren Seiten zugegeben worden iſt, nunmehr die Sache einem Aus⸗ ſchuß überweiſen, ohne daß irgendwelches Material beigebracht worden iſt, das das rechtfertigen könnte. Darin liegt ein gewiſſes Mißtrauensvotum gegen die Deputation. 2 22 (Widerſpruch.) Sobald neue Momente angeführt worden ſind — gut, das gebe ich vollkommen zu, dann kann man eine Sache, die bereits vorher beſprochen worden iſt und zu einem Reſultat geführt hat, wohl nochmal er⸗ wägen. Aber von neuen Momenten habe ich nichts gehört. Es handelt ſich lediglich um die Erweiterung des Elektrizitätswerkes im allgemeinen; die Details werden uns ſpäter vorgelegt werden. Die Frage der Turbir enbeſchaffung will Herr Kollege Wöllmer ſelber unangetaſtet laſſen; er hat nur geſagt, nebenbei könne ſich der Ausſchuß darüber auch unterhalten. Was ſoll denn der Ausſchuß tun?! Ein Mitglied Ihrer Fraktion (zu den Liberalen) hat heute davon geſprochen, wir möchten es vermeiden, den Magiſtrat mit zu vielen Doktorfragen zu belaſten. Meine Herren, gehen wir doch auch nicht zu weit darin, indem wir uns hier mit Ausſchüſſen belaſten, die gar keinen Zweck haben, die nur zu dem Reſultat kommen müſſen, das ſchon vorher feſt ſteht! Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich glaube, ganz ſo, wie der Herr Kollege Stadthagen die Sache darſtellt, liegt ſie doch nicht. Ich für meine Perſon, der ich den Beratungen der Deputation beigewohnt habe, halte ja die Sache allerdings für vollkommen geklärt. Aber ich würde aus dem vorhin von mir angeführten Grunde, auch wenn nicht eine Mehrheit, ſondern eine beträchtliche Minderheit den Ausſchuß verlangt, ſchon dafür ſtimmen. Nun liegt aber die Sache nicht ſo, daß gar keine Momente für die Be⸗ ratung des Ausſchuſſes angeführt ſind. Der Herr Kollege Wöllmer hat, ſoviel ich ihn verſtanden habe, geſagt, er wolle auf die Frage der Turbinen nicht näher eingeyen — er iſt zwar nachher doch etwas näher darauf eingegangen —, weil, wie ich aus ſeinen Ausführungen zu entnehmen glaubte, dieſe Frage im Ausſchuß ſehr eingehend geprüft werden ſollte. Es wäre das ja bereits eine der Fragen, mit denen der Ausſchuß ſich eventuell noch näher beſchäftigen könnte. Es liegt doch auch immerhin eine Bewilligung von einer Millionen Mark vor, und da kann es manchem bedenklich erſcheinen, das Vertrauen in die Deputation ſoweit auszudehnen, daß man ſchlankweg eine ſolche Bewilligung ausſpricht. Wenn ich alſo auch der Überzeugung bin, daß der von Ihnen eventuell zu ernennende Ausſchuß ſchließlich zu demſelben Reſultat kommen wird, ſo würde ich die Zeit doch nicht für verloren halten, weil eben durch ſolche eingehende Beratung eine größere Reihe von Herren ſich mit dieſer Frage näher beſchäftigen⸗ und dadurch zu einer lebendigeren Überzeugung von der Notwendigkeit und Nützlichkeit dieſer Ausgaben kommen würden, die ich allerdings, wie ich nochmals erklären muß, am liebſten ſofort bewilligt ſehen würde. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich wollte nur einige Worte zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Stadthagen ſagen. Der Herr Kollege Stadt⸗ hagen befindet ſich anſcheinend in cinem Irrtum. Er geht von der Auſchauung aus, als ob es ſich hier um eine Vorlage handelt, die bereits in einem Ausſchuſſe verhandelt worden iſt, während es ſich tatſächlich um eine Magiſtratsvorlage handelt, die vorher nur in der zuſtändigen Deputation beraten worden iſt. Wenn Herr Kollege Stadthagen in dem Antrag auf Überweiſung an einen Ausſchuß einen prinzipiell gefährlichen Schritt, ja ſogar ein Miß⸗ trauensvotum gegen die Deputation erblickt, ſo weiſe ich demgegenüber darauf hin, daß wir dieſen prin⸗ zipiell gefährlichen Schritt faſt in jeder Sitzung tun, und daß wir faſt in jeder Sitzung der einen oder andern Deputation ein Mißtrauensvotum ausſtellen. Faſt alle größeren Vorlagen, mit denen wir uns in der Verfammlung zu befaſſen haben, ſind ja vorher in einer Deputation vorberaten worden, und wenn eine Fraktion den Wunſch hat, daß noch einmal ein Ausſchuf;, der ja ganz anders zuſammengeſetzt iſt als die Deputation, die Vorlage berät, ſo, glaube ich, haben wir keinen Grund, uns einem ſolchen Wunſche zu widerſetzen. Ein Mißtrauensvotum gegen die Deputation iſt darin in keiner Weiſe zu erblicken. Stadtv. Holz: Meine Herren, nach den Aus⸗ führungen des Herrn Kollegen Stadthagen werden wir wohl kaum anders können, als die Vorlage einem Ausſchuſſe zu überweiſen. Ich glaube, die Darlegungen des Herrn Kollegen Borchardt müſſen uns alle üherzeugen, daß, wenn es ſich um die Be⸗ willigung einer Million handelt, wenn in techniſcher Beziehung auch nur der kleinſte Zweifel obwaltet, ſchon die Pflicht der Courtoifie, des parlamentariſchen Anſtandes, wenn ich ſo ſagen darf, uns veranlaſſen müßte, der Anregung auf Ausſchußberatung Rechnung zu tragen. Denn wenn das richtig wäre, was Herr Kollege Dr. Stadthagen ſagt, dann brauchten wir überhaupt nicht herzukommen. Wenn einfach die Deputation vorher entſcheiden ſollte, und wir bei der Abſtimmung nur blindlings Ja zu ſagen hätten, dann würde die Stadtverordnetenverſammlung voll⸗ ſtändig ausgeſchaltet werden. Ich glaube aber auch, daß Herr Kollege Dr. Borchardt ganz richtig aus dem, was der Herr Referent andeutete, herausgeleſen hat, daß auch in techniſcher Beziehung der eine oder andere in der Lage ſein würde, irgendein Bedenken zu erheben. Deshalb bitte ich mit Rückſicht darauf und auch mit Rückſicht auf die hohe Summe, dem Antrage des Herrn Referenten ſtattzugeben. Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Holz, Sie haben das Wort „parlamentariſcher Anſtand“ ge⸗ braucht. Vorher hatten Sie von einer Pflicht der Courtoiſie geſprochen. Ich nehme an, daß Sie mit dem Worte „parlamentariſcher Anſtand“ das Wort Courtoiſie nur überſetzt haben und keinen Stadt⸗ verordneten haben verletzen wollen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer (Schlußwort): Herr Kollege Dr. Borchardt hat mich ganz richtig verſtanden. Ich habe mit dem Antrag auf Aus⸗ ſchußberatung den Wunſch ausſprechen wollen, es mögen noch einige techniſche Fragen, ſpeziell die Frage der Beſchaffung einer Dampfturbine, in dieſem