e 219 —— Ich möchte aber doch in der Stadwerordnetenver⸗ ſammlung davor warnen, daß man im Übereifer in offtzieller Weiſe Anfragen an den Magiſtrat in der Offentlichkeit richtet, die, wenn man ſie genau anſieht, doch noch nicht an der Zeit ſind. Dieſelbe Beſchwerde der Anlieger iſt auch an mich gelangt, und ich habe ohne den Apparat der öffentlichen Anfrage mich beim Magiſtrat informiert und bereits unter dem 20. Juni die betreffenden Beſchwerdeführer über die Angelegen⸗ heit aufgeklärt. Ich meine, wenn wir Ende März im Etat Mittel für die Pflaſterung einer Straße eingeſtellt haben, dann müſſen wir es dem Magiftrat überlaſſen, wie er den Arbeitsplan zur Ausführung dieſer Arbeiten geſtalten will. (Sehr richtig!) Wir müſſen natürlich darauf dringen, daß die Ar⸗ beiten auch in dem Etatsjahr ausgeführt werden; aber wir müſſen uns davor hüten, den Arbeitsplan zu unterbrechen zugunſten eines einzelnen unzufriedenen Anliegers. Wenn das auch nicht die Abſicht des Herrn Anfrageſtellers geweſen iſt, ſo, glaube ich doch, ſollte man den Wert der Anfrage nicht herunterſetzen, indem man zu leicht auf ſolche Dinge eingeht, die ſich privatim durch Anfragen beim Magiſtrat viel ſchneller und kürzer erledigen laſſen. Man ſollte die offiziellen Anfragen für wichtigere Dinge reſervieren. Stadtv. Gredy: Meine Herren, ich kann nur konſtatieren, daß die Anfragenden weiter nichts ge⸗ wollt haben als eine Antwort auf eine Frage von allgemeinem Intereſſe. Meines Erachtens waren die Anfragenden vollſtändig im Recht und haben ſich in keiner Weiſe etwa vergangen, indem ſie die Sache hier vorbrachten, noch dazu, wie ich mir ſchmeichle es getan zu haben, in einer vollſtändig ſachlichen Weiſe. Stadtu. Dr. Borchardt: Meine Herren, auch ich muß geſtehen, daß ich durchaus nicht finden kann, daß der Weg der inoffiziellen, der vertraulichen Anfrage beim Magiſtrat in derartigen Angelegenheiten der geeignetere iſt gegenüber der offiziellen Anfrage, durch welche die Antwort des Magiſtrats ſofort in die breiteſte Offentlichkeit dringt, zumal der Magiſtrat ja mehrfach uns recht lange auf die Beantwortung unſerer Anfragen warten läßt. Ich erinnere nur an die Anfrage, die meine Freunde heute eingebracht haben in bezug auf einen Antrag, bei dem der Ma⸗ giſtrat nunmehr ſchon ein halbes Jahr hat verſtreichen laſſen, ohne uns irgendeine Nachricht zugehen zu laffen. Ich kann mich alſo der vom Herrn Vor⸗ ſteher⸗Stellvertreter geäußerten Anſicht über die Zweck⸗ mäßigkeit reſp. Unzweckmäßigkeit ſolcher Anfragen nicht anſchließen. Das Wort habe ich hier nun allerdings nicht zu der geſtellten Anfrage genommen, ſondern im weſentlichen nur wegen einer Bemerkung des Herrn Oberbürgermeiſters, die in einem direkten Zuſammen⸗ hange mit der Anfrage nicht ſtand. Bei der Mit⸗ teilung über die Verpflichtung der Waſſerwerke be⸗ züglich der Verlegung der Rohre in der Kantſtraße floß dem Herrn Oberbürgermeiſter die Bemerkung mit unter: Wenn die Waſſerwerke ſich fortgeſetzt weigern, die Rohre zu verlegen, dann würde die Aſphal⸗ tierung auch ſo Giuen. wie die Rohre jetzt liegen, — ſie