Waſſer⸗Abgabe obwalten. Die Schlächter — mag ſie ein Vorwurf treffen oder nicht; wir können im einzelnen nicht nachforſchen, wieviel ſie im vorigen Iußee ugeſetzt haben, und wieviel ſie jetzt verdienen —, die Eglacer ſind heutzutage in den großen Städten im allgemeinen keine Schlächter mehr, ſondern Händler. Unter dieſen Umſtänden fragt es ſich: iſt die Verteilung des Fleiſchbedarfs unter die Bevölkerung im Intereſſe der Geſamtheit nicht beſſer durch die Hand eines von pekuniären Intereſſen nicht in erſter Linie geleiteten Stadtweſens zu bewirken als durch private Perſonen? Ich würde dieſe Frage ohne weiteres verneinen, wenn die Privatinitiative, der Unternehmungs⸗ und Erfindungsgeiſt des einzelnen hier von Wichtigkeit wäre. Alle dieſe Momente ſcheiden jedoch auf dieſem Gebiete vollſtändig aus, ſie ſcheiden hier mehr aus als z. B. auf dem Ge⸗ biete der Gasverſorgung, auf rein techniſchem Ge⸗ biete, wo es ſehr wohl denkbar wäre, daß die Privat⸗ initiative des einzelnen einen ſchnelleren Fortſchritt ermöglichte als eine ſtädtiſche Verwaltung. Beim Schlächter liegt die Sache ganz anders als beim Bäcker, der aus Mehl uſw. erſt Brot, Kuchen backt. Der Schlächter kann an dem Fleiſch überhaupt nichts ändern, er kann nicht aus Knochen Fleiſch machen, er kann es nur einigermaßen gut aufbewahren. Ich komme hierbei auf die gewaltige hygieniſche Bedeutung der Frage. Die Frage iſt von ſo eminent hygieniſcher Bedeutung, daß ſie auch von dieſem Ge⸗ ſichtspunkte aus ſehr eingehend geprüft werden muß. Es liegt ja nahe, auf die amerikaniſchen Verhältniſſe hinzuweiſen. Aber wir werden ja darin einig ſein, daß derartige traurige Verhältniſſe hier unmöglich wären, ſelbſt wenn die ganze Entwicklung der Fleiſch⸗ verſorgung einen derartigen Gang nehmen ſollte, wie es in Amerika der Fall geweſen iſt. Meine Herren, wir müſſen daran denken, daß jeden Augen⸗ blick ein großes Aktienunternehmen ſich bilden kann, das die Fleiſchverſorgung in die Hand nimmt. Dann haben die Schlächter ihre ſelbſtändige Eriſtenz auch nicht mehr. Zu welchen Konſequenzen eine der⸗ artige Truſtbildung führen kann, das haben uns auf anderen Gebieten die amerikaniſchen Verhältniſſe ge⸗ zeigt. Dem vorzubeugen auf einem derartig wich⸗ tigen ſozialen, hygieniſchen Gebiete, iſt Sache der ſtädtiſchen Verwaltung. Wie weit das ſind ſpe⸗ zielle Fragen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Ich möchte nur bemerken, daß es im Intereſſe der Fleiſchverſorgung der Städte außerordentlich wünſchenswert ſein würde, wenn über die ganze Stadt verteilt ſtädtiſche Verkaufshallen eingerichtet würden. Ob die Stadt auch die Schlachtungen über⸗ nimmt, den Vieheinkauf übernimmt, das ſind Fragen, die weſentlich auf finanziellem Gebiete, auf dem Ge⸗ biete der Rentabilität liegen. Es wird ſich nament⸗ lich darum handeln, ob die finanziellen Erträge bei niedrigem Stande der Preiſe noch genügend ſind, wenn die Schlachtungen und der Einkauf nicht über⸗ nommen werden, und es wird ſich darum handeln, wie ſich die Verhältniſſe in der Großſchlächterei und wie ſie ſich beim Vieheinkauf entwickeln werden. Auch dort haben wir bereits Anfänge von Truſt⸗ bildung. Ich erinnere daran, daß einige Groß⸗ ſchlächter in Berlin den Verſuch gemacht haben, Ver⸗ kaufshallen zu errichten — Sie haben es gewiß alle in der Zeitung geleſen —, daß die privaten Schlächter ſich dagegen wehrten. Sie werden auf die Dauer nichts dagegen machen können, höchſtens