—— 211 periode gewählt, vom Regierungspräſidenten beſtätigt worden, und es liegt mir nun heut ob, Sie von neuem in Ihr altes Amt einzuführen. Ich tue das mit herzlicher Freude. Es iſt ein ſchweres und verantwortungsvolles Amt, in dem Sie 12 Jahre hindurch geſtanden haben und deſſen Bürde Sie nun wieder auf Ihre Schultern nehmen. Die Summen, welche für die ſtädtiſche Arm enverwaltung in den jährlichen Etat der Stadt eingeſtellt werden müſſen, haben im Laufe der Jahre ſehr erhebliche Ziffern erreicht und mehren ſich natur⸗ gemüß ſowohl durch das Wachstum der Stadt als auch aus anderen inneren Gründen. Es hat von jeher Leute gegeben, welche aus dieſem Grunde meinen, daß der beſte Verwalter des Amtes der Armenverwalmng ein guter Kalkulator ſei. Das iſt irrig, und daß es irrig iſt, iſt Gott ſei Dank heute in allen maßgebenden Kreiſen zur Überzeugung ge⸗ worden. Der beſte Träger des Amtes der Armen⸗ verwaltung iſt derjenige, welcher neben der Kunſt des Rechnens auch die Kunſt verſteht, die Not und das Elend, die in unſeren Großſtädten in ſo mannig⸗ fachen und erſchreckenden Formen beſtehen, mit klarem Kopfe und mit warmem Herzen zu betrachten, mit klarem Kopfe und mit warmem Herzen Not und Elend zu heben und zu heilen. Und dieſe Eigen⸗ ſchaften haben Sie, mein geehrter Herr Kollege, in hervorragendem Maße. Sie haben in die ſtädtiſche Armenverwaltung die wahre Menſchenliebe hinein⸗ getragen. Mit warmer Menſchenliebe haben Sie die vergangenen 12 Jahre Ihres Amtes gewaltet und ſind ſtets und immer bemüht geweſen, dieſe Menſchen⸗ liebe auch in den Herzen der Männer wachzurufen, die als Organe der ſtädtiſchen Armenpflege neben und mit Ihnen zu arbeiten berufen ſind. Aber, mein verehrter Herr Kollege, Sie haben mehr getan als das! In Ihnen lebt das klare Be⸗ wußtſein, daß es eine vornehme Pflicht der großen Städte iſt, die in den letzten Jahrzehnten in unſerm Vat rlande wie die Pilze aus der Erde gewachſen ſind, in die die Menſchen vom Lande hineinſtrömen, angezogen von der Induſtrie, — daß es, ſage ich, eine vornehme Pflicht dieſer großen Städte iſt, als Organe des Staates werktätig mit zu arbeiten an der Löſung der ſozialen Frage. Das heißt alſo, angewendet auf das Gebiet der Armenpflege, daß der Armenpfleger nicht nur die einzelnen Fälle der Not und des Elends bearbeitet und zu heilen ſucht, ſondern daß er nach den Gründen ſucht, aus denen Not und Elend unſerer großen Städte erwachſen, daß er nach den Quellen forſcht, aus welchen ſie fließen, und daß er nun bemüht iſt, dieſe Gründe zu bekämpfen, dieſe Quellen zu verſtopfen, um die in Not und Elend geratenen armen Menſchen wieder moraliſch und wirtſchaftlich ſelbſtändig zu machen, damit ſie aus eigner Kraft ohne Unterſtützung wieder dahin gelangen, für ſich und die Ihrigen zu ſorgen. So haben Sie, mein lieber Herr Kollege, vor⸗ beugende Armenpflege in hervorragendem Maße getrieben. So haben Sie gearbeitet auf dem Ge⸗ biete der Bekämpfung der ſchrecklichen volksverheerenden Lungenſeuche, und ſo haben Sie zu arbeiten begonnen auf dem Gebiete der Bekämpfung der Trunkſucht, die die werdende Generation gefährdet und zu degenerieren droht. Sie haben dieſe neuen Gedanken, die Sie in unſere Armenverwaltung hineingetragen haben, ge⸗ fördert unter ſchweren, zeitweiſe ſehr ſchweren Kämpfen, unter Überwindung