würden alſo ſpäter unter dem Aſphalt liegen. Darin ſcheint ja beinahe die Anſicht ausgeſprochen: wenn die Charlottenburger Waſſerwerke in bezug auf irgendeinen Punkt ihres Vertrages anderer Meinung ſind als wir und demgemäß ſich weigern, unſerer Forderung nachzugeben, dann müſſen wir ohne weiteres verzichten, unſere Meinung zur Geltung zu bringen. Einer ſolchen Anſicht follte man doch wohl widerſprechen. Wenn es wirklich im höchſten Maße unpraktiſch wäre, daß die Rohre unter dem Aſphalt liegen, dann ſollte man doch jedenfalls die Charlotten⸗ burger Waſſerwerke zwingen, die Rohre vor cder Aſpaltierung zu verlegen, und über die Frage der Koſtentragung nachher an zuſtändiger Stelle die Ent⸗ ſcheidung treffen laſſen. tt f. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, ich bin vom Herrn Vorredner mißverſtanden worden. Ich freue mich, daß er das zu erkennen gegeben hat, damit ich Gelegenheit babe, mich darüber zu äußern. Ich habe geſagt: wir werden nunmehr, ſei es wie es auch ſei, wie ſich die Waſſerwerke entſcheiden werden, an die Pflaſterung herantreten. Es iſt möglich, daß wir in einen Prozeß verwickelt werden; über die Rechtsfrage hat der Magiſtrat noch keinen Beſchluß gefaßt, vorläufig hat ſich die ganze Sache nur im Stadinm der Verhandlungen bewegt, und der Magiſtrat „wird alſo erſt zu dieſer Weigerung der Waſſerwerke Stellung nehmen. Zu welcher Stellung er lommen wird, weiß ich noch nicht, da ich ſelbft die Frage näher zu prüfen noch nicht in der Lage geweſen bin. Aber, meine Herren, wenn es zu einem Prozeß kommen ſollte, dann können wir unmöglich mit der Asphaltierung der Kantſtraße ſolange warten, bis der Prozeß zu Ende iſt. Eer, , tt (Sehr richtigh))/ Deshalb habe ich geſagt: Wir werden, wie ſich auch die Sache entwickeln möge, ob wir uns verſtändigen oder nicht, die Pflaſterung ſelbſt auf die Gefahr hin vornehmen, daß die Rohre nicht im Bürgerſteig, ſondern im Fahrdamm liegen. Das iſt nicht ein Zurückweichen vor der Anficht der Waſſerwerke, for dern eine praktiſche Maßnahme, um unſern Bürgern entgegenzukommen, die ſich auch ſchon beſchwert haben. Es ſind mir Beſchwerden zugegangen, auch durch die Zeitungen hat man davon gehört, daß es zu lange dauere, daß die Kantſtraße endlich fertig geſtellt werde. Auch da hat man natürlich wieder auf den Magiſtrat geſchlagen, der immer Schuld haben ſoll. Der Magiſtrat hat aber auch in dieſem Falle keine Schuld, wie ans meinen Ausführungen hervorgeht. Vorſteher Roſenberg: Das Wort wird nicht weiter verlangt. Wir verlaſſen dieſen Gegenſtand. Wir kommen zu Nr. 21 der Tagesordnung: Feſtſetzung der Sitzungstage für das II. Halb jahr 1906. — Druckſache 264. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung ſtimmt dem Vorſchlage zu, als Sitzungstage für das II. Halbiahr 1900 12. September K e, 3., 17., 31. QOktober“ 14. November 5., 19. Dezember feſtzuſetzen.) Gegen die Vorſchläge des Bahlausſchuſſes ſind Einwendungen nicht erhoben worden. 1 Ich ſchließe hiermit die öffentliche Sitzung. Minnten.) 1 11 (Schluß der Sitzung 7 Uhr 20 Druck von A dolf Gertz, Charlottenburg.