2. Das Schreiben des Haus⸗ und Grundbeſitzer⸗ vereins von 1895 zu Charlottenburg wird durch vorſtehende Beſchlüſſe für erledigt erklärt.) Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Es iſt der Wunſch an mich herangetreten, Nr. 19 der Tagesordnung vorweg zu nehmen. Da dieſe Nummer, wie ich glaube, nicht viel Zeit in Anſpruch nehmen wird, darf ich wohl auf Ihr Einverſtändnis rechnen, daß ich ſie jetzt gleich zur Beratung ſtelle. — Wir gehen dann über zu Punkt 19 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verbeſſerung der Akuſtik im Stadverordneten 40 — Druckſache r. 242. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrag des Magiſtrats, wie folgt: 1. Der beigefügte Koſtenanſchlag über bauliche Anderungen im Stadtverordnetenſitzungsſaal des Rathauſes behufs Verbeſſerung der akuſti⸗ ſchen Verhältniſſe wird genehmigt. 2. Die Koſten von 12 000 ℳ find aus dem Dis⸗ pofitionsfonds zu decken.) Es folgt Punkt 13 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Holz u. Gen. betr. das Arbeitsgebiet der Deputation für Geſund⸗ heitspflege. — Druckſache 237. Der Antrag lautet: Wir erſuchen den Magiſtrat, die Umge⸗ ſtaltung des Arbeitsgebietes der Deputation für Geſundheitepflege nach der Richtung hin vor⸗ zunehmen, daß nicht, wie bisher, nur die den Etut betreffenden Angelegenheiten, ſondern alle Fragen der ſtädtiſchen Verwaltung, die in das Gebiet der öffentlichen Geſundheitspflege fallen, der ,„ zur Begutachtung zugewieſen werden. Antragſteller Stadtv. Holz: Meine Herren, der Antrag, den ich mit meinen Freunden am 23. Mai d. I. eingebracht habe, betrifft die Erweiterung der Rechte der Geſundheitsdeputation. Anlaß zu dieſem Antrag iſt, wenn ich mich ſo ausdrücken darf, ein gewiſſes Mißbehagen, eine Nichtbefriedigung eines Teiles der Mitglieder der Geſundheitsdeputation. Ich ſelbſt gehöre derſelben ſeit ca. 3 Jahren an und bin einer von denjenigen, die dieſem Mißbehagen ſogar in der Geſundheitskommiſſion wiederholt Ausdruck gegeben haben. Denn, meine Herren was haben eigentlich die Mitglieder dieſer Deputation zu tun? Soweit ich mich erinnern kann, iſt im Laufe meiner dreijährigen Tätigkeit kaum etwas anderes von uns verlangt worden als eine Beſchlußfaſſung über reine, zum Teil unbedeutende Verwaltungsfragen: ob in der Badeanſtalt ein paar Kacheln eingeſetzt, ob die Fenſter vergrößert werden ſollen, wie die Ausſchrei⸗ bung wegen Seife, Handtücher und ähnlicher Sachen geſtaltet werden ſolle. Dagegen iſt unſere, ich darf wohl ſagen, wiederholte Anregung, daß die Haupt⸗ fragen der Geſundheitspflege, die Sanitätsfragen, die das Stadtweſen im höchſten Grade intereſſieren, zur Sprache gebracht werden mögen, immer mit einem Nein beantwortet worden. Insbeſondere iſt manch⸗ mal darauf hingewieſen worden, daß die Möglichkeit zur Erweiterung der Kommiſſion deshalb gegeben 201 ſei, weil verhindert werden ſollte, daß an Stelle unſerer Deputation eine ſogenannte Geſundheits⸗ kommiſſion geſetzt werde. Meine Herren, die Geſundheitsdeputation beſteht ſeit dem 1. Januar 1898. Nach den mir vorliegen⸗ den Akten gab Anſtoß zu ihrer Errichtung die da⸗ mals ins Leben getretene