gegenteiliger Strömungen. Aber wie überhaupt in unſerm Vaterlande dieſe Ideen ſich von Stadt zu Stadt durchgerungen haben, ſo iſt es Ihnen auch in unſerer Verwaltung nachzu⸗ weiſen gelungen, daß dieſe Ihre Beſtrebungen die richtigen find; wir haben ſie als ſolche erkannt, und wir folgen Ihnen heute gern. Und daß die Stadt⸗ verordn tenverſammlung durch Ihre Wiederwahl Ihre Tätigkeit und Ihre Grundſätze im weſentlichen und in der Hauptſache anerkannt hat, das wird Ihnen, mein verehrter Herr Kollege, ebenſo wie mir und den Mitgliedern des Magiſtrats eine große Freude und Genugtuung ſein. Mögen Sie denn, lieber Herr Kollege Samter, in Betätigung dieſer Ihrer grundſätzlichen An⸗ ſchauungen auf dem Gebiete der Armenverwaltung und in immer weiterem verſtändigen, maßvollen, aber zielbewußten Ausbau dieſer Grundſätze auch die nächſten 12 Jahre den Armen und Elenden, den Bedürftigen und Schwachen unter unſeren Mitbürgern zu dienen Kraft und Freude haben! Ich verpflichte Sie durch Handſchlag an Eides⸗ ſtatt unter Berufung auf den von Ihnen bereits ab⸗ gelegten Eid auf treue und gewiſſenhafte Führung Ihres Amtes auch fernerhin und händige Ihnen die Beſtätigungsurkunde des Regierungspräſidenten in Potsdam und die Anſtellungsurkunde des Magi⸗ ſtrats hiermit ein. — Gott ſegne Ihre Arbeit! (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Mein ſehr geehrter Herr Stadtrat! Es gereicht mir zur großen Freude, Sie im Namen der Stadtverordnetenverſammlung bei Ihrer Einführung in Ihre zweite Amtsperiode begrüßen zu können. Wenn die Stadtverordneten Sie mit ſo großer Mehrheit wiedergewählt haben, ſo lag darin einerſeits die Anerkennung für Ihre in der Vergangenheit geleiſteten Dienſte und anderer⸗ ſeits der Ausdruck des Vertrauens und der Hoffnung, daß auch Ihre weitere Tätigkeit im Dienſte unſerer Stadt ihr zum Segen gereichen werde. Unzweifel⸗ haft iſt das Dezernat, das Sie verwaltet haben und weiter, wie ich nach den Ausführungen des Herru Oberbürgermeiſters anzunehmen berechtigt bin, ver⸗ walten werden, ein ungemein ſchwieriges und kom⸗ pliziertes, das die Kraft eines ganzen Mannes erfor⸗ dert. Sie bringen Ihrem Reſſort Herz und Einſicht entgegen, und die erforderlichen Mittel bewilligen Ihnen die übereinſtimmenden Beſchlüſſe der ſtädtiſchen Körperſchaften. Möge es Ihnen gelingen, auch weiterhin Ihres Amtes zu allſeitiger Genugtuung zu walten. Das iſt mein, das iſt unſer aller Wunſch. (Bravo!) Stadtrat Samter: Sehr verehrter Herr Ober⸗ bürgermeiſter! Sehr verehrter Herr Stadtverordneten⸗ amſtehe Geſtatten Sie mir, Ihnen beiden herz⸗ lichen und aufrichtigen Dank für die freundlichen Worte auszuſprechen, die Sie beim Eintritt in meine zweite Amisperiode mir dargebracht haben. Laſſen Sie mich zugleich Ihnen, meine Herren Stadt⸗ verordneten herzlich danken, für das Vertrauen, das Sie mir durch meine mit ſo großer Majorität erfolgte Wiederwahl erwieſen haben. Wenn ich noch einige Worte hinzufügen darf, ſo bitte ich mir noch folgende Ausführungen zu geſtatten. Ich bin in den 12 Jahren, die ich die Ehre habe im Dienſte der Stadt Charlottenburg zu ſtehen, bemüht geweſen, in unſere Armenverwaltung hinein⸗ zutragen, in ſie Eingang zu verſchaffen und ſie mehr und mehr davon durchdringen zu laſſen, von dem ſozialen Geiſt, dem Geiſt der modernen Armenpflege,