durch Boykott werden ſie erreichen, daß das Publikum nicht zu dem Preiſe die Ware erhält, zu dem es die Großſchlächter 186 —— abgeben könnten und zur Zeit abzugeben gewillt ſind. Meine Herren. wir haben auch, was die hygieniſche Seite der Frage betrifft, recht betrübende, vorläufig unkontrollierbare Zeitungssnachrichten aus England, einem Lande, wo doch ganz andere Verhältniſſe als in Amerika obwalten. Wir können nicht näher prüfen, wie die Verhältniſſe im einzelnen dort liegen. Ich glaube, wenn unſere Hausfrauen die Stellung in den Parlamenten, auch in der ſtädtiſchen Vertretung hätten, die ihnen zum teil — wenigſtens nach meiner Anſicht — gebührt, dann würde ich für dieſe Frage ein weit geeigneteres Ohr finden, als es ſo vielleicht „der Fall ſein wird. IIch möchte mit der Bitte an den Magiſtrat ſchließen, der Frage ebenfalls die größte Aufmerkſamkeit zu ſchenken und, wenn irgend möglich, ſie auf die Tagesordnung des nächſten Städtetages zu ſetzen. Die Aufforderung zu ſolchen Vorſchlägen iſt ja in der Vorlage enthalten. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, Herr Kollege Stadthagen begann ſeine Ausführungen mit einem Hinweiſe darauf, daß er annehme, unſere Stadtverordnetenverſammlung würde, wie üblich, die beiden Herren Vorſteher zu der Tagung entſenden. Ich möchte bei der Gelegenheit daran erinnern, daß ich im Januar, als der außerordentliche Branden⸗ burgiſche Städtetag in Berlin tagte, die Anregung gab. doch außer den beiden Vorſtehern noch eine Anzahl von Herren aus den einzelnen Gruppen zu entſenden, eine Anregung, der damals Folge ge⸗ geben wurde. Ich möchte der Meinung Ausdruck geben, daß auch in der Folge die Städtetage frucht⸗ barer ſein würden, wenn die Stadtverordneten in einem engeren Zuſammenhange mit dem, was dort verhandelt wird, bleiben würden, wenn auch in der Folge an einem ſolchen Brauch — Brauch kann man es ja noch nicht nennen, nachdem es erſt ein⸗ mal geſchehen iſt, — wenn in der Folge das eben Brauch werden würde. Ich möchte daher auch für dieſen Städtetag die Anregung von damals wieder⸗ holen. Was nun die weitere Anregung des Herrn Kollegen Stadthagen betrifft — ich habe nicht ganz verſtehen können, ob er einen beſtimmten Antrag geſtellt hat —, ſo kann ich ja hier nur für meine Perſon ſprechen; ich glaube aber, daß ich auch im Namen meiner ſämtlichen Freunde die Verſicherung geben kann, daß wir eine ſolche Anregung durchaus unterſtützen würden. Wir glauben auch nicht, daß dadurch, daß wir die Anregung unterſtützen, nun der Herr Kollege Stadthagen in den Ruf oder Verdacht kommen könnte, von unſerer politiſchen Geſinnung abgefärbt zu ſein. Es freut mich außerordentlich, daß gerade von der Seite des Herrn Kollegen Stadt⸗ hagen aus dieſe Frage angeregt und als eine not⸗ wendige und der Erörterung werte bezeichnet wird. Ich würde ebenfalls wünſchen, daß dieer Anregung Folge gegeben wird. Weiter aber, meine Herren, beſchäftigt noch eine andere außerordentlich wichtige Frage wohl gegen⸗ wärtig die Gemüter aller derjenigen, die ſich mit ſtädtiſchen öffentlichen Angelegenheiten befaſſen. Als das neue Schulgeſetz erſt drohte und bevorſtand, da wurde ein außerordentlicher Städtetag einberufen, um über Mittel zu beraten, dieſem Schulgeſetze zu begegnen, über Mittel, wie man es wohl zuwege bringen könnte, die drohenden Schädigungen abzu⸗ wenden, mit anderen Worten: den Geſetzentwurf nicht Geſetz werden zu laſſen. Nun, meine Herren,