Voltsbadeanſtali in der Krummen Straße. Es wurde aber gleich in dem An⸗ trag des Magiſtrats, der kurz, aber ſehr ſchön be⸗ gründet iſt, darauf hingewieſen, daß es zweckmäßig ſei, die Tätigkeit der Geſundheitsdeputation auch auf weitere Gebiete auszudehnen, insbeſondere mit Rück⸗ ſicht auf die ungeheure Entwickelung unſerer Kommune. Es waren damals zunächſt 5 Tätigkeitsgebiete ius Auge gefaßt worden: die Volksbadeanſtalt, die öffent⸗ liche Fleiſchbeſchau, die öffentlichen Abort⸗ und Be⸗ dürfntsanſtalten, die Desinfektionsanſtalt und die auf die Unterſuchung des Trinkwaſſers bezüglichen An⸗ gelegenheiten. Wenn uns auch in letzterer Beziehung, wegen des Trinlwaſſers, ſehr oft intereſſamte Mit⸗ teilungen gemacht worden ſind, ſo haben wir eigent⸗ lich doch niemals, wie ich bereits hervorgehoben dabe, etwas Anderes zu beraten gehabt, als höchſtens, daß einmals ein Abort errichtet werden ſoll, welche bau⸗ lichen Veränderungen daran vorgenommen werden ſollen uſw. Es mag da wohl der Vorfſitzende, Herr Stadtbaurat Bredtſchneider, uns ganz intereſſante Belehrungen gegeben haben; das hatte aber mit der Geſundheit unſerer Bevölkerung nichts zu tun. Meine Herren, die Notwendigkeit unſeres An⸗ trags ergibt ſich ſchon aus dem damaligen Antrag des Magiſtrats, durch welchen die Geſundheitsdepu⸗ tation errichtet worden iſt. Dem Antrag war ein ſehr ſchönes Ber leitſchreiben vom 8. Dezember 1897 angefügt, in dem es hieß: Danach darf der Wirkungskreis der neuen De⸗ putalion, zumal im Hinblick auf die außer⸗ ordentlich ſchnelle und umfaſſende Entwickelung der Stadt, als ein beſonders bedeutungsvoller bezeichnet werden, dem ſegensreiche Erfolge nicht fehlen werden. Im Anſchluß au dieſen ſchönen Begleitbrief muß ich aber hervorheben, daß leider nichts von alledem in Erfüllung gegangen iſt, obwohl die Geſetzgebung im Laufe der letzten Jahre uns wiederholt erhebliche Warnungsſignale gegeben hat, die uns hätten zwingen ſollen, unſere Kompetenz zu erweitern, unſere Tätig⸗ keit auszudehnen. Meine Herren, Ste erinnern ſich daran, daß das Geſetz über den Kreisarzt und ſeine Befugniſſe auch die ſtädtiſchen Kommunen berührt hat, daß auch unſere Kommune im Laufe der Jahre wiederholt, und zwar mit großer Geſchicklichkeit und Energie, Veranlaſſung genommen hat, gegen das Ge⸗ ſetz, wie es damals geplant war, zu proteſtieren. Es war beabſichtigt worden, in jeder Stadt und in jeder Kommune, auf dem Lande und in den Städten, gleichviel, wie groß ſie ſind, einen Kreisarzt zu be⸗ ſtellen, der der geborene Vorſitzende der Geſundheits⸗ deputation war, der das Recht hatte, jeden Augen⸗ blick die Kommiſſion einzuberufen und ſelbſtwerſtänd⸗ lich auch das Stimmrecht in der Kommiſſion aus⸗ zuüben. Es gelang damals den vereinigten Be⸗ ſtrebungen der Kommunen — zum Teil hervorge⸗ rufen durch unſere Stadt ſelbſ —, dieſen Para⸗ graphen zu Falle zu bringen. Dagegen gelang es nicht, in dem ſchließlichen Geſetze den § 10 auszu⸗ ſchalten: 1. daß in allen Kommunen über 5000 Ein⸗ wohner eine Geſundheitskommiſſion eingeſetzt werden muß, und 2. daß der Aſmmbige Kreisarzt in dieſer Kommiſſion Sitz und Stimme und das Recht hat,